International
UNO

Sudan, Gaza, Myanmar: 1,5 % der gesamten Weltbevölkerung vertrieben

Trauriger Rekord: 1,5 Prozent der gesamten Weltbevölkerung vertrieben

13.06.2024, 07:4913.06.2024, 07:49
Mehr «International»

So viele Menschen wie nie zuvor sind weltweit vor Gewalt, Krieg, Konflikten und Verfolgung auf der Flucht. Im Mai waren es 120 Millionen, fast zehn Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag in Genf berichtete.

Es war der zwölfte Anstieg der Zahlen in Folge. Rund 1,5 Prozent der gesamten Weltbevölkerung ist damit aus ihrer Heimat vertrieben, wie aus dem neuen Weltflüchtlingsbericht hervorgeht.

Gut zwei Drittel der Menschen sind innerhalb der Grenzen des eigenen Heimatlandes auf der Flucht. Zwei Drittel der über die Grenzen Geflohenen leben in Nachbarländern, die grossteils selbst arm sind. Die meisten Menschen harren dort in der Hoffnung aus, zügig in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Deutschland hat nach den USA die meisten Asylgesuche

Bei den Menschen, die keine Chance auf baldige Rückkehr sehen, standen die USA und Deutschland hoch im Kurs: Die USA verzeichneten mit Abstand die meisten Asylanträge, insgesamt 1,2 Millionen. Danach folgte mit grossem Abstand Deutschland mit rund 330'000 Anträgen, vor Ägypten, Spanien und Kanada.

Die Zahlen sind von Jahr zu Jahr nur bedingt vergleichbar, weil die Datenlage in manchen Ländern besser wird und die Erhebungsmethoden sich teils ändern. Rekorde beziehen sich auf den Zeitraum seit 1951, als das UNHCR erstmals Flüchtlingszahlen ermittelte.

A sampling of East African cuisine is prepared at the Baobab Fare restaurant, Friday, May 24, 2024, in Detroit. For Hamissi Mamba and Nadia Nijimbere _ who own Baobab Fare in Detroit _ a win among the ...
Geflüchtete aus Burundi eröffneten in den USA ein Restaurant.Bild: keystone

Die grössten Vertreibungen 2023

Der Machtkampf zwischen Armee und Milizen im Sudan und der israelische Krieg gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gehören zu den Katastrophen, die 2023 Millionen Menschen ins Elend gestürzt haben. Grosse Vertreibungen gab es zudem in Myanmar und in der Demokratischen Republik Kongo.

epa11284123 Refugees look on during a visit by UN High Commissioner for Human Rights Volker Tuerk (not pictured) to the Bulengo camp for internally displaced people, near Goma, Democratic Republic of  ...
Geflüchtete in der Demokratischen Republik Kongo.Bild: keystone

Die Zahlen kompakt

120 Millionen Vertriebene weltweit, Stand Mai 2024. Der Bericht bezieht sich in seinen Analysen allerdings immer auf das Kalenderjahr 2023. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 waren es 117,3 Millionen Vertriebene, acht Prozent mehr als Ende 2022. 68,3 Millionen suchten im eigenen Land Zuflucht. Diese Zahl ist 50 Prozent höher als vor 5 Jahren. Deutschland ist das Land mit der viertgrössten Flüchtlingsgruppe. Das UNHCR nennt die Zahl 2,6 Millionen, hinter Iran (3,8 Millionen), der Türkei (3,3 Millionen) und Kolumbien (2,9 Millionen).

  • Sudan: seit April 2023 mehr als neun Millionen Vertriebene, darunter 1,9, die ins Ausland flüchteten.
  • Gazastreifen: 1,7 Millionen Vertriebene, rund 75 Prozent der Bevölkerung.
  • Myanmar: 2,6 Millionen Vertriebene durch die Kämpfe der Militärdiktatur gegen Aufständische, doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.
  • Syrien: bleibt mit 13,8 Millionen Vertriebenen im In- und Ausland die grösste Flüchtlingskrise weltweit.
  • Afghanistan: 10,9 Millionen Vertriebene, davon gut 6,4 Millionen im Ausland. Damit sind Afghanen die grösste Gruppe von Flüchtlingen im Ausland.
  • Ukraine: 9,7 Millionen Vertriebene, rund 6 Millionen davon im Ausland.
FILE- Balkissa Barro, 10, center, walks to school with friends in the Burkina Faso village of Dori Tuesday Oct. 20, 2020. More than half of the displaced by growing violence between Islamic extremists ...
Auch in Burkina Faso müssen viele wegen gewalttätigen Islamisten flüchten.Bild: keystone

Klimakrise verschärft Lage

Regionen, die durch Konflikte, Armut, Hunger und schlechte Regierungsführung geprägt sind, liegen auch dort, wo die Klimakrise besonders spürbar ist, heisst es in dem Bericht:

«Ende 2023 lebten fast drei Viertel der gewaltsam Vertriebenen in Ländern, die hohen bis extrem hohen klimabedingten Gefahren ausgesetzt waren.»

Dazu gehörten die Demokratische Republik Kongo, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen.

Der Kampf um Ressourcen in Zufluchtsländern, die vom Klimawandel stark betroffen sind, könne weitere Fluchtbewegungen auslösen, etwa dort, wo das Trinkwasser schon knapp ist, oder Dürre immer mehr Ernten vernichtet und Vieh mangels Wasser und Nahrung verendet. (rbu/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
29 Bilder, welche die Flucht aus Wowtschansk zeigen
1 / 31
29 Bilder, welche die Flucht aus Wowtschansk zeigen
Am 10. Mai haben die russischen Streitkräfte in der ukrainischen Region Charkiw eine neue Offensive lanciert. Im Visier steht dabei vor allem die Stadt Wowtschansk und umliegende Dörfer.
quelle: keystone / george ivanchenko
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Ich stelle mein Handy nie auf lautlos» – Oksana erzählt von ihrem Leben seit der Flucht
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
    Rund 100 Migranten binnen 24 Stunden aus dem Ärmelkanal gerettet

    Fast 100 Migranten sind binnen 24 Stunden aus dem Ärmelkanal gerettet worden. Zwischen Donnerstagabend und Freitagabend seien insgesamt 99 Menschen bei mehreren Rettungsaktionen geborgen worden, erklärten die französischen Behörden am Samstag.

    Zur Story