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Kapitol-Stürmerin verweigert Trumps Begnadigung

Pamela Hemphill lehnt Trumps-Begnadigung ab. MAGA-Granny. Kapitol-Stürmer.
Pamela Hemphill lehnt Trumps-Begnadigung ab.Bild: Instagram/bscott

«Wir haben Unrecht getan»: Kapitol-Stürmerin verweigert Trumps Begnadigung

Eine ehemalige Trump-Anhängerin lehnt die Begnadigung des Präsidenten entschieden ab. Das sind ihre Gründe.
23.01.2025, 09:5823.01.2025, 13:39
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Am 6. Januar 2021 haben Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt, um die Bestätigung von Joe Bidens Wahlsieg zu verhindern. Zahlreiche Beteiligte wurden in der Folge festgenommen. Nach seiner neuerlichen Amtsübernahme hat Trump am Montag als eine seiner ersten Handlungen rund 1500 dieser Personen begnadigt – eine Verurteilte möchte davon aber nichts wissen.

Dabei handelt es sich um Pamela Hemphill, die dazumal auf Social Media als «MAGA Granny» bekannt wurde. Die heute 71-Jährige bekannte sich vor Gericht schuldig und wurde zu 60 Tage Gefängnis, drei Jahren Bewährung und 500 Dollar Busse verurteilt. Die Begnadigung durch Trump lehnte sie ab. Sie begründet gegenüber BBC:

«Wir haben an diesem Tag Unrecht getan.»

«Ich habe mich schuldig bekannt, weil ich schuldig bin»

Hemphill ist der Meinung, dass es für niemanden eine Begnadigung geben dürfe, da dies eine Beleidigung für die Polizeibeamten des Kapitols, den Rechtsstaat und die Nation sei. Weiter meint sie: «Ich habe mich schuldig bekannt, weil ich schuldig bin. Die Annahme einer Begnadigung dient dazu, ihre falschen Darstellungen zu unterstützen.» Dabei bezieht sich Hemphill auf Trump und seine Anhänger.

Weitere Ausführungen machte die ehemalige Trump-Anhängerin gegenüber CNN:

«Sie versuchen, die Geschichte umzuschreiben und zu behaupten, der 6. Januar sei kein Aufstand gewesen. Und ich möchte nicht Teil davon sein. Es war ein Aufstand. Es war ein Aufruhr.»

Hemphill wies bei auch die oft verbreitete Behauptung zurück, das US-Justizministerium würde Trump-Anhänger schlechter behandeln. «Tatsächlich hatte ich einen wunderbaren Richter», erklärte sie, «ich bin froh, keine längere Haftstrafe bekommen zu haben, aber ich will auch nichts mit einer Begnadigung zu tun haben.»

«Und ich war ein Teil dieser Kacke»

Hemphill sagt von sich selbst, sie sei nie besonders politisch gewesen. In einem Interview mit dem «Spiegel» aus dem Jahr 2024 erzählte sie von einer schwierigen Kindheit und einem bewegten Leben, das von Gewalt und Missbrauch geprägt war und in dem auch Drogen eine Rolle spielten. Später, im Ruhestand, sei dann die Einsamkeit gekommen. Eines Tages habe sie die «MAGA Girls», eine Gruppe rechter Frauen, in Idahos Hauptstadt Boise entdeckt. Sie habe sich ihnen angeschlossen und begonnen, deren Kundgebungen mit dem Handy live zu streamen.

«Ich hatte schnell viele Follower», so Hemphill in dem Interview. «Ich wurde süchtig nach Drama. MAGA ist ein einziges Drama. Es ist wie ein Schuss Heroin. Allein wie sie sprechen. Gruselgeschichten», schildert sie. Später stieg Hemphill dann bei der antistaatlichen Bewegung «People’s Rights» ein, die vom rechtsradikalen Aktivisten Ammon Bundy in Idaho gegründet worden war. Das sei dann auch ihre «Einstiegsdroge» gewesen, die später auch zu ihrer Beteiligung am Kapitol-Sturm geführt habe. «Es war der schlimmste Tag der Geschichte», so Hemphill. «Und ich war ein Teil dieser Kacke.»

(sav) mit Ergänzungen von t-Online

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So berichtet die Zeitungen über den Sturm auf das Kapitol
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«Newsday»: Kapitales Chaos
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Kapitol-Sturm: Video zeigt bange Minuten im Kongress
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141 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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D.Enk-Zettel
23.01.2025 10:07registriert Oktober 2021
es gibt nicht viele Menschen, vor welchen ich den Hut ziehe. Sie aber gehört definitiv dazu. Alle Achtung
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Kommentar*innen
23.01.2025 10:13registriert Juni 2018
Eine, die sich getraut zu reflektieren, bereut und sich getraut ihr Inneres mit der Öffentlichkeit zu teilen. Chapeau.
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Rock'n'Rohrbi
23.01.2025 10:16registriert März 2017
Hut ab vor soviel Selbstreflektion und Eingestöndnis der Vergangenheit… diese Frau hat gelernt und kann sich öffentlich darstellen. Wer dann noch die Begnadigung ablehnt hat ehrlich gesprochen. Unabhängig von der Schwere der Straftat und dem Urteil …sie hätte es auch einfach hinnehmen können.
Hoffe das macht Schule und lässt viele folgen…
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    Und dann ist da beim Quadrell plötzlich ... Zürich?🤨
    Wenn es um Wohnungsnot geht, liefert offenbar kaum eine Stadt passendere Bilder als Zürich.

    Die deutschen Kanzlerkandidaten traten im TV zum Quadrell an und debattierten über Deutschlands aktuelle politische Themen und Probleme. Nebst Themen wie Migration, dem Umgang mit den USA und der Ukraine oder der Rolle der AfD sprachen die deutschen Spitzenpolitiker auch über Wohnungsnot. Wie in vielen Schweizer Städten kämpft auch Deutschlands Bevölkerung mit knappem Wohnraum und hohen Mieten.

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