International
USA

Hegseths Gruppenchats und andere Sicherheitspannen der US-Geschichte

epa12045005 US Defense Secretary Pete Hegseth attends the 2025 Easter Egg Roll at the White House in Washington, DC, USA, 21 April 2025. EPA/WILL OLIVER
Der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth nimmt es wohl mit der Sicherheit nicht so genau.Bild: keystone

Die peinlichsten Sicherheitspannen der US-Geschichte

Pete Hegseth löste mit seinen öffentlich gewordenen Gruppenchats weltweit Schlagzeilen aus. In der Geschichte der USA gab es aber weitere Missgeschicke bezüglich der Kommunikation, welche die USA blamierten.
24.04.2025, 16:1524.04.2025, 17:15
Mehr «International»

Die USA präsentieren sich nach aussen hin militärisch gut aufgestellt und technologisch weit voraus. Die jüngsten Geschehnisse rund um Verteidigungsminister Pete Hegseth zeigen aber auch, dass nicht alles so rund läuft, wie man es meinen könnte.

Hegseth löste mit seinen über den verschlüsselten Messengerdienst Signal verbreiteten Informationen zu einer geplanten Militäraktion weltweit Schlagzeilen aus. Zu der Gruppe wurde nämlich aus Versehen der Chefredaktor einer amerikanischen Zeitung hinzugefügt. Bei einem weiteren Gruppenchat soll er laut der «New York Times» sensible Informationen mit seiner Familie geteilt haben.

Doch Hegseth ist nicht der Einzige, der in den USA mit peinlichen Pannen bezüglich der Sicherheit auffiel. Auch andere, teils gefährliche Vorfälle gingen in die Geschichte ein, schreibt die NZZ.

1971: Einbruch beim FBI

ARCHIV - Das undatierte Bild zeigt J. Edgar Hover am Telefon in seinem Büro beim FBI. Hoover war von 1935 bis zu seinem Tod 1972 erster Direktor des FBI, der Nachfolgeorganisation des Bureau of Invest ...
J. Edgar Hoover war von 1935 bis zu seinem Tod 1972 erster Direktor des FBI und verantwortlich für «COINTELPRO». Bild: DPA

Im März 1971 merkte das FBI, dass bei einem seiner Regionalbüros in Pennsylvania eingebrochen wurde. Dass dies bei einer Behörde passierte, die auf Hochsicherheit ausgelegt war und sich mit Technik in der Observation und bei Spezialeinsätzen auskannte, wies zuerst auf Profis hin. Doch bei den Einbrechern handelte es sich lediglich um eine Gruppe Friedensaktivisten, welche aus Universitätsdozenten, Pflegern und Taxifahrern bestand.

Die Gruppe hatte das Büro über mehrere Wochen beobachtet. Sie kamen zu dem Schluss, dass nur eine verschlossene Tür mit einem unknackbaren Schloss ihnen im Weg stand. Kurze Zeit vor dem Einbruch klebten sie an die Tür einen Zettel, mit der Bitte, die Tür diese Nacht nicht zuzusperren. Dem Wunsch wurde nachgekommen und sie konnten ganz einfach in das Gebäude marschieren.

Im Büro stiessen sie auf viele sensible und verschlossene Akten, wie die Unterlagen zum geheimen Programm «COINTELPRO». Dabei ging es um Überwachungsmassnahmen gegen Bürgerrechtsbewegungen, methodische Einschüchterung von Aktivisten und geplante Massnahmen zur politischen Vernichtung. Die Aktivisten mit dem Namen «Citizens Commission to Investigate the FBI» sendeten die Dokumente an diverse Medien und Politiker.

2007: Lizenz zum Erwerb radioaktiver Materialien

2007 testete die staatliche Kontrollbehörde des amerikanischen Kongresses (GAO) versteckt die Sicherheit beim Lizenzierungsprozess der nationalen Nuklearsicherheitskommission (NRC). Dabei zeigten sich gravierende Missstände.

Cooling tower three with one and two in the background are seen at the nuclear reactor facility at the Alvin W. Vogtle Electric Generating Plant, Friday, May 31, 2024, in Waynesboro, Ga. (AP Photo/Mik ...
Das Kernkraftwerk Vogtle in Georgia.Bild: keystone

Die Kontrollbehörde erfanden dafür eine Firma, welche nur ein Postfach besitzt. Durch das fiktive Unternehmen baten sie um eine Lizenz zum Erwerb radioaktiver Stoffe. Das NRC verzichtete auf eine persönliche Prüfung oder Begutachtung des Firmengebäudes und gaben innerhalb von 28 Tagen die Lizenz heraus.

Mit einer einfachen Software konnte das GAO die Mengenangaben für die Stoffe digital erweitern, um so grössere Bestellungen der radioaktiven Stoffe machen zu können. Bestellt wurden Americium-241 und Cäsium-137. In grossen Mengen können damit auch Bomben mit radioaktiven Partikeln hergestellt werden, womit ganze Stadtteile verseucht werden können.

Nach Bekanntwerden des Tests erhöhte NRC die Sicherheit bei ihren Vorschriften. Standortbesichtigungen waren nun vorgeschrieben.

2010: Militärdokumente für Wikileaks

Bradley Manning, ein Analyst des amerikanischen Militärs, leakte 2010 rund 700'000 geheime Regierungs- und Militärunterlagen. Dafür kopierte er die Dokumente von einem gesicherten Netzwerk, schrieb das Rohmaterial zum Verschleiern seiner Absichten mit «Lady Gaga» an und brachte die Unterlagen einfach in seiner Tasche der Uniform aus dem eigentlich gesicherten Raum. Den Vorgang führte er mehrmals durch. Da jeder dachte, er höre bloss Musik, blieb das Ganze unbemerkt.

Die Unterlagen gab Manning an die Enthüllungsplattform Wikileaks weiter. Der Vorfall ging als einer der grössten Sicherheitspannen in der amerikanischen Geschichte ein.

Die Dokumente handelten von schlimmen Zuständen im Irak-Krieg und von der US-Aussenpolitik, welche Manning missfiel. Durch die Leaks wollte er die Bevölkerung aufklären. Bei den Unterlagen war auch das Video «Collateral Murder» dabei, welches die Schüsse auf irakische Zivilisten durch das US-Militär zeigten.

Die Veröffentlichung sorgte weltweit für Diskussionen und die Infragestellung der Sicherheit des Militärs sowie die Berechtigung der Geheimhaltung solcher Informationen.

Former Army intelligence analyst Chelsea Manning speaks with reporters, after arriving at the federal courthouse in Alexandria, Va., Thursday, May 16, 2019. Manning spoke about the federal court’s con ...
Chelsea Manning lebte vorher als Bradley Manning.Bild: AP/FR170079 AP

Manning lebt heute als Frau unter dem Namen Chelsea Manning.

2001: Das Pentagon wird gehackt

The Pentagon is seen from above in Arlington, USA - 27 Jan 2025 The Pentagon is seen from above. Arlington United States Copyright: xJenxGolbeckx/xSOPAxImagesx 123
Anfang der 2000er hackte eine Person zahlreiche Rechner des Pentagons.Bild: www.imago-images.de

Von Februar 2001 bis März 2002 konnte sich der britische IT-Administrator Gary McKinnon ins Pentagon hacken. Betroffen waren dabei 97 Computer des Militärs und der NASA. Das Ziel von McKinnon waren Informationen zu UFOs, die dessen Existenz beweisen, sowie weitere unter Verschluss gehaltene Technologien.

Der Brite verwendete bei seinem Eindringen in die Systeme simple Techniken. Bei den Geräten installierte er aus der Ferne Wartungssoftwares, womit er die Computer selbst steuern konnte. Da er dabei fast keine Anzeichen auf sein Handeln verursacht, merkte niemand etwas und er konnte sich monatelang durch die Unterlagen wühlen und diese vervielfältigen.

In späteren Interviews erzählte McKinnon, die meisten Computer enthielten gar kein Passwort oder diese hiess einfach «password». Das Hacken sorgte für Netzwerkausfälle, Munitionsmängel und einen Verlust von 900'000 US-Dollar. Der Fall versinnbildlichte die Wichtigkeit der Cybersicherheit.

2005: Geheimdokumente nicht richtig geschwärzt

The coffin of late Italian intelligence officer Nicola Calipari is shoulder carried during his State funerals in Rome, Monday, March 7, 2005. Calipari was killed in controversial circumstances in Iraq ...
Nicola Calipari starb 2005 im Irak. Hier wird er beerdigt.Bild: AP

2005 gab das US-Militär einen Untersuchungsbericht zum Tod des italienischen Offiziers des Geheimdienstes Nicola Calipari frei. Dieser wurde im Irak bei einem Kontrollpunkt der USA erschossen.

Obwohl die sensiblen Daten geschwärzt wurden, konnte ein Blogger den Text einfach kopieren und in das Textverarbeitungsprogramm «word» einfügen. Dies war möglich, da der Text unter den schwarzen Balken nicht entfernt wurde. Die nun nicht mehr geheimen Daten inkludierten Namen von involvierten amerikanischen Soldaten, Standorte von Truppen sowie Bestimmungen zu Aktivitäten. Abgesehen von denkbaren internationalen Auswirkungen war dies auch für die Sicherheit der betreffenden Soldaten problematisch.

Die Personen, die für die Sicherheitslücke verantwortlich waren, mussten mit keinen Konsequenzen rechen. (kek)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Leute, die Sicherheit nicht so ernst nehmen, wie sie sollten
1 / 57
Leute, die Sicherheit nicht so ernst nehmen, wie sie sollten
Person 1: «Hey, Toni, du wurdest gefeuert?»

Toni: «Ja, aber keine Ahnung, warum. Die Chefin muss mich auf dem Kieker haben ...»

Auch Toni: ​
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Diese Gruppe ist voller Hetzer» – Pete Hegseth's Aussetzer
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mentos
24.04.2025 17:38registriert Mai 2020
Das Pete(r)-Prinzip besagt: In Hierarchien steigt man so lange auf, bis man eine Position erreicht, der man nicht mehr gewachsen ist – dort bleibt man dann. Ich erlaube mir das Peter-Prinzip ab sofort als Pete-Prinzip zu bezeichnen…
291
Melden
Zum Kommentar
avatar
Celtic Swiss
24.04.2025 16:43registriert Juni 2024
Die Liste dürfte umso umso länger werden, je länger der Pistol Pete im Amt ist.

Das ist nur so eine Vermutung von mir.
272
Melden
Zum Kommentar
avatar
D.Enk-Zettel
24.04.2025 16:29registriert Oktober 2021
es wäre gut zu wissen, welche personellen Konsequenzen bei den anderen Pannen gezogen wurden....nur so zu Vergleich im Hegseth Fall.
221
Melden
Zum Kommentar
15
    US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal überraschend – Trump beschuldigt Biden

    Die US-Wirtschaft hat deutlich an Fahrt verloren und ist im ersten Quartal des Jahres überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) fiel in den ersten drei Monaten annualisiert um 0,3 Prozent.

    Zur Story