International
USA

Clinton bei CNN: «Trump-Anhänger brauchen formelle Deprogrammierung»

«Sie brauchen formelle Deprogrammierung» – Clinton legt sich mit der «MAGA-Sekte» an

Die ehemalige US-Aussenministerin Hillary Clinton war am Donnerstag bei CNN für ein Interview zu Gast. Dort holte sie zum Rundumschlag gegen Trump und die republikanische Partei aus.
06.10.2023, 14:3406.10.2023, 19:55
Mehr «International»

Hillary Clinton nahm kein Blatt vor den Mund, als sie am Donnerstag bei CNN für ein Interview zu Gast war. Anlass waren die jüngsten Unruhen im Parlament, die in der überraschenden Abwahl des Repräsentantenhaus-Sprechers Kevin McCarthy endeten. Im Interview äusserte sich die ehemalige Aussenministerin jedoch auch zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. Sie glaubt, dass Donald Trump von den Republikanern für die Präsidentschaftswahlen nominiert werden wird. Eine ihrer Meinung nach beängstigende Aussicht.

epa10884765 Former Secretary of State Hillary Clinton speaks ahead of the unveiling of her official portrait at the State Department in Washington, DC, 26 September 2023. Former President Bill Clinton ...
Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 musste sich Hillary Clinton Donald Trump geschlagen geben. Bild: keystone

Während sie für den aktuell amtierenden und erneut kandidierenden Präsidenten Joe Biden nur lobende Worte findet, warnt sie vor einer erneuten Wahl Donald Trumps. Man soll ihn auf keinen Fall wählen – auch wenn man kein Fan vom amtierenden Joe Biden sei:

«Wenn du nicht für ihn [Joe Biden] sein willst, so wie ich es bin, dann sei für ihn, weil die Alternative das Ende unserer Demokratie bedeuten könnte. Und das sage ich nicht leichtfertig.»

Man müsse im Parlament wieder eine gemeinsame Basis finden, um zusammenzuarbeiten, fährt die 75-jährige Demokratin fort. Früher habe man sehr erbitterte Kämpfe über alle möglichen Dinge, wie Waffenkontrolle, Klimawandel, Wirtschaft und Steuern geführt. Allerdings ohne die extremistischen Noten, die in der republikanischen Partei jetzt den Ton angeben würden.

Sie erklärt auch gleich, worin sie den Ursprung für diesen Wandel sieht:

«Leider erhalten viele der MAGA-Extremisten ihre Marschbefehle von Donald Trump, der in keiner Weise mehr glaubwürdig ist. Er ist nur seinetwegen da.»

Im nächsten Atemzug lässt sich die ehemalige First Lady zu einer Aussage hinreissen, für die sie nun in den sozialen Medien scharf kritisiert wird:

«Vielleicht braucht es eine formelle Deprogrammierung der Sektenmitglieder. Irgendetwas muss passieren!»

Journalistin Christiane Amanpour will von Clinton wissen, wie es sein kann, dass Trump immer noch im Rennen ist – trotz etlicher Skandale. Sie verweist dabei auf die gegen ihn gerichteten 91 Anklagen, sowie den Zivilbetrug und die sexuellen Übergriffe, für die er verurteilt worden war.

Clinton antwortet – wieder etwas zurückhaltender:

«Es ist die klassische Geschichte eines autoritären Populisten, der die emotionalen, psychologischen Bedürfnisse und Wünsche eines Teils der Bevölkerung wirklich im Griff hat.»

Die Basis der republikanischen Partei sehe in Donald Trump jemanden, der sich für sie einsetze, so Hillary Clinton. Deshalb seien sie so gewillt, für ihn abzustimmen, an seinen Rallyes teilzunehmen und seine Bekleidungsartikel zu tragen.

Aus irgendeinem Grund stosse Trump und seine «negative und hässliche Art der Politik» bei seinen Anhängern auf Anklang, so Clinton. Sie sinniert über die Gründe:

«Vielleicht mögen sie [Trumps Wähler] keine Migranten? Vielleicht mögen sie keine homosexuellen Menschen? Oder Schwarze Menschen? Oder die Frau, die bei der Arbeit die Beförderung bekommen hat, die sie nicht bekommen haben?»

Trump habe mit seinem Wahl-Slogan MAGA (Make America Great Again) eine Rückkehr an einen Ort propagiert, in dem die Menschen sagen können, was sie wollen, und in dem sie jede Person beleidigen dürfen, die ihnen im Weg stehe. Das sei für die Basis der Republikaner attraktiv gewesen. «Es ist wie ein Kult», so Clinton.

Diesen zu brechen, sei keine einfache Aufgabe. Dennoch sieht sie einen Ausweg – und gar einen Hoffnungsschimmer am Horizont:

«Jemand muss dieses Momentum stoppen und in dieser Hinsicht glaube ich, dass Joe Biden ihn schlagen wird.»

Das gesamte Interview wird am Montag bei CNN ausgestrahlt.

(saw)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
81 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ZEUS aKal-El
06.10.2023 15:48registriert März 2021
Sie hat halt einfach recht!
Das Problem ist dass solche Rethorik den Graben zwischen Liberalen und Konservativen, der sowieso schon vorherrscht, noch mehr vertiefen kann.
Die Republikaner gehen mit Nazis, Pseudo-Christen und der Terrororganisation NRA ins Bett, ja lässt sich sogar fast von solchen Kreisen beherrschen. Aber man darf es irgendwie nicht ansprechen weil sonst ist es wieder: Wir gegen Sie, Schwarz gegen Weiss oder Gut gegen Böse...so kommt niemand vorwärts.
Ich widerspreche mir jetzt selber, aber es zeigt gut in welchem Dilemma die USA momentan ist🤷

Zum Glück leb ich nicht dort😅
17215
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cpt. Jeppesen
06.10.2023 15:45registriert Juni 2018
In den USA bräuchte es einen Umbau des politischen Systems und eine Reform des Rechtssystems. Das wird aber nicht passieren, da beide grossen Parteien von der Systemschwäche profitieren. Auf der Strecke bleibt die Demokratie und das Rechtsverständnis. Oder wie sonst kann es sein, dass eine Person mit 91 Anklagen Präsidentschaftsanwärter werden kann und 8 Extremisten das Land blockieren können?
1438
Melden
Zum Kommentar
avatar
Devilduck
06.10.2023 15:29registriert Juli 2018
Sie wird (von denen die es angeht) nicht gehört werden. Ist bei Sekten nunmal so. Zumal sie die Trump Wählenden einmal (wenn auch grösstenteils zurecht) als "deplorables" also Bedauernswerte bezeichnete.

Ich sehe Ähnlichkeiten zu unseren SVP-Wählenden, die auf tumben Populismus hereinfallen und nicht merken (wollen?), dass gerade diese Partei am Wenigsten in ihrem Interesse handelt. Es sei denn, sie seien (Gross)Bauern.

Wobei sich die Grünen mit ihrem Ukranie-Kurs (Nein zum Weiterverkauf von CH-Rüstungsgütern) hierzulande die drohende Niederlage selber zuzuschreiben haben.
12011
Melden
Zum Kommentar
81
Pro-Palästina-Aktivisten randalieren in Fabrik und behindern Ukraine-Unterstützung
Etwa 150 Palästina-Aktivisten haben letzte Woche eine Fabrik in Belgien gestürmt, die militärische Fahrzeuge für die Ukraine aufbereitet. Die nächste Lieferung sei nun stark verzögert.

Pro-palästinensische Demonstranten haben am 23. Juni das Gelände des belgischen Rüstungsunternehmens OIP Land Systems gestürmt, das Militärfahrzeuge für die Ukraine generalüberholt.

Zur Story