pamayer
Wichtiger job!!
Praktisch immer, wenn ein Schwarzer in den USA von einem weissen Polizisten erschossen wird, geraten wenig später Videos in Umlauf. Manchmal von Überwachungskameras und öfter von Passanten, die ihr Smartphone zückten. Mit anderen Worten: Die Videos entstehen zufällig. Beim Fall von Alton Sterling war es nicht so.
Eines von zwei Videos von dem Vorfall stammt von Ladenbesitzer Abdullah Muflahi, der die Polizei ursprünglich gerufen hatte. Das andere – und erste, das veröffentlicht wurde und den Fall somit überhaupt bekannt machte – stammt von einem Aktivisten, der alles andere als zufällig vor Ort war.
Die betreffende Person, die Sterlings gewaltsamen Tod filmte, gehört der Organisation «Stop the Killing» an, die Gewaltverbrechen dokumentiert. Ihre Mitglieder hören den Polizeifunk ab und rücken aus, wenn das, was sie dort hören, ein gewisses Eskalationspotenzial verrät. So auch am Dienstagmorgen, als eine anonyme Meldung über einen bewaffneten CD-Verkäufer über den Äther ging.
Ziel von «Stop the Killing» ist es nicht, Polizisten bloss zu stellen. Sondern Gewaltverbrechen zu verhindern, vor allem unter schwarzen Jugendlichen. «Wir konzentrieren uns auf diese Individuen, damit sie nicht ermordet werden oder wieder im Gefängnis landen, sagt Gründer Arthur «Silky Slim» Reed gegenüber der «Washington Post».
Reed war bis 2001 selbst ein Krimineller und wurde mehrmals angeschossen. Als er als einziger einen Autounfall überlebte, änderte er sein Leben. Er entschied, Gewaltverbrechen zu filmen und daraus Dokumentarfilme («To Live And Die In Amerikkka») zu machen. Die zeigt er an Schulen und in Kirchen, auf einem Monitor in einem ausrangierten Ambulanzfahrzeug.
Im Fall Sterling kam ein anderer Aspekt hinzu. «Wir haben ein grosses Unrecht gesehen und wollen, dass es bekannt wird», so Reed. Als die Polizei keinerlei Material veröffentlichte, entschied er sich, das eigene auf den Sozialen Medien zu posten. Es sei bereits der dritte Polizeimord in Baton Rouge. Wer das Video aufnahm, will Reed nicht sagen. Ebenso wenig, ob er selbst dabei war.
Reed spricht auch von der Schwierigkeit, schwarze Jugendliche vom Weg der Gewalt abzubringen. «Schwarze Leben zählen nichts, wenn sie nicht zuerst den Schwarzen selbst etwas bedeuten», sagt er mit Verweis auf die Aktivisten von «Black Lives Matter».