Ihr Bild ist jetzt schon eine Ikone der Protestfotografie: Die junge Frau, die sich am Sonntag in Baton Rouge, Louisiana, in einem wallenden Kleid einem Kordon von Polizisten entgegenstellt. Erhobenen Hauptes, voller Stolz – bis die Handschellen klicken und zwei Polizisten die Frau abführen. Das Sujet kam dem Fotograf Jonathan Bachman bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt vor die Linse.
Um wen es sich bei der Frau handelt, war unklar. Jetzt hat der britische Daily Telegraph die Identität der Demo-Teilnehmerin enthüllt: Ieshia Evans, 28 Jahre alt, Krankenschwester aus New York und Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Sie wolle eine bessere Zukunft für ihren Sohn, gab Evans als Grund für ihre Teilnahme an der Demonstration an. Zuvor hatte sie noch nie an einer Demo teilgenommen. Für den Protestumzug reiste die 28-Jährige von New York in den Bundesstaat Louisiana.
Eine Freundin von Evans äusserte sich gegenüber dem «Telegraph» erleichtert, dass die junge Frau die Verhaftung unbeschadet überstanden hat. Evans wurde zusammen mit Dutzenden anderen Protest-Teilnehmern 24 Stunden auf dem Polizeiposten in Baton Rouge festgehalten. Insgesamt wurden 100 Demonstranten und zwei Journalisten in Polizeigewahrsam genommen.
Über die Gründe ihrer Verhaftung kann Evans nur spekulieren: «Ich stand mit verschränkten Armen da und schaute die Polizisten bloss an. Wahrscheinlich gefiel ihnen das nicht.» Bis zu diesem Zeitpunkt war der Protest friedlich, auch Evans wehrte sich laut Zeugenaussagen nicht gegen ihre Verhaftung. «Sie hat nichts gesagt. Sie hat sich nicht widersetzt und die Polizei hat sie nicht weggezerrt», sagte Bachman. Auf dem Posten sei sie gut behandelt worden, gab Evans später zu Protokoll. Ein Polizist habe sich darum gekümmert, dass die Verhafteten gut behandelt würden.
Nach Angaben der Polizei wurden bei der Demonstration zwei Polizisten verletzt. Zum Protest aufgerufen hatten Mitglieder der schwarzen Bürgerrechtsbewegung «Black Lives Matter». In Baton Rouge wurde vergangene Woche der Afroamerikaner Alton Sterling bei einer Verkehrskontrolle aus nächster Nähe erschossen – Videomitschnitte des Vorfalls lösten landesweit heftige Proteste aus. (wst)