In knapp sieben Wochen entscheiden Amerikanerinnen und Amerikaner, wen sie ins Weisse Haus schicken. Rund 6,5 Millionen von ihnen leben im Ausland. Um diejenigen in der Schweiz zu mobilisieren, ist Vinz Koller aus Kalifornien eingereist. Vor einem Anlass der «Democrats Abroad» trifft sich der Wahlmann zu einem Gespräch mit CH Media.
In den letzten Monaten gab es zwei Attentate auf Donald Trump. Wird der Ex-Präsident zu schlecht beschützt?
Vinz Koller: Es braucht künftig auf jeden Fall zusätzliche Schutzmassnahmen. Wir haben dieses Jahr die aussergewöhnliche Situation, dass der republikanische Kandidat gleichzeitig Ex-Präsident ist. Das Gefahrenpotenzial ist gestiegen. Es kann nicht sein, dass es am Schluss fast Zufall ist, dass ein Präsidentschaftskandidat noch lebt. Das geht in einer Demokratie nicht.
Anders als nach dem ersten Attentat hat Donald Trump dieses Mal deutlich den Demokraten die Schuld für die Attacke gegeben. Tragen sie eine Mitschuld?
Das ist ein schwieriges Thema. Die Motivation des Schützen im ersten Attentat ist bis heute nicht ganz geklärt. Im aktuellen Fall spielte der Hass auf Trump sicher eine grössere Rolle. Deshalb kann er den Demokraten jetzt eher die Schuld geben. Rein aus strategischer Perspektive würde ich das Trump wohl auch raten. Die extreme Rhetorik kommt aber vor allem aus dem Trump-Lager, nicht einmal von den Republikanern. In der Partei waren Angriffe wie zum Beispiel derjenige von Donald Trump gegen die haitianischen Migranten, die angeblich Haustiere essen, ein Tabu. Die politischen Führerinnen und Führer waren sich bewusst, dass es nur eine Person braucht, die sich eine hetzerische Aussage zu Herzen nimmt und zur Waffe greift – die sind bei uns ja sehr einfach erhältlich. Donald Trump hat diesen Filter nicht. Bei den Demokraten hingegen wird grundsätzlich keine Sprache der Gewalt toleriert.
Aussagen wie «Donald Trump ist eine Gefahr für die Demokratie» könnten aber auch als Aufforderung zum Handeln verstanden werden.
Trumps Anhänger haben einen Putschversuch durchgeführt. Es ist schwierig, das nicht als Gefahr für die Demokratie zu sehen. Ausserdem haben einige ranghohe Republikaner wie der ehemalige republikanische Vizepräsident unter George W. Bush, Dick Cheney, dasselbe gesagt. Der gesamte politische Diskurs ist in den USA zurzeit auf einem noch nie dagewesenen Niveau. Was sich Anhänger beider Parteien in den sozialen Medien zum Teil an den Kopf werfen, ist haarsträubend. Auch Demokraten sprechen mittlerweile zum Beispiel JD Vance in ihrer Kritik eine gewisse Menschlichkeit ab. Das ist gefährlich.
Haben Sie auch Angst vor einem Attentat auf Kamala Harris?
Natürlich, vor allem seit den beiden Attentaten, mache ich mir sehr grosse Sorgen. Ich erinnere mich noch an den Wahlkampf von Barack Obama. Er war der erste Kandidat, der bereits in der Vorwahl vom Secret Service beschützt wurde. Mir ist bis heute aber kein geplanter Angriff auf ihn bekannt. Das Gefahrenpotenzial abzuschätzen, ist sehr schwierig. Bisher glaubten wir aber, der Secret Service habe das unter Kontrolle.
Was sind die Auswirkungen des zweiten Attentats auf den Wahlkampf?
Nach dem ersten Angriff dachten viele, der Vorfall könne die Wahl mitentscheiden. Beim zweiten wurde meines Erachtens im Ausland fast mehr darüber berichtet als in den USA. Das Land ist bei Gewalttaten traurigerweise abgehärtet.
Umfragen zufolge hat Kamala Harris nach ihrer Debatte gegen Donald Trump ihren Vorsprung auf den Republikaner ausgebaut. Auch Hillary Clinton lag 2016 in vielen Umfragen vor Donald Trump. Sie verlor dennoch. Reicht Harris' Vorsprung, um im November die Wahl zu gewinnen?
Der Nachteil der Demokraten im US-Wahlsystem ist massiv. Hillary Clinton hatte fast drei Millionen Stimmen mehr als Donald Trump, als sie die Wahl verlor. In fast allen Staaten gilt das «Winner takes all»-Prinzip. Die Stimmen der Minderheit werden also jeweils «ausgelöscht». Auf das ganze Land übertragen, werden mit diesem System deutlich mehr demokratische Stimmen gelöscht. Donald Trump könnte zum Beispiel mit sieben Millionen Stimmen weniger als Kamala Harris gewinnen. Wenn sie sagt, sie sei der «Underdog», dann ist das also wirklich so. Auch weil Donald Trump einer der bekanntesten Menschen auf der Welt ist, nicht nur in politischen Kreisen. Kamala Harris ist das nicht. Die Partei hat gerade mal drei Monate Zeit, um sie dem Land vorzustellen. Das ist ein extremer Nachteil. Aber: Hätte der Wechsel von Joe Biden zu ihr nicht stattgefunden, wäre die Wahl wohl schon verloren gewesen.
Um die Wahl für sich zu entscheiden, muss Kamala Harris in den Swing States gewinnen. Wie will sie das schaffen?
Staaten wie Kalifornien oder Texas spielen für ihr Wahlkampfteam keine Rolle mehr, dort wird kein Geld mehr investiert. Die Zeit drängt. Der Fokus liegt auf Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin. Das führt auch dazu, dass ein Thema wie Fracking, das in Pennsylvania sehr wichtig ist, national plötzlich sehr viel Gewicht bekommt.
Was muss sie dort machen, um Stimmen zu gewinnen?
Eine Trump-Anhängerin aus meinem Bekanntenkreis war nach der Debatte völlig verblüfft. Sie war der festen Überzeugung, Kamala Harris sei dumm, weil sie in den rechten Medien so dargestellt wird. Die Frau wird dieses Jahr für Harris stimmen. Die Aufgabe des Wahlkampfteams ist also klar: Harris muss sich vorstellen – in Supermärkten, Landesmessen, regionalen Fernsehsendern.
Bisher hat Kamala Harris aber nur sehr wenige Interviews gegeben, wieso?
Die nationalen Medien spielen für ihren Wahlkampf zurzeit keine entscheidende Rolle. Sechs Millionen Menschen, die sie auf CNN sehen, haben aufs ganze Land verteilt kaum Einfluss. Ein Auftritt vor ein paar Tausend Leuten in einer abgelegenen Gegend in Pennsylvania macht da viel mehr aus. Die Leute sollen wissen, wer Kamala Harris ist. Vor allem bei Wählern, die erst für Barack Obama stimmten und dann für Donald Trump, gibt es sicherlich noch Potenzial. Das grösste Potenzial liegt aber bei den Menschen, die nicht abstimmen gehen. Bei der letzten Wahl haben mehr Menschen nicht abgestimmt als für Trump. (aargauerzeitung.ch)
Aktuell marschiert sie durch. Nach Lichtmans Keys wird sie die Präsidentin.
Heimliche Stimmen der Republikaner gehen an sie, weil die so Trump loswerden wollen und können.
Aber es ist klar, dass die Zeitungen, Portale, Kanäle und Sender jetzt noch von Trump profitieren können und so schreibt man auch mal solche Einleitungen.
Solche Aussagen machen mir am meisten Sorgen und genau aus diesem Grund habe ich noch einen Restzweifel an Kamala's Sieg.
Die Wähler sind nunmal Amerikaner und viele von ihnen lassen sich sehr einfach beeinflussen.
Gewiss, das ist auch hier und allgemein in Europa der Fall, aber ich denke schon, dass wir ein wenig mehr über den Tellerrand schauen.