Im Juni reisten Andrea Prudente (38) und Jay Weeldreyer (45), ein Paar aus den USA, in die Ferien nach Malta. Die beiden wollten auf der Insel Gozo den Sommer am Mittelmeer geniessen – den letzten zu zweit, dachten sie damals. Prudente ist schwanger, im späten Herbst hätte sie ihr erstes Kind, eine Tochter, zur Welt bringen sollen.
Doch was entspannte Ferien werden sollte, entwickelte sich für das Paar zu einem Albtraum. In der Nacht auf den 12. Juni hatte Prudente starke Blutungen und musste deshalb zum Arzt. Dieser verschrieb ihr ein Medikament, um eine Fehlgeburt zu verhindern. Doch es war zu spät: Zwei Tage später platzte ihre Fruchtblase und sie wurde ins St. Thomas Hospital in Maltas Hauptstadt Valletta eingeliefert.
In diesem folgte zwei Tage später nach Untersuchungen die tragische Nachricht für das Paar: Prudentes Plazenta hatte sich teilweise abgelöst, womit klar war, dass ihr Kind die Schwangerschaft nicht überleben würde. Kurz darauf wurde Prudente zu weiteren Abklärungen ins Mater-Dei-Spital gebracht, in welchen sie auch heute noch ist.
Denn mit dem baldigen Verlust ihrer ungeborenen Tochter endeten die schlechten Nachrichten für Prudente und Weeldreyer nicht. Obwohl bereits klar ist, dass das Baby nicht überleben wird, ist eine Abtreibung nicht möglich. Grund dafür sind die strikten Gesetze auf Malta in Sachen Abtreibung, die striktesten in der EU.
Diese sind klar: Abtreibungen sind verboten, solange das Herz des Kindes schlägt. Selbst dann, wenn man schon weiss, dass die Überlebenschancen bei Null liegen. Und selbst dann, wenn der Mutter gesundheitliche Probleme drohen. Und das ist bei Prudente der Fall. Bei ihr wurde ein erhöhtes Risiko auf weitere Blutungen und – möglicherweise lebensbedrohliche – Infektionen festgestellt.
Diese Situation bringt das Paar in eine schwierige Lage. So muss es nun hoffen, dass das Herz des Babys bald aufhört zu schlagen, damit Prudente geholfen werden kann. «Wenn das nicht passiert, werden sie nichts unternehmen», so Weeldreyer gegenüber der BBC. Er befürchtet, der Gesundheitszustand seiner Frau könnte sich von einem auf den anderen Moment verschlechtern. «Das könnte alles verhindert werden.»
Auch Weeldreyer tut sich damit schwer, auf einen baldigen Tod seiner ungeborenen Tochter hoffen zu müssen. «Wir wollten sie, wir wollen sie noch immer. Wir lieben sie und wollen, dass sie überlebt», sagt er. «Aber das wird sie nicht. Es kann nichts unternommen werden. Und jetzt wird Andrea immer länger einem Risiko ausgesetzt.»
So bleibt dem Paar derzeit nur eines: warten. Jeden Tag kommt eine Ärztin oder ein Arzt vorbei, um abzuklären, ob das Herz des ungeborenen Kindes noch schlägt. «Es ist eine undenkbare Form von emotionaler und psychologischer Qual», beschreibt Weeldreyer seinen Zustand gegenüber dem «Guardian». «Ein Teil von mir jubelt, dass das Herz noch schlägt. Und gleichzeitig will ich diesen Herzschlag nicht mehr hören. Es verlängert nur das Leiden der Frau, die ich liebe.»
Prudente selbst berichtet derweil von den Ratschlägen, die man ihr im Spital gegeben habe. Das Personal habe ihr empfohlen, das Spital zu verlassen und in ein Hotel zu gehen, bis das Herz entweder aufhört zu schlagen oder es tatsächlich zu einer Infektion kommt. Erst dann sei ein Eingriff möglich. «Ich fühle mich aktiv traumatisiert», sagt sie dazu.
Eine weitere Möglichkeit ist eine notfallmässige medizinische Evakuation nach Grossbritannien. Allerdings müssen sie dafür noch auf die Genehmigung ihrer Versicherung warten. Das sei nun die einzige Option, so das Paar dazu. «Ich will einfach nur noch lebend hier rauskommen», sagt Prudente. «So einen Albtraum hätte ich niemals erwartet.»
Gebührt es nicht dem Anstand da sachlich zu bleiben?