Mit einer unbedacht formulierten Aussage sorgt der republikanische Vize-Kandidat J.D. Vance im Wahlkampf für Aufregung. Am Donnerstag, nach einem weiteren Schulmassaker, bei dem ein Teenager vier Menschen ermordet hatte, bezeichnete der 40-Jährige solche Schiessereien als «Teil des Lebens». Mit seiner Wortwahl erweckte der Stellvertreter von Donald Trump den Eindruck, solche Bluttaten seien unvermeidlich und stünden in keinem Zusammenhang mit den laschen Waffengesetzen der USA.
Der politische Gegner zögerte nicht lange und kritisierte Vance hart für seine Stellungnahme. Die Demokraten versuchten, Kinder zu beschützen und Waffen von Kriminellen fernzuhalten, sagte das Wahlkampfteam von Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Die Republikaner hingegen zögen die Waffenlobby den Kindern vor.
Unerwähnt blieb dabei, dass Vance während eines Auftrittes in Phoenix (Arizona) auch gesagt hatte, dass er dieser Entwicklung keinesfalls gleichgültig gegenüberstehe. Er sei nicht glücklich über diese harte Wahrheit, sagte Vance. «Aber wenn du ein Psychopath bist und Schlagzeilen produzieren willst, dann kommst du zur Einsicht, dass unsere Schulen ungeschützte Ziele sind.»
Dabei ist es höchst fraglich, ob sich das Schulmassaker in einer High School in Winder (Georgia) dafür eignet, politisch ausgeschlachtet zu werden. Der geständige Täter, ein 14 Jahre alter Junge, scheint aus einer zerrütteten Familie zu stammen. Seine Mutter ist mehrfach vorbestraft und seit Jahren drogensüchtig. Der Vater wiederum wird beschuldigt, seinem Sohn erlaubt zu haben, eine Waffe zu besitzen - obwohl er dafür zu jung war. Der Vater wurde deshalb zwischenzeitlich ebenfalls angeklagt; ihm droht eine langjährige Gefängnisstrafe wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz und fahrlässiger Tötung.
Als er noch Präsident war, sprach Trump mehrmals darüber, wie Schulgebäude besser vor potenziellen Amokläufern geschützt werden könnten. Auch forderte der Republikaner die Bewaffnung von Lehrkräften. Im aktuellen Wahlprogramm des Präsidentschaftskandidaten ist von diesen Forderungen nichts mehr zu lesen. Die Demokraten wiederum setzen sich dafür ein, das in der Verfassung verankerte Recht auf Waffenbesitz einzuschränken. Vize-Kandidat Tim Walz, selbst ein Waffenbesitzer, bezeichnete die Aussagen von Vance online als «erbärmlich».
Dass in dieser Kontroverse einmal mehr J.D. Vance im Zentrum steht, ist kein Zufall. Der Vize-Kandidat profilierte sich in den vergangenen Wochen als «Botschafter des Trump-Wahlkampfstabs für etablierte und alternative Medien», wie es David Axelrod, ehemaliger Wahlkampfberater von Präsident Barack Obama, formulierte. Vance beantwortet dabei nicht nur die Fragen von Journalisten, die für etablierte Medien wie CNN arbeiten. Er hat kürzlich auch ein Interview mit dem rechten Kommentator Tucker Carlson aufgenommen.
Vance teilt in diesen Gesprächen gerne aus. Darunter leiden seine Zustimmungswerte. So sagt eine Mehrheit der amerikanischen Wähler, dass sie eine schlechte Meinung vom Republikaner haben. Walz hingegen, der Stellvertreter von Kamala Harris, scheint einer Mehrzahl der Wähler sympathisch zu sein.
Das ist nicht der einzige Rückstand, den die Republikaner aufweisen. In Meinungsumfragen liegen Trump und Vance leicht hinter Harris und Walz zurück - wobei der Rückstand in den politisch umkämpften Bundesstaaten hauchdünn ist. Auch sammelten die Republikaner im August deutlich weniger Wahlkampfspenden als die Demokraten ein. Harris und Walz nahmen demnach im vergangenen Monat mehr als 300 Millionen Dollar ein, meldete der Fernsehsender NBC. Die Republikaner hingegen sammelten gemäss eigenen Angaben 130 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden ein.
Das sind stolze Summen. Auch Trump muss sich keine Sorgen darum machen, dass ihm bald das Geld ausgeht. Zwei Monate vor dem Wahltag besitzen die Demokraten aber nach wie vor die besseren Karten. (aargauerzeitung.ch/lyn)
Glaube kaum, dass seine Aussagen, "unbedacht" sind.
Es ist eher das was er wirklich denkt, aber Intelligenz ist ja bekanntlich nicht jedem in die Wiege gelegt worden.