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Ukraine

Polen wollen russische Botschaft in Warschau «annektieren»

Protestaktion: Schein-Referendum über die Annexion der russischen Botschaft in Warschau, Polen.
Hunderte Menschen beteiligten sich an der Aktion und bildeteten eine lange Warteschlange.Bild: Twitter/UKRINform

Polen wollen russische Botschaft in Warschau «annektieren»

Hunderte Menschen haben am Samstag in Warschau über die Annexion der russischen Botschaft abgestimmt. Es handelt sich um eine ungewöhnliche, ironische Protestaktion gegen die russischen Annexionen in der Ukraine.
16.10.2022, 04:1816.10.2022, 12:19
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«Annexionen sind in dieser Saison in Mode», erklärten die Organisatoren der ungewöhnlichen, sarkastischen Protestaktion. Sie spielten damit auf die von Russland verkündete Annexion von vier ukrainischen Regionen an, die von einem Grossteil der Welt als ungültig verurteilt werden.

Gehüllt in die blau-gelbe ukrainische Flagge und mit Protestplakaten standen die Menschen in einer langen Warteschlange, um schliesslich ihre Stimmzettel in die vor dem palastartigen Botschaftsgebäude in Warschau aufgestellte Wahlurne zu werfen. Der Stimmzettel enthielt die Frage, ob Polen die russische Botschaft annektieren soll. Als Antwort standen drei Optionen zur Auswahl – alle drei waren ein «Ja».

«Das hier ist eine wesentlich demokratischere Idee als diese Referenden auf ukrainischem Territorium, die unter Gewehren und Raketen abgehalten wurden», sagte die in Warschau lebende ukrainische Anwältin Marija Wolkolup. Der 46-jährige Russe Grigorij, der seine Heimat im August verlassen hatte, nahm nach eigenen Worten an der Protestaktion teil, um seine Unterstützung für die Ukraine zu demonstrieren. «Ich verurteile diesen von Putin angezettelten Krieg und ich will zeigen, dass nicht alle Russen ihn unterstützen», sagte er.

«Das hier ist eine wesentlich demokratischere Idee als diese Referenden auf ukrainischem Territorium.»
Marija Wolkolup, ukrainische Anwältin

Als neue Nutzung für das Botschaftsgebäude nach der Annexion schlugen die Organisatoren verschiedene Optionen vor, darunter eine Flüchtlingsunterkunft, ein Kulturzentrum, ein Zoo – und öffentliche Toiletten. Organisiert wurde die Protestaktion von einem losen Zusammenschluss aus Bürger- und Menschenrechtsorganisationen. Nach eigenen Angaben wollen sie die polnische Regierung in einem offenen Brief auffordern, den russischen Botschafter auszuweisen. (con/sda/afp)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luna Merlin
16.10.2022 06:25registriert Dezember 2021
Wunderbar! 🙂 Die Leute haben Mut und Humor 🙃.
Die Polen haben längst verstanden, worum es hier wirklich geht. Was man von der CH - Bevölkerung leider noch nicht in diesem Masse behaupten kann (kommt hoffentlich noch).
Alleine die Idee und die zahlreichen Menschen, welche mitmachen, sind ein starkes Zeichen.
Ein Stachel mehr, den Moskau etwas schmerzen wird 😉.
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Kenshiro
16.10.2022 06:15registriert Dezember 2017
Öffentliche Toilette 🤣
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Bächli
16.10.2022 08:08registriert März 2020
Russland ist ein kriminelles Netzwerk und hat nichts mehr mit einem Staat am Hut. Es sollten alle Diplomaten ausgewiesen und die Botschaften geschlossen werden, bis dort wieder eine einigermassen glaubwürdige Regierung steht.
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