Alvin Bragg geht als der erste US-Staatsanwalt in die Geschichte ein, der einen ehemaligen Präsidenten anklagt. Damit dürfte es der erste schwarze Chef-Ankläger Manhattans zu internationaler Bekanntheit bringen. Als Gegenspieler von Ex-Präsident Donald Trump und, in der Konsequenz, Feindbild der amerikanischen Rechten.
Dabei gilt der 49-Jährige trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermässig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im Manhattaner Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib: «Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren.»
Zudem, so erzählte Alvin Bragg weiter, dass er in seiner Jugend ein Messer am Hals gehabt habe, eine halbautomatische Waffe am Kopf und ein Mordopfer vor seiner Haustür.
Nach Antritt als Bezirksstaatsanwalt im Januar 2022 geriet der Familienvater zunächst intern unter Druck, weil er mehr Ressourcen auf die Verfolgung schwerer Gewaltverbrechen und weniger auf Vergehen im Zusammenhang etwa mit Drogen oder Prostitution verwenden wollte.
Auch war der Chef-Staatsanwalt dafür kritisiert worden, zu zaghaft gegenüber Donald Trump zu sein, weil er mit dem jetzigen Fall in Verbindung stehende Ermittlungen nicht zur Anklage brachte. Alvin Bragg erklärte dazu in einem seiner wenigen TV-Interviews nur:
Diese Hürde hat die Anklage Trumps nun offensichtlich in der Nacht auf Freitag genommen - was für Alvin Bragg persönlich und auch seine Mitarbeitenden wohl einen politischen Feuersturm bedeutet.
Die Rechte zeichnet Bragg derweil bereits als Demokraten, der Präsidentschaftsbewerber Trump für die Wahl 2024 aus dem Weg räumen will. Eine indirekte Wahlkampf-Unterstützung Alvin Braggs durch den bei Konservativen verhassten US-Investor und Philanthropen George Soros gibt ihnen zusätzliche Munition. Donald Trump selbst hatte Staatsanwalt Bragg bereits im Vorfeld als «Rassisten» bezeichnet. (ch media/dpa/sat)