J.D. Vance, Senator aus dem amerikanischen Bundesstaat Ohio, war der Star des dritten Tages des republikanischen Wahlparteitags. Er akzeptierte in einer Grundsatzrede die Nomination zum Vize-Kandidaten an der Seite von Donald Trump. Und nutzte die Gelegenheit, seine Biografie und seine politischen Ideen vorzustellen. Fünf Punkte, die an seiner Rede aufgefallen sind.
Vance sprach rund 35 Minuten lang. Und obwohl die Rede eigentlich dazu hätte dienen sollen, den Neo-Politiker einer interessierten Nation vorzustellen – die meiste Zeit sprach er in seiner Rede über den Mann, der künftig sein Chef sein soll: über Donald Trump.
Dabei lobte Vance den republikanischen Präsidentschaftskandidaten übers Klee. Er bezeichnete ihn als beispiellos erfolgreichen Geschäftsmann. Er rühmte Trumps politische Visionen, die zwar einfach seien, aber von denen sehr viele Menschen profitieren würden. Und er nannte Trump einen mitfühlenden Kämpfer. So sagte Vance über den Ex-Präsidenten: «Er ist zweifelsohne zäh. Aber er kümmert sich um die Menschen.»
Dass er Trump früher kritisiert hatte, blieb selbstverständlich unerwähnt.
Natürlich stand am Mittwoch die Biografie von J.D. Vance im Zentrum seiner Rede. Es wäre politisches Fehlverhalten, wenn der Senator nicht ausführlich über sein Aufstieg von ganz unten nach fast ganz oben sprechen würde.
Weil Vance ein begabter Geschichtenerzähler ist, waren dies die besten Passagen seiner Rede. So erhielten die Anekdoten über seine Grossmutter («Mamaw») viel Applaus – sie war eine gottesfürchtige, fluchende Waffenbesitzerin, die alles daran setzte, dass der kleine James David Vance eine gute Erziehung erhielt. Obwohl er in zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchs. Und als er seine einst drogensüchtige Mutter vorstellte, die seit fast zehn Jahren trocken ist, da klatschte die ganze Arena. Beverly Vance zeigte sich sichtlich gerührt über diese Zuneigung. «Das ist mein Bub», sagte sie zu Speaker Mike Johnson, der direkt neben ihr auf der Ehrentribüne sass.
"Our movement is about single moms like mine, who struggled with money and addiction but never gave up."
— ABC News (@ABC) July 18, 2024
JD Vance introduces his mother at the RNC: "And I am proud to say that tonight my mom is here, 10 years clean and sober. I love you, mom." https://t.co/uYymHfks0E pic.twitter.com/YBphOZRDPF
Es ist kein Geheimnis, dass der 39-Jährige die neue Generation der Republikanischen Partei verkörpert. Und das drückt sich nicht nur im Tonfall aus, sondern auch in den Worten, die Vance benutzt, um seine politischen Ideen vorzustellen.
So wetterte er gegen die «herrschende Klasse», die korrupte Elite und «die Wall Street-Bonzen», die sich angeblich nicht für das Wohl der einfachen Bevölkerung in Amerika interessierten. Solch klassenkämpferische Begriffe waren früher an einem Republikanischen Parteitag nicht zu hören.
Ein Teil dieses Establishments ist in den Augen auch Präsident Joe Biden. Er warf dem Demokraten vor, er habe während seiner ganzen Karriere Entscheidungen getroffen, unter denen die Arbeiterklasse gelitten habe. Und dann erwähnte er – natürlich – explizit die politisch umkämpften Bundesstaaten Michigan, Pennsylvania, Ohio und Wisconsin. Wenn Trump und Vance in diesen vier Staaten im November gewinnen, dann ist den Republikanern der Sieg nicht mehr zu nehmen.
Vance ist ein Rechtspopulist, das hat er in seiner kurzen Zeit in Washington bereits unter Beweis gestellt. Am Mittwoch zeigte er nun, dass er auch austeilen kann. Er deckte dabei nicht nur Biden mit Kritik ein. Er nahm sich auch die Kommentatoren vor, die viele seiner Ideen bemängeln.
Vance bekräftigte, dass er sich für eine rigide Einwanderungspolitik stark macht. Amerika müsse die Grenze zu Mexiko dichtmachen. Die Delegierten hielten Schilder hoch, auf denen zu lesen war: «Massenabschiebung jetzt!»
An die Adresse der Verbündeten Amerikas sagte Vance, dass die Zeit der Trittbrettfahrerei nun abgelaufen sei. Die Generosität der amerikanischen Steuerzahler sei lange genug strapaziert worden. Ländernamen nannte er dabei keine. Auch den Krieg in der Ukraine erwähnte Vance mit keinem Wort – dabei hatte der Wahlkampfstab doch extra Plakate mit dem Slogan «Trump wird den Ukraine-Krieg beenden» verteilt.
Auch Usha Vance, seit 2014 mit dem neuen Vizepräsidentschaftskandidaten verheiratet, hatte am Mittwoch ihren ersten grossen Auftritt. Die Tochter indischer Einwanderer übernahm dabei die traditionelle Rolle einer Politikerin-Gattin, obwohl die blitzgescheite Juristin alles andere als traditionell ist.
In wenigen Sätzen gelang es Usha, dem Publikum den Menschen J.D. Vance näher zu bringen. Sie sagte, ihr Gatte sei «die interessanteste Person, die ich kenne»: Ein ehemaliger Marineinfanterist und Absolvent einer Eliteuniversität, dessen Lieblingsfilm früher «Ein Schweinchen namens Babe» gewesen sei.
Als das wichtigste Ziel im Leben ihres Gatten bezeichnete Usha den Wunsch von J.D. Vance, einen engen Familienverbund zu gründen – weil ihm dies in seiner Kindheit so gefehlt habe. Er habe hart daran gearbeitet, sein Trauma zu überwinden, sagte sie.
An die zahlreichen Kritiker des Vize-Kandidaten gerichtet sagte Usha: Ihr Gatte sei kein Opportunist, der seine Positionsbezüge geändert habe, um Karriere zu machen. Über ihre gemeinsame Zeit an der Elite-Universität Yale sagte sie: «Der J.D., den ich damals kannte, ist derselbe J.D. – bis auf den Bart.» Damit erntete sie einige Lacher.
Die 38 Jahre alte Mutter drei gemeinsamer Kinder könnte sich im Wahlkampf der Republikaner als Geheimwaffe entpuppen. Im Gegensatz zu Trumps Gattin Melania, die mit Politik nichts zu tun haben will, wird Usha direkt um Stimmen werben.