Für einen Mann, der es sich gewöhnt ist, vor Fernsehkameras aufzutreten, wirkte Mehmet Oz am Dienstag seltsam nervös. Dr. Oz, wie der republikanische Senatskandidat aufgrund seiner langjährigen TV-Show in der Öffentlichkeit genannt wird, sprach viel zu schnell. Auch setzte er häufig einen selbstgefälligen Gesichtsausdruck auf, der an einen Quacksalber erinnerte und nicht an einen begabten Herzchirurgen.
Aber das spielte wohl keine Rolle. Denn sein Kontrahent, der Demokrat John Fetterman, legte in der einzigen Fernsehdebatte im Senatswahlkampf von Pennsylvania eine Darbietung hin, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Denn die Antworten des 53-Jährigen waren oft unverständlich oder sie ergaben keinen Sinn. Fetterman legte Kunstpausen ein, verwechselte Wörter oder verzichtete kurzerhand darauf, seinen Positionsbezug zu erklären. So sagte er: «Ich glaube nicht daran, den Supreme Court zu unterstützen», als er eigentlich erklären wollte, dass er die Aufstockung der Richterzahl am höchsten amerikanischen Gericht nicht befürworte.
Dazu muss man wissen: Fetterman leidet unter den Spätfolgen eines Schlaganfalls, den er im Frühjahr erlitten hat. Der Vorfall wurde damals, im Vorwahlkampf, von seiner Frau Gisele als «kleines Problemchen» bezeichnet. Heute sagt Fetterman, er wäre im Mai fast gestorben, hätte Gisele nicht bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimme.
Sein Arzt sagte kürzlich, dass Fetterman sich gut erholt habe und gesund sei. Aber es ist offensichtlich, dass er Gesprächen mit Wählern aus dem Weg geht, und Schwierigkeiten hat, auf spontan gestellte Fragen zu antworten. (Während der Debatte las Fetterman die Fragen der zwei Moderatoren von einem Bildschirm ab.) Für einen Politiker, der noch nie ein begabter Rhetoriker war, aber dank seinem unprätentiösen Auftreten beim breiten Publikum gut ankam, könnte dies katastrophale Folgen haben.
Fetterman wiederum räumte in den vergangenen Tagen freimütig ein, dass er sich noch nicht vollständig erholt habe. So sprach der hünenhafte Demokrat, der in der Öffentlichkeit häufig in Shorts und einem Schlabberpulli auftritt, während eines Wahlkampfauftrittes in der ehemaligen Industriestadt Johnstown recht offen über seinen Schlaganfall. Er dankte seiner Frau dafür, dass sie ihm das Leben gerettet habe, und erwähnte, dass er manchmal Schwierigkeiten beim Sprechen habe. Im Januar, wenn er hoffentlich sein Amt als Senat antrete, werde er sich aber viel besser fühlen.
Fetterman on his stroke, "it knocked me down but I'm going to keep coming back up. And this campaign is all about to me is about fighting for everyone in Pennsylvania that ever got knocked down that needs to get back up." #PASenateDebate pic.twitter.com/5PTFz4CVi4
— Sarah Reese Jones (@PoliticusSarah) October 26, 2022
Sein Wahlkampfstab behauptete bisher stets, dass sich die auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen, unter denen der Demokrat noch leidet, nicht negativ auf seine Arbeit als Politiker auswirken würden. Die Demokraten, die Dr. Oz nicht ausstehen können und Angst vor einer Machtübernahme der Republikaner in Washington haben, glaubten dieser Versicherung.
So sagte die 59-jährige MaryAnn Foxwell am Rande der Wahlkampfveranstaltung in Johnstown: Die Angriffe auf den Demokraten seien absurd. «Es kann doch nicht sein, dass wir sämtliche Menschen, die unter gesundheitlichen Problemen leiden, aus dem politischen Prozess ausschliessen», sagte Foxwell im Gespräch mit CH Media.
Die Demokratin Trish Foulks wiederum bekräftigte, dass es keine Alternative zu Fetterman gebe. Sie wähle ihn, weil er für Frauen einstehe und sich für das Recht auf Abtreibung stark mache. (Oz sagte am Dienstag in der TV-Debatte, über einen Schwangerschaftsabbruch müsse eine Frau gemeinsam mit ihrem Arzt «und lokalen politischen Führungsfiguren» entscheiden. Der Wahlkampfstab von Fetterman nutzte diese Aussage umgehend, um Stimmung gegen den Republikaner zu machen.)
Die Stammwähler der Demokraten mögen diesen Aussagen zustimmen und in weniger als zwei Wochen auf dem Wahlzettel das runde Oval beim Namen John Fetterman ausfüllen. Allein mit den Stimmen seiner Parteifreundinnen und -freunde kann er eine Senatswahl in Pennslyvania aber nicht gewinnen.
Fetterman muss parteiunabhängige Menschen von sich überzeugen; und die Republikaner werden nichts unversucht lassen, um seine Eignung in Frage zu stellen. Bereits haben sie in Pennsylvania (Einwohnerzahl: 13 Millionen Menschen) TV-Werbespots im Wert von etwa 20 Millionen Dollar gebucht. Die Demokraten wollen diese Lawine bremsen, in dem sie in den nächsten zwei Wochen mehr als 20 Millionen Dollar in TV-Werbung stecken.
Prognostiker gehen davon aus, dass der Sieger der Senatswahl in Pennsylvania bestimmen wird, wer ab Januar 2023 in der kleinen Kammer in Washington das Sagen hat. Derzeit stellen die Demokraten und die Republikaner jeweils 50 Sitze. Vizepräsidentin Kamala Harris, nominell Vorsitzende des Senats, kann mit ihrem Stichentscheid den Ausschlag geben. Seit Januar 2021 musste die Demokratin dies bereits 26-mal tun; ihr Vorgänger, der Republikaner Mike Pence, gab nur halb so viele Stichentscheide ab.
Es wird schleunigst Zeit auf eigene Beinen zu stehen! Die USA ist nicht mehr lange unser Vorreiter bei den Weltkrisen. Da müssen wir selber unsere Frau / unseren Mann stehen.
Gefühlt tun die Demokraten alles dafür, um schlecht dazustehen oder den skrupel- und schamlosen Republikanern Munition für Schmierenkampagnen zu liefern...
Sollten die Republikaner den nächsten US-Präsidenten stellen, dann fürchte ich das Ende ihrer Demokratie und schlimme Folgen für Europa.