International
USA

Der Tod von Polizeiopfer Alton Sterling wurde nicht zufällig gefilmt – das ist die Geschichte hinter dem Video

Der Tod von Polizeiopfer Alton Sterling wurde nicht zufällig gefilmt – das ist die Geschichte hinter dem Video

08.07.2016, 11:5008.07.2016, 12:10
Kian Ramezani
Folge mir
Mehr «International»

Praktisch immer, wenn ein Schwarzer in den USA von einem weissen Polizisten erschossen wird, geraten wenig später Videos in Umlauf. Manchmal von Überwachungskameras und öfter von Passanten, die ihr Smartphone zückten. Mit anderen Worten: Die Videos entstehen zufällig. Beim Fall von Alton Sterling war es nicht so.

Eines von zwei Videos von dem Vorfall stammt von Ladenbesitzer Abdullah Muflahi, der die Polizei ursprünglich gerufen hatte. Das andere – und erste, das veröffentlicht wurde und den Fall somit überhaupt bekannt machte – stammt von einem Aktivisten, der alles andere als zufällig vor Ort war.

Die betreffende Person, die Sterlings gewaltsamen Tod filmte, gehört der Organisation «Stop the Killing» an, die Gewaltverbrechen dokumentiert. Ihre Mitglieder hören den Polizeifunk ab und rücken aus, wenn das, was sie dort hören, ein gewisses Eskalationspotenzial verrät. So auch am Dienstagmorgen, als eine anonyme Meldung über einen bewaffneten CD-Verkäufer über den Äther ging.

Ziel von «Stop the Killing» ist es nicht, Polizisten bloss zu stellen. Sondern Gewaltverbrechen zu verhindern, vor allem unter schwarzen Jugendlichen. «Wir konzentrieren uns auf diese Individuen, damit sie nicht ermordet werden oder wieder im Gefängnis landen, sagt Gründer Arthur «Silky Slim» Reed gegenüber der «Washington Post».

Arthur Reed von Stop the Killing.
Arthur Reed von Stop the Killing.
bild via facebook

Reed war bis 2001 selbst ein Krimineller und wurde mehrmals angeschossen. Als er als einziger einen Autounfall überlebte, änderte er sein Leben. Er entschied, Gewaltverbrechen zu filmen und daraus Dokumentarfilme («To Live And Die In Amerikkka») zu machen. Die zeigt er an Schulen und in Kirchen, auf einem Monitor in einem ausrangierten Ambulanzfahrzeug.

Im Fall Sterling kam ein anderer Aspekt hinzu. «Wir haben ein grosses Unrecht gesehen und wollen, dass es bekannt wird», so Reed. Als die Polizei keinerlei Material veröffentlichte, entschied er sich, das eigene auf den Sozialen Medien zu posten. Es sei bereits der dritte Polizeimord in Baton Rouge. Wer das Video aufnahm, will Reed nicht sagen. Ebenso wenig, ob er selbst dabei war.

Reed spricht auch von der Schwierigkeit, schwarze Jugendliche vom Weg der Gewalt abzubringen. «Schwarze Leben zählen nichts, wenn sie nicht zuerst den Schwarzen selbst etwas bedeuten», sagt er mit Verweis auf die Aktivisten von «Black Lives Matter».

Gewalt an Schwarzen-Protesten in Minneapolis

1 / 10
Gewalt an Schwarzen-Protesten in Minneapolis
Seit Mitte November gehen Aktivisten der Bewegung "Black Lives Matter" in Minnessota auf die Strasse.
quelle: x00628 / craig lassig
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
pamayer
08.07.2016 17:28registriert Januar 2016
Eine art greenpeace oder amnesty, die öffentlich machen, was abgeht.
Wichtiger job!!
716
Melden
Zum Kommentar
1
Nach Zugunglück: Konservative in Athen überstehen Misstrauensvotum

Gut ein Jahr nach dem schweren Bahnunglück in Griechenland mit 57 Toten und Dutzenden Verletzten schlägt die Aufarbeitung hohe Wellen: Das Thema erreichte diese Woche das Parlament. Nach einer dreitägigen, teils stürmisch verlaufenen Debatte lehnte das 300-köpfige Haus am späten Donnerstagabend ein Misstrauensvotum gegen die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis ab. 159 Abgeordnete stimmten gegen den Antrag der Opposition. 141 Parlamentarier votierten dafür, wie das Parlamentspräsidium mitteilte. Damit bleibt die Regierung von Mitsotakis im Amt. Das Misstrauensvotum hatte die sozialdemokratische Partei Pasok beantragt und wurde dabei von allen Oppositionsparteien unterstützt.

Zur Story