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Ukraine

«Wegwerf-Truppen» – diese Einheiten verheizt Russland jetzt an der Front

«Wegwerf-Truppen» – diese Einheiten verheizt Russland jetzt an der Front

Die russische Taktik im Krieg gegen die Ukraine hat sich deutlich geändert. Das zeigen Daten von gefallenen Russen seit Beginn des Krieges.
19.06.2023, 04:0819.06.2023, 04:08
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Ein Artikel von
t-online

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine sterben für Russland mittlerweile insbesondere ehemalige Häftlinge und Reservisten und weniger reguläre Soldaten. Das berichten die BBC und die unabhängige russische Medienorganisation Mediazona nach gemeinsamen Recherchen.

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Ein russischer T-90-Panzer.Bild: keystone

In den ersten drei Monaten nach Beginn des Krieges waren es laut den Recherchen vor allem 21-jährige Berufssoldaten, die an der Front gefallen sind. Mittlerweile habe sich der Durchschnitt der toten russischen Kämpfer deutlich verändert. So sterben in den vergangenen drei Monaten im Durchschnitt vor allem ehemalige, 34-jährige Häftlinge, die mit einer Prämie und der Freiheit als Lockmittel aus den Gefängnissen rekrutiert wurden.

So seien in den letzten drei Monaten 1'236 solcher ehemaligen Häftlinge gestorben, dazu kommen 752 Wagner-Söldner, 780 mobilisierte Zivilisten und 484 Freiwillige, die sich nach der Invasion gemeldet haben. Dagegen stehen 148 getötete Offiziere und 398 Gefreite und Unteroffiziere. In den ersten drei Monaten starben den Recherchen zufolge hingegen 792 Offiziere und 2'279 Gefreite und Unteroffiziere, 280 Freiwillige und nur 22 Wagner-Söldner.

Insgesamt zählen BBC und Mediazona seit Kriegsbeginn mindestens 25'000 tote russische Kämpfer. Die beiden Medien nehmen allerdings nur gefallene Kämpfer in ihre Recherche auf, deren Tod sie sicher belegen können. Deshalb verweisen sie darauf, dass die Zahl der tatsächlich Gefallenen deutlich höher liegen wird. Die ukrainische Regierung spricht von knapp 220'000 russischen Opfern, die russische Regierung behauptet, dass bisher nur 6'000 russische Kämpfer gefallen seien, berichtet die BBC.

Die Soldaten, die nicht professionell ausgebildet sind und aktuell am häufigsten sterben, würden wie «Wegwerf-Truppen» eingesetzt werden, ordnet Jack Watling, Experte am britischen Royal United Service Institute (RUSI), die Situation für die BBC ein. Sie sollen ukrainische Streitkräfte mürbe machen und die Stellungen der ukrainischen Artillerie für spätere Angriffe ausfindig machen. «Sie werden mit der Erwartung in den Krieg geschickt, dass sie sterben», so Watling. Ausgebildete Soldaten setzte Russland nur ein, um Angriffe durchzuführen, wenn die Bedingungen für sie günstig seien.

Verwendete Quellen:

  • bbc.co.uk: "Counting Russia's dead in Ukraine - and what it says about the changing face of the war" (englisch)
  • mil.gov.ua: "The total combat losses of the enemy from 24.02.2022 to 18.06.2023" (englisch)

(t-online, csi)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DaskönnteSieauchnichtinteressieren
19.06.2023 05:51registriert Februar 2014
Einfach nur zynisch und zutiefst menschenverachtend - und zugleich das Lieblings-Partnerregime unserer SVP, das kann man gar nicht oft genug wiederholen.
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roger_dodger
19.06.2023 07:25registriert Februar 2016
Der Begriff Kanonenfutter ist nicht umsonst entstanden, ist heute genau noch so wie früher.
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Pat da Rat
19.06.2023 07:11registriert Mai 2022
Wer sich mit der Geschichte Russlands resp der Sovietunion etwas beschäftigt, der weiss, dass dies lange Tradition hat. RU/SU haben in jedem Konflikt schlechtausgebildete Wehrpflichtige und Zwangsrekrutierte verheizt. Das geht zurück bis zum Krim-Krieg Mitte des 19. Jahrhundert (Über die Qualität der russ. Truppen in den Napoleonischen Kriegen findet man eher wenig). Menschen, spez. die unteren Gesellschaftsschichten, hatten und haben nie einen Wert für die jew. Machthaber. Die Elite zelebriert einen Toten-/Opferkult fürs Mutterland (Mother Russia) und die "Unteren" sollen dafür sterben.
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