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Ex-FBI-Chef James Comey angeklagt – Trump feiert auf Truth Social

Ex-FBI-Chef James Comey angeklagt – Trump feiert auf Truth Social

26.09.2025, 06:3526.09.2025, 06:46

Was ist passiert?

Nach massivem Druck von US-Präsident Donald Trump auf die Justiz hat eine Geschworenenjury den früheren FBI-Direktor James Comey unter anderem wegen angeblicher Falschaussage angeklagt. Das Justizministerium teilte mit, dem 64-Jährigen werde zudem vorgeworfen, eine Untersuchung des Kongresses behindert zu haben.

FILE - Former FBI Director James Comey speaks during a Senate Intelligence Committee hearing on Capitol Hill, June 8, 2017, in Washington. (AP Photo/Andrew Harnik, File)
James Comey
Ex-FBI-Direktor James Comey ist angeklagt worden.Bild: keystone

Die Anklage folgt nur wenige Tage, nachdem Trump seine Justizministerin Pam Bondi über die sozialen Medien nachdrücklich dazu aufgefordert hatte, gegen Personen vorzugehen, die er als Feinde betrachtet. Der Präsident beklagte, dass viel geredet, aber nichts getan werde – und nannte ausdrücklich Comey.

Was genau wird Comey vorgeworfen?

Dies wird aus den bislang veröffentlichten Gerichtsdokumenten zur Anklage nicht im Detail hervor. Darin heisst es bloss, er habe im Herbst 2020 vor dem Justizausschuss des US-Senats wissentlich eine Falschaussage gemacht – und ausserdem einen Senator in diesem Ausschuss belogen, indem er behauptete, niemandem beim FBI genehmigt zu haben, als anonyme Quelle in Medienberichten über eine Ermittlung der Behörde aufzutauchen.

Laut dem Sender NBC News drehte sich die fragliche Ermittlung auch um Trump. Die Anklage wirft Comey vor, sehr wohl jemanden beim FBI angewiesen zu haben, als Quelle für den fraglichen Medienbericht zu dienen.

epa12405095 US President Donald Trump gestures as he meets with Turkish President Recep Tayyip Erdogan (not pictured) in the Oval Office of the White House, in Washington, DC, USA, 25 September 2025.  ...
US-Präsident Donald Trump teilt immer wieder gegen Comey aus.Bild: keystone

Warum mag Trump Comey nicht?

Comey wurde 2013 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama zum Direktor der Bundespolizei FBI gemacht. In Trumps erster Amtszeit ermittelte er zu russischer Einflussnahme auf die US-Wahlen 2016 und möglichen Verbindungen zwischen Moskau und Mitgliedern aus Trumps Wahlkampfteam. 2017 wurde Comey von Trump im Zusammenhang mit den damals noch laufenden Ermittlungen entlassen.

Danach wurde Robert Mueller, selbst bis 2013 FBI-Chef, als Sonderermittler eingesetzt. Er fand keine Belege dafür, dass es vor der Wahl Geheimabsprachen zwischen dem Trump-Wahlkampfteam und Vertretern Russlands gegeben hatte. Eine Behinderung der Ermittlungen der Justiz durch Trump schloss Mueller indes nicht aus. Dennoch wertete Trump Muellers Bericht als Entlastung – die Ermittlungen bezeichnete er immer wieder als politisch motivierte «Hexenjagd».

Wie reagiert Trump?

Der US-Präsident zeigte sich auf Truth Social begeistert. «Gerechtigkeit für Amerika», schrieb Trump zu Beginn seines Posts und nannte Comey als eine der schlechtesten Personen, die es je in den USA gegeben habe. Weiter warf er dem ehemaligen FBI-Chef vor, «korrupt» zu sein. Er sei «lange Zeit so schlecht» gewesen für die USA, nun müsse er für seine «Verbrechen gegen unsere Nation» geradestehen.

So reagierte Trump auf den Entscheid.
So reagierte Trump auf den Entscheid.

US-Präsidenten legen traditionell grossen Wert darauf, keinen Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz aufkommen zu lassen. Trump hat aber bereits mit vielen Gepflogenheiten gebrochen. Kritiker werfen ihm vor, die Justiz und Strafverfolgungsbehörden mit seiner Macht als Präsident zu beeinflussen und für politische Zwecke zu instrumentalisieren.

Was sagt Comey dazu?

Während Trump aus seiner Freude über die Anklage keinen Hehl machte, wehrte sich sein Widersacher gegen die Vorwürfe – in einem auf Instagram verbreiteten Video betont Comey: Das Vorgehen des Justizministeriums «bricht mir das Herz, aber ich habe grosses Vertrauen in das Bundesgerichtssystem, und ich bin unschuldig».

Comey sagte in der am Donnerstagabend veröffentlichten Videobotschaft, er wisse seit Jahren, dass es Konsequenzen habe, wenn man Trump die Stirn biete. «Jemand, den ich sehr liebe, hat kürzlich gesagt, dass Angst das Werkzeug eines Tyrannen ist – und sie hat recht, aber ich habe keine Angst, und ich hoffe, ihr habt auch keine.» In die Kamera richtete er den Appell, sich zu engagieren und wählen zu gehen, weil das Schicksal des Landes davon abhänge.

Wie reagieren FBI und Justizministerium?

Der aktuelle FBI-Chef Kash Patel, den Trump nach seinem Wahlsieg installiert hatte, kommentierte die Anklage mit den Worten, «korrupte» Ex-Führungskräfte hätten die Strafverfolgungsbehörden des Bundes als «Waffe» eingesetzt. Dadurch sei der Ruf einstmals angesehener Institutionen beschädigt und das Vertrauen der Öffentlichkeit erschüttert worden. Kritiker werfen Patel vor, er sei kein unabhängig agierender FBI-Chef, sondern vielmehr Erfüllungsgehilfe Trumps und ohne die notwendigen Qualifikationen an sein jetziges Amt gekommen.

FBI Director Kash Patel speaks to Rep. Eric Swalwell, D-Calif., as Patel appears before the House Judiciary Committee, on Capitol Hill in Washington, Wednesday, Sept. 17, 2025. (AP Photo/Mark Schiefel ...
Auch der neue FBI-Chef Kash Patel teilt gegen Comey aus.Bild: keystone

Justizministerin Bondi erklärte in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Patel, dass niemand über dem Gesetz stehe. Die Anklage spiegele die Entschlossenheit ihres Ministeriums wider, all jene zur Rechenschaft zu ziehen, «die ihre Machtposition missbrauchen, um das amerikanische Volk zu täuschen». So wie Patel sieht sich auch Bondi dem Vorwurf ausgesetzt, eine unabhängige Institution faktisch zum Handlanger des Präsidenten gemacht zu haben und sich Trumps Diktum zu beugen.

(dab/sda/dpa)

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Celtic Swiss
26.09.2025 06:49registriert Juni 2024
Blondi Bondi so:

„Justizministerin Bondi erklärte in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Patel, dass niemand über dem Gesetz stehe. Die Anklage spiegele die Entschlossenheit ihres Ministeriums wider, all jene zur Rechenschaft zu ziehen, «die ihre Machtposition missbrauchen, um das amerikanische Volk zu täuschen».

Wenn sie es ernst mit dieser Aussage meint, dann müsste sie die ganze MAGA-Trump-„Administration“ auf höchsten Landesverrat anklagen!

badbye, …merica!
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Celtic Swiss
26.09.2025 07:35registriert Juni 2024
Hoffentlich hat Comey die Epstein-Files fein säuberlich kopiert und an einem geheimen Ort gelagert…
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James McNew
26.09.2025 07:26registriert Februar 2014
Genau so funktionieren autoritäre Staaten. Zumindest suf Bundesebene ist die Gewaltentrennung tot.

Parlament und Justiz haben sich Trump unterworfen. Wenn diese Kräfte sich einfach weigern, ihre Kontrollaufgabe wahrzunehmen, nützt die beste Verfassung nichts.
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