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Robert Kennedy stellt sich im US-Präsidentschaftsrennen hinter Donald Trump

Robert Kennedy setzt Kandidatur für die US-Präsidentschaft aus und unterstützt Trump

23.08.2024, 21:5323.08.2024, 21:53
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Der parteilose Robert F. Kennedy steigt de facto aus dem US-Präsidentschaftsrennen aus. Dies gab der ehemalige Demokrat in einer Rede am Freitag in Phoenix im Bundesstaat Arizona bekannt. «In meinem Herzen glaube ich nicht mehr, dass ich eine realistische Chance auf einen Wahlsieg habe», so Kennedy. Er werde seinen Wahlkampf nicht beenden, sei aber dabei, seinen Namen von den Wahlzetteln in den Swing States zu streichen.

Independent presidential candidate Robert F. Kennedy Jr. announces he is suspending his presidential campaign at a news conference Friday, Aug 23, 2024, in Phoenix. (AP Photo/Darryl Webb)
Robert Kennedy bei seiner Rede in Phoenix.Bild: keystone

Weiter sagte Kennedy, er stelle sich nun hinter Donald Trump. «Vor vielen Monaten habe ich dem amerikanischen Volk versprochen, dass ich aus dem Rennen aussteigen würde, wenn ich zum Spielverderber würde», sagte der Ex-Demokrat. Er befürchte, vor allem in Swing States bei einem Verbleib auf den Listen zu einer Bürde für Trump zu werden.

Kennedy kritisierte in seiner Rede die demokratische Partei scharf und warf dieser vor, «die Demokratie aufzugeben», indem man rechtlich gegen Trump und ihn vorgehe.

Weiter wird erwartet, dass Kennedy bereits am Freitag an einer Veranstaltung Trumps auftreten wird. Der Ex-Präsident ist wie Kennedy im Bundesstaat Arizona und hatte im Vorfeld angekündigt, bei einer Kundgebung einen «besonderen Gast» zu erwarten.

Republican presidential nominee former President Donald Trump talks as he walks through the kitchen of ll Toro E La Capra during a campaign event, Friday, Aug. 23, 2024, in Las Vegas. (AP Photo/Julia  ...
Donald Trump – hier noch in Las Vegas – wird am Freitag ebenfalls in Arizona erwartet.Bild: keystone

Wahlkampf ohne Aussicht auf Sieg

Der Neffe des legendären Ex-Präsidenten John F. Kennedy ist bei der Präsidentenwahl chancenlos - in Umfragen liegt er im Schnitt bei nur rund 5 Prozent. Allerdings schauen sowohl die Demokraten als auch die Republikaner mit Sorge auf ihn. Es läuft bei der Wahl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris hinaus. Kennedy könnte beiden Seiten entscheidende Prozente streitig machen. Aktuell sieht es den Umfragen aber so aus, als ob seine Kandidatur eher Trump schadet.

Die Bedeutung von Kennedys Entscheidung hat mit dem komplizierten Verfahren bei US-Präsidentschaftswahlen zu tun. Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest den Republikanern oder den Demokraten zugerechnet werden, sind einige wenige politisch hart umkämpft. Enge Rennen werden besonders in Pennsylvania, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet.

Independent Presidential candidate Robert F. Kennedy Jr. walks outside the courtroom at the Nassau County Supreme Court in Mineola, N.Y. on Wednesday, Aug., 21, 2024. (AP Photo/Stefan Jeremiah)
Bei seiner Kandidatur hatte Kennedy nie realistische Chancen auf den Sieg.Bild: keystone

Wenige Staaten entscheiden den Ausgang der Wahl

Die Rolle dieser Swing States ergibt sich wiederum aus dem US-Wahlsystem: Die Wählerinnen und Wähler entscheiden mit ihren Stimmen über die Zusammensetzung eines 538-köpfigen Wahlkollegiums, das dann im Dezember den Präsidenten oder die Präsidentin wählt. Für einen Sieg benötigen die Kandidaten nicht die meisten Wählerstimmen insgesamt, sondern die Mehrheit der 538 Wahlleute – also mindestens 270. Bei Präsidentschaftswahlen wird deshalb zwischen der tatsächlichen Wählermehrheit («popular vote») und der Mehrheit im Wahlkollegium («electoral vote») unterschieden.

Die Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich dabei ungefähr nach der Bevölkerungsgrösse. Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle seine Wahlleute – selbst bei knappen Siegen. Das macht Swing States so entscheidend für den Wahlausgang.

Über einen möglichen Rückzug Kennedys aus dem Rennen war bereits spekuliert worden. Kennedys Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan hatte vor einigen Tagen einen Zusammenschluss mit dem früheren Präsidenten Trump ins Spiel gebracht. Gleichzeitig gab es Berichte, wonach dem Duo das Geld für den Wahlkampf ausgeht.

epa11245974 Independent presidential candidate Robert F. Kennedy (R) introduces Nicole Shanahan (L), 38, a California lawyer and philanthropist, as his running mate for his independent White House bid ...
Kennedy an der Seite von Nicole Shanahan.Bild: keystone

Grosser Name – und viel Kritik

Kennedy stammt aus der prominenten politischen Familie und war jahrzehntelang selbst Demokrat, entfernte sich in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend von der Partei und sagte sich im Oktober 2023 ganz von den Demokraten los, als er seine Präsidentschaftsbewerbung als Parteiloser verkündete. Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und anderen Mitgliedern seiner Familie wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und des Kontakts zu extremen Politikern der Rechten häufig kritisiert.

Den Demokraten warf Kennedy nun vor, den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu seinem sowie Trumps Nachteil zu beeinflussen. «Im Namen der Rettung der Demokratie hat sich die Demokratische Partei daran gemacht sie zu demontieren», behauptete Kennedy und warf der Parteispitze vor, aus fehlendem Vertrauen für ihren eigenen Kandidaten «einen juristischen Krieg» gegen ihn und Trump angezettelt zu haben. Auch gegen die US-Medien teilte Kennedy aus, warf ihnen unfaire Berichterstattung vor und bezeichnete sie als «Sprachrohre der Regierung und Stenografen für die Machtorgane».

Ein toter Bär und ein Wurm

Kennedy machte zuletzt mit aufsehenerregenden Geschichten von sich reden. Vor einigen Woche erzählte er, im New Yorker Central Park eine Bärenleiche entsorgt zu haben. Im Jahr 2014 habe er ein totgefahrenes Bärenjunges gefunden, in sein Auto geladen und später im berühmten Park in Manhattan zurückgelassen, sagte er. Er habe dem Bären eigentlich das Fell abziehen und das Fleisch in seinem Kühlschrank aufbewahren wollen, habe dann aber schnell zum Flughafen gemusst. Damals wurde tatsächlich ein toter Schwarzbär im Central Park entdeckt - der mysteriöse Fund stellte die Behörden vor Rätsel.

Davor war Kennedy in die Schlagzeilen geraten, weil er einem Zeitungsbericht zufolge davon ausgeht, dass ein Wurm in seinem Gehirn vor einigen Jahren für Gedächtnisverlust verantwortlich war. (dab/sda/dpa)

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134 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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UrsK
23.08.2024 21:13registriert März 2017
Ich kann mir vorstellen, dass sich Robert Senior im Grab umdreht.
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PinPon
23.08.2024 21:17registriert November 2020
Wie zu erwarten hat er sich an Trump verkauft wie eine Strassendirne. Hauptsache schönes "Ämtli" im Falle eines Trump-Sieges.
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Jacques #23
23.08.2024 21:18registriert Oktober 2018
Sie sollten die Verschwörungstheorien noch miteinander abgleichen.

Ich denke mit Trump, JD Vance und Bärentöter Kennedy, kann man Trump's Kampagne jetzt getrost als Abflussrohr bezeichnen, zugegeben, etwas böse.

Es wird Trump nicht helfen. Die nächste Fäulnis Quelle.
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