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Mutmasslicher CEO-Killer Mangione war nicht Kunde von United Healthcare

Mutmasslicher CEO-Killer Mangione war nicht Kunde von United Healthcare

13.12.2024, 06:2913.12.2024, 06:29
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Der mutmassliche Mörder des mitten in New York erschossenen Chefs von United Healthcare war nach Polizeiangaben selbst nicht bei dem US-Unternehmen versichert – und hatte es wahrscheinlich wegen der Grösse des milliardenschweren Konzerns auf Firmenboss Brian Thompson abgesehen.

Luigi Nicholas Mangione is escorted into Blair County Courthouse, Tuesday, Dec. 10, 2024, in Hollidaysburg, Pa. (AP Photo/Gary M. Baranec)
Luigi Nicholas Mangione
Luigi Mangione vor einem Gericht in Pennsylvania.Bild: keystone

«Wir haben keine Hinweise darauf, dass er jemals Kunde von United Healthcare war», sagte Chefermittler Joseph Kenny in einem Interview des Regionalsenders NBC New York über den Tatverdächtigen, der bei seiner Festnahme am Montag ein handgeschriebenes «Manifest» bei sich trug. «Aber er erwähnte, dass es der fünftgrösste Konzern in Amerika ist, was ihn wiederum zum grössten Gesundheitsversorger in Amerika macht. Wahrscheinlich hat er das Unternehmen deshalb ausgesucht.»

Thompson war am 4. Dezember nahe dem belebten Times Square in Manhattan aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben. Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die öffentliche Fahndung nach dem flüchtigen Schützen machten weltweit Schlagzeilen. Fünf Tage nach den tödlichen Schüssen fiel Luigi M. im Lokal einer Fast-Food-Kette im US-Bundesstaat Pennsylvania auf und wurde festgenommen. Nur Stunden nach der Verhaftung wurde der 26-Jährige in Manhattan unter anderem wegen Mordes angeklagt.

This undated photo provided by United Health Group shows United Healthcare chief executive officer Brian Thompson. (AP Photo/United Health Group via AP)
Brian Thompson wurde letzte Woche erschossen.Bild: keystone

Polizei: Mangione sieht sich selbst als Held

Nach Einschätzung der Polizei sieht sich der Absolvent einer Eliteuni und Sohn einer wohlhabenden Familie, der im Internet trotz der kaltblütigen Tat von einigen schnell zum «Rächer» und modernen «Robin Hood» stilisiert wurde, als Held. «Er schien die gezielte Tötung des höchsten Unternehmensvertreters als symbolischen Schlag und direkte Aktion gegen die angebliche Korruption und die »Machtspiele« des Unternehmens zu betrachten», zitierten US-Medien aus einem Bericht der New Yorker Polizei. Luigi Mangione sehe sich als eine Art Märtyrer, der beschlossen habe, endlich gegen solche Ungerechtigkeiten vorzugehen.

Tatsächlich vermengte sich das Entsetzen über die Tat im Netz schnell mit der geballten Wut vieler Menschen auf das amerikanische Gesundheitssystem und die Versicherungsbranche in den USA. Beide sind stark privatwirtschaftlich organisiert: Angebot und Nachfrage spielen eine zentrale Rolle, Krankenhäuser und Versicherungen sind – anders als in Deutschland – grösstenteils nicht in öffentlicher Hand.

Horrende Medikamentenpreise, Arzthonorare und Verwaltungskosten werden von vielen als ungerecht empfunden. Besonders Geringverdiener und Arbeitslose bekommen oft nicht die Hilfe, die sie brauchen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge sind 81 Prozent der Befragten in den USA unzufrieden mit den Kosten der medizinischen Versorgung. (dab/sda/dpa)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cheesebürger
13.12.2024 07:22registriert Januar 2017
Wenns nicht so tragisch wäre, wäre es zum Lachen.
Da wählen die den Typen, dessen erklärtes Ziel es ist, den Fortschritt im öffentlichen Gesundheitswesen rückgängig zu machen und der sich mir Milliardären ein Kabinett schmiedet und dessen erster Schritt die Steuererleichterungen für die Reichen ist.
Und dann feiern sie einen kaltblütigen Mörder, nur weil er jemanden aus der Branche erschossen hat…
Da ist mehr als nur das Gesundheitswesen kaputt…
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Randy Orton
13.12.2024 07:08registriert April 2016
Die USA haben das teuerste Gesundheitssystem der Welt (pro Kopf und total). Das sind die Folgen von Privatisierungen und „der Markt regelt alles“ - jede Stimme für SVP & FDP ist auch eine Zusage zu einem solchen System.
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En Espresso bitte
13.12.2024 10:02registriert Januar 2019
Keine Ahnung, was ein Staat genau erwartet, wenn er das Gesundheitswesen privatisiert. Private Unternehmungen sind immer gewinnorientiert. Natürlich werden da Preise erhöht, natürlich wird da finanzwissenschaftlich gearbeitet, natürlich ist da eine kranke Person in erster Linie zahlender Kunde und nicht Patient.

Das muss einfach jedem bewusst sein, der selber für mehr Marktwirtschaft im Gesundheitswesen plädiert (oder SVP/FDP wählt).
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