Sie hiessen Andrei Suchowetsky, Oleg Mitjajew oder Wladimir Frolow – und sie alle waren hochrangige Generäle der russischen Armee, die im Ukraine-Krieg getötet wurden. Ukrainischen Angaben zufolge haben bereits 12 russische Generäle an der Front ihre Leben verloren – eine Zahl, die Militäranalysten erstaunt.
Nun enthüllt die «New York Times», wie die ukrainische Armee bei ihren erfolgreichen Angriffen auf russische Generäle teilweise auf Informationen aus den USA zurückgreift. Die Zeitung beruft sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs.
Der «New York Times» zufolge versorgen die USA die Ukraine mit Informationen über russische Truppenbewegungen im ostukrainischen Donbas. Die ukrainische Armee ergänze diese Angaben mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung, so die Beamten. Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigt, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, «die sie braucht, um sich verteidigen zu können».
Zu Details äussere man sich aber nicht, um Quellen und Erfassungsmethoden nicht zu gefährden, wie die Beamten der «New York Times» sagten – allerdings seien unter anderem geheime Satelliten im Spiel. Die Beamten lehnten es zudem ab, zu enthüllen, wie viele der 12 Generäle infolge der US-Hilfe getötet worden waren.
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Und die US-Quellen dementierten der «New York Times» zufolge auch, Infos über einen Frontbesuch des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow weitergegeben zu haben. Der ranghöchste russische Offiziere hatte sich am Wochenende an einem Ort in der Ostukraine aufgehalten, kurz darauf startete ein ukrainischer Angriff auf die Position.
Die Weitergabe von Geheimdienstinformationen sei Teil der verstärkten US-Unterstützung, wie die «New York Times» schreibt. Trotz der anfänglichen Zurückhaltung liefern die USA neben den Informationen mittlerweile auch schwerere Waffen und Hilfe in zweistelliger Milliardenhöhe.
Ursprünglich hatte die US-Regierung versucht, einen Grossteil ihrer Informationen über die Kampfhandlungen geheim zu halten. Denn es wurde befürchtet, dass die Weitergabe von Informationen dem russischen Präsidenten Waldimir Putin einen Vorwand liefern könnte, den Krieg über die Ukraine hinaus eskalieren zu lassen.
Unterdessen kommen aber andere Töne aus den USA. Evelyn Farkas, die ehemalige Beauftragte des Verteidigungsministeriums für Russland und die Ukraine in der Regierung Obama sagte der «New York Times» zufolge:
Und weiter:
Nach der Erst-Veröffentlichung des Artikels in der «New York Times» sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates in einer Erklärung, dass die Informationen über das Schlachtfeld den Ukrainern eigentlich nicht in der Absicht zur Verfügung gestellt würde, um russische Generäle zu töten.
Doch unter den neusten US-Waffenlieferungen befindet sich auch eine Switchblade-Drohne, die zur Identifizierung und Tötung einzelner Soldaten eingesetzt werden kann. Theoretisch könnte damit ein General ausgeschaltet werden, der in einem Fahrzeug sitzt oder an der Frontlinie Befehle erteilt.
Moskau hat sich zum angeblichen Verlust der Generäle nicht geäussert. Der Tod solch ranghoher Offiziere gilt als ungewöhnlich. Allerdings mussten sich bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges viele Generäle selbst an die Front begeben und setzten sich damit der Gefahr aus, getroffen zu werden.
(yam mit Material der sda/dpa)