In einer medienträchtigen Inszenierung hat US-Präsidentengattin Melania Trump ein Heim für Migrantenkinder an der Grenze zu Mexiko besucht – ein Grossteil der öffentlichen Aufmerksamkeit wurde dabei aber durch ihre rätselhafte Kleiderwahl absorbiert.
“I REALLY DON’T CARE, DO U?” written on the back of Melania’s jacket, refers to the Fake News Media. Melania has learned how dishonest they are, and she truly no longer cares!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 21. Juni 2018
Donald Trump nutzte die Kleidungswahl seiner Frau, um auf Twitter gegen die Medien auszuholen. Der Spruch auf Melanias Jacke richte sich an die «Fake-News-Medien». «Melania hat gelernt, wie unehrlich die sind und es ist ihr wirklich egal», schrieb der US-Präsident auf Twitter.
Damit widersprach der Präsident einer Sprecherin Melania Trumps. Diese hatte zuvor gesagt: «Es ist eine Jacke. Es gibt keine versteckte Botschaft.» Sie hoffe, dass sich die Medien nach dem «wichtigen Besuch» der First Lady an der Grenze nun nicht auf die Garderobe fokussieren würden.
Worth noting that almost every time the First Lady’s staff signals they don’t want to talk about something (ie her health), the president then tweets about it. https://t.co/fjbquWomTC
— Maggie Haberman (@maggieNYT) 21. Juni 2018
Die First Lady hat sich selbst bisher nicht zur Jacke geäußert. Bei der Jacke soll es sich um ein preisgünstiges Stück der spanischen Kette Zara handeln und sie soll nur 39 Dollar gekostet haben. Dies ist an sich schon ungewöhnlich für das frühere Model, das gerne exquisite Garderoben trägt.
Einen Tag nach der Kehrtwende ihres Mannes im Streit um die Trennung von Zuwanderer-Familien hatte die First Lady demonstrativ das Aufnahmezentrum für Flüchtlingskinder besucht. Die Minderjährigen müssten so schnell wie möglich wieder zu ihren Familien, sagte sie. Jüngst hatte sie die Politik ihres Mannes öffentlich kritisiert, illegale Zuwanderer einzusperren und sie von ihren Kindern zu trennen.
Die Reise an die Grenze sei «zu 100 Prozent» die eigene Idee der Präsidentengattin gewesen, sagte deren Sprecherin Stephanie Grisham. «Sie wollte alles mit eigenen Augen sehen.» Die First Lady unterstütze die «Wiedervereinigung von Familien» und halte es für wichtig, dass «Kinder bei ihren Familien bleiben». In dem Heim in der texanischen Stadt McAllen, das Melania Trump nun besuchte, sind derzeit rund 60 Minderjährige aus den zentralamerikanischen Ländern El Salvador und Honduras im Alter zwischen 5 und 17 Jahren untergebracht.
Die Präsidentengattin vermied es zugleich, ihrem Mann die Verantwortung für die Familientrennungen zuzuweisen – obwohl dessen Regierung diese rigide Praxis erst forciert hatte. Stattdessen appellierte sie über ihre Sprecherin an die Parteien im Kongress, durch eine Einwanderungsreform ein Ende der Familientrennungen zu ermöglichen.
Der Besuch in Texas war bereits geplant worden, bevor Präsident Donald Trump am Mittwoch ein Dekret unterschrieb, wonach die Praxis der Trennung beendet werden soll. In dem Erlass machte der Präsident vorübergehend den Weg frei, um Eltern und Kinder gemeinsam zu inhaftieren.
Die US-Behörden haben seit Anfang Mai über 2340 Kinder von ihren Eltern an der mexikanischen Grenze getrennt. Die Kinder werden in Auffanglagern untergebracht, während ihre Eltern festgenommen werden. Ärzte warnen davor, dass die Trennung zu lebenslangen Traumata führen kann.
Trump sagte unterdessen zu, voneinander getrennte Eltern und ihre Kinder wieder zusammenzuführen. Er werde die Behörden anweisen, sich darum zu kümmern, sagte Trump am Donnerstag während einer Kabinettssitzung im Weissen Haus. (sda/dpa/reu/afp)