Harris war in der Nacht auf Dienstag (Schweizer Zeit) beim Format 60 Minutes von CBS zu Gast und stellte sich den Fragen von Moderator Bill Whitaker. Tags zuvor trat sie bereits im Podcast Call her Daddy auf. Im Verlauf der Woche folgen weitere Interviews – die heisse Phase des US-Wahlkampfs ist einen knappen Monat vor dem Wahltermin eingeläutet.
Hier sind einige wichtige Aussagen aus dem jüngsten Interview im Überblick:
Die klarsten Aussagen von Harris kamen zur Ukraine. Ob sie sich mit Wladimir Putin treffen würde, um über eine Lösung im Krieg zu verhandeln, so die Frage. Harris daraufhin:
Weiter nahm sie auch Stellung zu Donald Trumps Behauptung, er könne den Krieg am ersten Amtstag beenden.
Bei der Frage nach der Verlässlichkeit von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist Harris einer klaren Antwort hingegen ausgewichen. Moderator Whitaker hatte die US-Vize gefragt: «Haben wir in Premierminister Netanjahu einen wirklich engen Verbündeten?»
Harris antwortete:
Harris sagte weiter, dass die Arbeit der US-Regierung mit Israels Führung auf diplomatischer Ebene «ein ständiges Bemühen um die Verdeutlichung unserer Grundsätze» sei. Sie fügte hinzu, dass Israel das Recht habe, sich selbst zu verteidigen. Es komme aber darauf an, wie Israel das tue.
Auf die Frage, ob die USA diesbezüglich Einfluss auf Netanjahu hätten, äusserte sich Harris erneut kryptisch:
Wiederum eine klare Botschaft kam von Harris dann aber beim Thema Wirtschaft. Als es um Donald Trumps Steuersenkungen, die Auswirkungen auf den Staatshaushalt und die künftige wirtschaftliche Strategie der Vereinigten Staaten ging, wurde Harris deutlich. Sie sagte an Moderator Withaker gerichtet:
Harris war von Donald Trump und Konsorten im Wahlkampf als Kommunistin und Linksradikale betitelt worden, mit dem Ziel, sie für liberale und wirtschaftsfreundliche Bevölkerungsgruppen als unwählbar darzustellen.
Ein weiteres Thema, das in den USA sehr beschäftigt, ist die Migration von illegalen Einwanderern, die vor allem via US-Südgrenze ins Land kommen. Umfragen zufolge messen die US-Bürgerinnen und -Bürger Trump dort mehr Kompetenz zu.
Harris hatte jüngst die Grenze besucht und sich hinter die Verschärfungen in der Asylpolitik von Joe Biden gestellt. Beispielsweise kommen illegale Migranten nur noch in Ausnahmefällen für den Asylstatus infrage, zudem gibt es beschleunigte Abschiebeverfahren. Damit konnten die illegalen Übertritte innert kurzer Zeit massiv reduziert werden.
Weshalb diese Massnahmen erst jetzt umgesetzt wurden und nicht bereits zu Beginn der Amtszeit von Biden und Harris, wollte Moderator Whitaker wissen. Harris blieb hier eine klare Antwort schuldig. Sie erklärte, dass das Problem seit Langem bestünde, nicht erst seit der Biden-Ära als Präsident. Sie verwies stattdessen auf die Gegenwart:
Zudem erklärte sie, dass zuletzt die Republikaner unter dem Einfluss von Trump versucht hätten, einen Gesetzesentwurf mit Massnahmen zu verhindern und damit das Problem zu bewirtschaften.
Harris war, seit sie das Zepter über die demokratische Präsidentschaftskampagne übernommen hat, häufig vorgeworfen worden, sie würde sich nicht den Fragen von Medien stellen oder dann nur Fragen beantworten, auf die sie sich vorbereiten konnte. Das war beim Interview mit Bill Whitaker, an dem im Übrigen auch ihr Running Mate Tim Walz teilnahm, nicht der Fall. Doch die Demokratin schaffte es, scharfe Fragen teilweise rhetorisch geschickt zu umschiffen, und blieb klare Positionierungen mehrfach und damit weiterhin schuldig.
Bemerkenswert und etwas überraschend war sicher ihre klare Aussage bezüglich ihrer Einstellung zur Wirtschaft, als sie sich als Kapitalistin bezeichnete. Ebenfalls deutlich, aber eher erwartbar, waren ihre Worte bezüglich eines Treffens mit Wladimir Putin und zu möglichen Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg.
Ursprünglich sollte «60 Minutes» auch ein Interview mit Trump führen. Dieser hatte bereits zugesagt. Doch vor einer Woche, so CBS, habe Trump dann den Termin wieder abgesagt. Grund: «60 Minutes» wollte Fakten live prüfen lassen.
Trumps Sprecher Steven Cheung schrieb zudem auf X, dass man keinen genauen Termin festgelegt habe. Dem widerspricht CBS. Cheung bezeichnete den Plan, Fakten live zu prüfen, als «beispiellos».
Trump selber gab später als Grund an, dass er zuerst eine Entschuldigung des Formats für ein Interview im Jahr 2020 wolle. Moderatorin Lesley Stahl habe dort falsche Behauptungen gemacht. CBS widerspricht dem ebenfalls.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Aber immer noch auf eine respektvolle und diplomatische Weise. Wie man es halt von einer Politikerin von Format erwarten würde .