«Ich möchte etwas klarstellen», sagt eine junge Frau und schaut auf ihre Notizen. Sie zitiert eine Aussage von Donald Trump, der erneut für das Weisse Haus kandidiert: «Einige US-Staaten töten Babys nach der Geburt». Sie blickt auf. Vor ihr sitzt die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, kopfschüttelnd und mit hochgerissen Augenbrauen.
«Das passiert nirgendwo in den USA. Das ist eine Lüge», antwortet Harris mit harscher Stimme. Es sei beleidigend, so etwas überhaupt anzudeuten, dass sich Frauen für eine Abtreibung im neunten Schwangerschaftsmonat entscheiden würden. «This guy is full of lies», meint die 59-Jährige. Sprich, aus Trumps Mund kommt nichts als Unwahrheiten und Ammenmärchen.
Im bekannten Podcast «Call Her Daddy» von Alex Cooper schiesst die Demokratin scharf gegen Trump und seinen Vizen J.D. Vance. Beide haben behauptet, dass demokratische Staaten Abtreibungen im neunten Monat zulassen.
Vice President Harris calls out Trump’s lies about women and abortion: “It’s so insulting… This guy is full of lies. I just have to be very candid with you” pic.twitter.com/vEKPIuT0o3
— Kamala HQ (@KamalaHQ) October 6, 2024
Allerdings habe kein Staat ein Gesetz verabschiedet oder sei dabei, eines zu verabschieden, das die Hinrichtung eines Babys nach der Geburt erlaube. Die Tötung eines Menschen nach der Geburt ist und bleibt in jedem US-Staat illegal.
Der «Call Her Daddy»-Podcast ist berühmt für seine offenen Gespräche über Sex und Beziehungen. Laut Coopers Angabe ist er der meistgehörte Podcast von Frauen auf Spotify und sorgt seit 2018 immer wieder für Gesprächsstoff.
Laut CNN gelingt Harris hier ein kluger Schachzug, da sie zunehmend ihren Fokus auf lokale Medien und unkonventionelleren Foren legt.
CNN zufolge markiert das Interview mit Cooper den Beginn einer Medienkampagne, denn Harris wird diese Woche bei «The View», «The Howard Stern Show», «The Late Show with Stephen Colbert», einem Town Hall von Univision und bei «60 Minutes» von CBS zu Gast sein.
Im Gespräch mit Cooper rückt die Demokratin das Thema in den Vordergrund, das durchaus für die US-Wahl im November entscheidend sein kann: Abtreibungsrechte in den USA.
Dabei hält sie sich mit Kritik an ihrem politischen Gegner Trump nicht zurück.
Während des Interviews kritisiert sie den Republikaner etwa dafür, dass er sich bei einer Kundgebung im vergangenen Monat als «Beschützer» dargestellt hatte, als er behauptete, US-amerikanische Frauen würden nicht «über Abtreibung nachdenken», wenn er gewählt würde.
Dabei sei er es gewesen, der als Präsident drei Mitglieder des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten mit der Absicht auserwählte, den Schutz von Roe v. Wade aufzuheben, meint Harris. «Und sie haben genau das getan, was er beabsichtigte.»
Harris betont zudem, «das ist derselbe Mann, der gesagt hat, dass Frauen für eine Abtreibung bestraft werden sollten». Aber auch Harris selbst gerät immer wieder ins Kreuzfeuer von Trump und seinen Anhängerinnen und Anhänger.
So wird ihr etwa vorgeworfen, keine leiblichen Kinder zu haben und damit eine «kinderlose Katzen-Dame» zu sein.
Sarah Huckabee Sanders, die Gouverneurin von Arkansas, deutete vergangenen Monat etwa an, dass die Vizepräsidentin Harris nichts habe, was sie bescheiden machen könne, weil sie keine biologischen Kinder habe.
«Sie tut mir leid, und ich werde Ihnen sagen, warum», geht Harris auf diesen verbalen Angriff ein. «Weil ich nicht glaube, dass sie versteht, dass es da draussen eine Menge Frauen gibt, die erstens nicht danach streben, bescheiden zu sein. Zweitens gibt es eine Menge Frauen, die viel Liebe in ihrem Leben haben, Familie in ihrem Leben und Kinder in ihrem Leben, und ich denke, es ist sehr wichtig für Frauen, sich gegenseitig aufzurichten.»
Laut Harris muss man mit der Zeit gehen und moderne Familien kommen heute in allen möglichen Formen. «Das sind nicht mehr die 1950er Jahre», meint sie. Auf die Kritik von Republikanern, sie habe keine leiblichen Kinder, kontert sie: «Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns seine Familie durch Blut und seine Familie durch Liebe hat. Und ich habe beides. Und ich betrachte das als einen echten Segen.»
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin hat zwei Stiefkinder – Cole und Ella Emhoff – aus ihrer zehnjährigen Ehe mit ihrem zweiten Mann Doug Emhoff. Ihre «zwei wunderschönen Kindern» nennen sie liebevoll «Momala», eine Mischung aus ihrem Vornamen und Mommy.
Das Thema hier im Artikel ist ein Paradebeispiel dafür. Trump wurde in der Debatte schon darauf hingewiesen, dass dies eine Falschaussage ist und er verbreitet diese Lüge immer noch weiter.