US-Präsident Trump hat als Vergeltung für den mutmasslichen Giftgaseinsatz in Duma am Mittwoch in aller Deutlichkeit einen Raketenangriff auf Syrien angekündigt. Die Raketen «werden kommen», schrieb Trump auf Twitter.
Trump hatte schon vor einigen Tagen eine «starke Reaktion» auf den mutmasslichen Giftangriff in Duma angekündigt und gewarnt, die Verantwortlichen müssten einen «hohen Preis» dafür zahlen. Nun warnte er Russland ausdrücklich vor einer Unterstützung Assads.
Russland habe angekündigt, «alle auf Syrien abgefeuerten Raketen abzuschiessen», schrieb der US-Präsident in einem Tweet. «Sei bereit, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und smart!»
Russia vows to shoot down any and all missiles fired at Syria. Get ready Russia, because they will be coming, nice and new and “smart!” You shouldn’t be partners with a Gas Killing Animal who kills his people and enjoys it!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Den Ernst der Lage deutlich machte am Mittwochmorgen eine Warnung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und der Flugsicherung Eurocontrol: Die Fluggesellschaften sollten wegen der Gefahr von Luftangriffen in Syrien besondere Vorsicht im östlichen Mittelmeer walten lassen.
Innerhalb der nächsten drei Tage könnten Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden. Zudem könne es zu Störungen von Navigationsgeräten kommen.
Der russische Präsident Wladimir Putin rief zur Vernunft auf. Russland werde alle seine Verpflichtungen nach dem Völkerrecht respektieren und konstruktive Beziehungen zu seinen Partnern im Ausland aufbauen. Das russische Militär erklärte, Aktivitäten von US-Marineeinheiten im Golf zu registrieren. Man beobachte die Situation um Syrien herum genau.
Russlands Botschafter im Libanon, Alexander Sasypkin, hatte erklärt, sollten die USA Syrien mit Raketen angreifen, dann würden diese abgeschossen und auch die Abschussvorrichtungen ins Visier genommen.
Nach seinen Worten sind US-Kriegsschiffe in der Region ein potenzielles Angriffsziel, wenn von ihnen Marschflugkörper auf Syrien abgefeuert würden. Damit würde eine direkte Konfrontation der beiden Atommächte drohen.
Das Verhältnis der USA zu Russland sei mittlerweile «schlechter als es je war, den Kalten Krieg eingeschlossen», erklärte Trump in einem weiteren Tweet.
Our relationship with Russia is worse now than it has ever been, and that includes the Cold War. There is no reason for this. Russia needs us to help with their economy, something that would be very easy to do, and we need all nations to work together. Stop the arms race?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Derweil ist auch die britische Premierministerin Theresa May bereit für einen Militäreinsatz in Syrien. Dies berichtet die BBC. Sie würde dabei nicht auf eine Abstimmung im Parlament warten, heisst es weiter.
Theresa May ready to join military action against Assad regime in Syria without first seeking parliamentary consent, sources tell the BBC https://t.co/Ch1NdVgq5s
— BBC News (UK) (@BBCNews) 11. April 2018
Das Weisse Haus ist bezüglich eines Angriffes zurückgerudert. Gegenüber US-Medien sagte die Trump-Sprecherin Sarah Sanders: «Ein Angriff ist sicher eine Option, aber das heisst nicht, dass es die alleinige Option ist oder das einzige, was der Präsident tun könnte oder auch nicht.»
Derzeit würden Gespräche mit Israel, Saudi-Arabien, Frankreich und Grossbritannien geführt. Eine Entscheidung, wie es nun weiter gehe, sei aber noch nicht gefallen. «Noch sind alle Optionen sind auf dem Tisch.»
Die syrischen Streitkräfte räumten weitere Stützpunkte, darunter die Militärbasis Dmeir, von der aus zuletzt die Luftangriffe der Regierung auf die belagerte Rebellenhochburg Ost-Ghuta ausgeführt wurden. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die der Opposition nahesteht. Bereits am Dienstag hatte die syrische Armee damit begonnen, sich von einigen Stützpunkten zurückzuziehen.
Um die Situation zu entspannen, hatte die syrische Regierung am Dienstag internationale Experten gebeten, den mutmasslichen Chemiewaffenangriff zu untersuchen. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) kündigte daraufhin an, bald ein Expertenteam nach Duma zu schicken.
Am Mittwoch forderte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) «sofortigen und ungehinderten Zugang» zum Gebiet, um die Opfer behandeln zu können. Bei etwa 500 Spitalpatienten seien Symptome festgestellt worden, die aufträten, wenn man giftigen Chemikalien ausgesetzt sei.
Nach wochenlangen Kämpfen haben die syrischen Regierungstruppen russischen Angaben zufolge die Kontrolle über die Stadt Duma übernommen. Die Nationalflagge wehe über dem Rathaus von Duma - und damit auch über ganz Ost-Ghuta.
Dies sagte der russische Generalmajor Juri Jewtuschenko laut der Agentur Interfax. Er sprach von einem «symbolischen Ereignis». Die russische Militärpolizei in Duma habe die Arbeit aufgenommen, um für Sicherheit zu sorgen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Das russische Fernsehen zeigte Bilder der syrischen rot-weiss-schwarzen Flagge mit zwei grünen Sternen über einem nicht näher benannten Gebäude. Zudem waren jubelnde Menschen zwischen zerstörten Gebäuden zu sehen.
In den vergangenen Tagen hatten Tausende Menschen die zuletzt von Rebellen gehaltene Stadt verlassen. Die Evakuierung Dumas war unter Beteiligung Russlands ausgehandelt worden. Duma liegt in der Region Ost-Ghuta und ist nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Damaskus entfernt.
(sar/sda/afp/reu/dpa)