Sie konnte sich das nicht entgehen lassen. «Als Frau und als Amerikanerin» fühlt sich die ehemalige Krankenschwester Linna Harper dazu verpflichtet, der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ihre Unterstützung zuzusichern. Also verbrachte Harper den Donnerstagnachmittag in einer schier endlosen Menschenschlange vor einer Sportarena in Greensboro (North Carolina). «Ich will meinen Kindern zeigen, dass es sich lohnt, für die Freiheit zu kämpfen», sagt sie.
So wie Harper geht es an diesem warmen Spätsommertag Tausenden von Menschen. Sie wollen unbedingt Kamala Harris sehen und nehmen dafür, frohen Mutes, auch eine stundenlange Warterei in Kauf. Viele Anwesende sind herausgeputzt und tragen T-Shirts mit politischen Botschaften. Draussen, vor dem Greensboro Coliseum, wird gelacht und geplaudert. Drinnen getanzt, gesungen und gejubelt.
Ein DJ legt bekannte Lieder auf und feuert die Menge an. Mehr als 17'000 Menschen, so heisst es später von Wahlkampf-Offiziellen, füllen die Arena. Linke Wählerinnen und Wähler, die sich darüber freuen, einen Nachmittag mit Gleichgesinnten zu verbringen.
Und in der Tat haben die Demokraten derzeit Grund zur Freude. Alles läuft rund für Harris, Präsidentschaftskandidatin seit knapp acht Wochen. Zuletzt gewann Harris in der vergangenen Woche die Fernsehdebatte gegen den Republikaner Donald Trump, zumindest in den Augen der meisten Beobachter.
Der Ex-Präsident sieht dies naturgemäss anders. Trump rief sich umgehend zum Sieger des Schlagabtausches aus, der von mindestens 67 Millionen Amerikanerinnen und Amerikanern mitverfolgt worden war. Er gab am Donnerstag aber auch bekannt, dass er kein Interesse an einem weiteren rhetorischen Duell im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf habe. Diese Entscheidung deutet zumindest darauf hin, dass es intern Zweifel daran gibt, ob Trump wirklich ein derart guter Debattierer ist.
Bereits blicken einige Republikaner besorgt auf die Trendlinie in den Meinungsumfragen. Die Wähler der Demokraten zeigen – plötzlich – mehr Begeisterung für das Aushängeschild ihrer Partei.
Auch knackte Harris in den vergangenen Tagen, in einer nationalen Erhebung, erstmals die 50-Prozent-Marke. Solche Umfragen mögen aufgrund des amerikanischen Wahlsystems keine allzu wichtige Rolle spielen. Am 5. November wird letztlich nur eine Reihe von politisch umkämpften Bundesstaaten den Ausschlag geben – aber solche Trends spielen sich nicht im luftleeren Raum ab.
Harris allerdings warnt vor verfrühten Siegesmeldungen. In ihrer Ansprache in Greensboro – 24 Minuten, immer wieder unterbrochen von tosendem Applaus – sagt sie: «Wir müssen uns klar darüber sein, dass wir die Aussenseiter sind!»
.@KamalaHarris & her crowd at her *second* (larger) rally in North Carolina today. pic.twitter.com/wrEtZFx5UN
— Jeff Mason (@jeffmason1) September 12, 2024
Und führt man Gespräche mit Demokraten in North Carolina, dann teilen sie diese Meinung. Sei es der Schock über den knappen Wahlsieg von Trump im Jahr 2016, oder sei es das lange Gezerre nach seiner knappen Niederlage im Jahr 2020 – die Parteifreunde von Harris mögen zwar enthusiastisch über die gute Ausgangslage sein. Trump macht sie aber immer noch nervös.
Denn der Ex-Präsident gilt als das Stehaufmännchen der amerikanischen Politik, ein Mann, der sich selbst nach groben Schnitzern und grossen Skandalen an der Spitze der Republikanischen Partei halten konnte. Auch die enthusiastischsten Kamala-Fans können dies nicht ignorieren. Viele Wähler räumen im Gespräch ein, dass sie Albträume haben und Angst vor einem weiteren Kopf-an-Kopf-Rennen.
Einige Wählerinnen behaupten gar, dass die Republikaner auf schmutzige Tricks zurückgreifen würden, um einen Sieg der Demokratin noch zu verhindern. «Man weiss nie, was in letzter Minute passieren wird», sagt Janice Brooks.
Mazagan Sietsma, ein Mittvierziger aus North Carolina, sagt deshalb: Noch nie sei ein Urnengang in der Geschichte der amerikanischen Republik derart wichtig gewesen. «Wir stehen vor der Wahl zwischen Gut und Böse.» Er meint es ernst.
Später, als Harris in der Arena spricht, da wird die 59-Jährige von einem Mann auf der dicht besetzen Tribüne unterbrochen. «You've got this, Kamala», schreit er, du schaffst das. Harris setzt ihr strahlendes Lachen auf und antwortet dem Super-Fan: «Wir schaffen das!» Und einige Sekunden lang sind Tausende von Menschen bereit, ihr zu glauben. (aargauerzeitung.ch)
Ich bin froh, dass sie das sagt. Das hält die Ohren ihrer Anhänger steif und das ist gut so. Es muss noch viel Arbeit verrichtet werden! Nicht nur von ihr, sondern auch von der Basis. Auch wir in Europa können übrigens etwas beitragen. Die sozialen Medien sind Länderübergreifend. Ich bin dort momentan recht aktiv. Wenn ich nur einen einzigen Republikaner überzeugen kann, dass er nicht wählen geht oder sogar Harris wählt, dann habe ich meine Stimme abgegeben.
Meine Reserve sehe ich in den heimlichen republikanischen Wählen, die für Harris einlegen um sich endlich von Trump zu befreien.
Es gibt noch die Debatte der VP's.
We are not going back. Und wir werden sehen, wie er den nächsten Aufstand plant bevor er in der Versenkung verschwindet.
Aber es wird ein langer Weg und dies nicht nur für die AMIs, sondern auch für viele hier in Europa.