International
USA

Das wissen wir über den US-Ukraine-Deal

FILE - Republican presidential nominee former President Donald Trump, right, and Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy shake hands during their meeting at Trump Tower, on Sept. 27, 2024, in New ...
Sollen sich geeinigt haben: Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump.Bild: keystone

Keine Sicherheitsgarantien, dafür mehr Einfluss – das wissen wir über den US-Ukraine-Deal

Der Deal zwischen den USA und der Ukraine über den Abbau der wertvollen Rohstoffe im kriegsgebeutelten Land soll vor dem Abschluss stehen. Eine Übersicht.
26.02.2025, 04:5826.02.2025, 04:58
Mehr «International»

Darum geht es

Der umstrittene Rohstoffdeal zwischen der Ukraine und den USA soll Medienberichten zufolge nach tagelangem Ringen unterschriftsreif sein. Beide Seiten haben sich demnach auf Details eines Vertrags geeinigt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber bisher nicht. Zur Unterzeichnung könnte es bereits an diesem Freitag kommen: Dann soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Washington reisen.

Was der Deal beinhalten soll

Das Internetportal der «Ukrajinska Prawda» in Kiew berichtete, es gebe eine neue Vereinbarung über den Zugang der USA zu Rohstoffen in der Ukraine – quasi als Kompensation für die Verteidigungshilfe, die die Vereinigten Staaten dem von Russland angegriffenen Land in den vergangenen drei Jahren geleistet haben. Der Entwurf eines Vertrags liegt dem Medium demnach vor. Neben den für Hochtechnologieprodukte wichtigen seltenen Erden geht es um den Zugriff der USA auf ukrainisches Öl und Gas.

Keine US-Sicherheitsgarantien für Ukraine

Auch die britische «Financial Times» berichtete über eine Einigung beider Seiten. Den Berichten zufolge ist in der angeblich unterschriftsreifen Fassung keine Rede mehr von Sicherheitsgarantien der USA, auf die ukrainische Staatsführung zuletzt immer wieder gepocht hatte.

Um das Abkommen gab es in den vergangenen Tagen heftigen Streit, weil der ukrainische Präsident Selenskyj eine Unterzeichnung zunächst verweigert hatte. Nicht nur in der Ukraine, auch in europäischen Ländern machte sich Empörung darüber breit, dass Trump die Kriegsnot des grossflächig zerstörten Landes offenbar als Gelegenheit für einen lukrativen Deal betrachtet.

Trump rückt von Maximalforderungen ab

Den Berichten zufolge erhalten die Vereinigten Staaten keine vollständige Kontrolle über einen geplanten Investitionsfonds für den Wiederaufbau, in den die Einnahmen aus dem Abbau der Bodenschätze fliessen sollen. Der Fonds soll den Berichten zufolge vielmehr von den USA und der Ukraine gemeinsam verwaltet werden. In ihn fliessen demnach 50 Prozent der Einnahmen aus Rohstoffverkäufen und der für den Umschlag der Bodenschätze wichtigen Häfen und anderer Infrastruktur.

Wie die «Ukrajinska Prawda» berichtete auch die «Financial Times», dass in den Fonds nicht so viel Geld aus der Ukraine fliessen soll, bis die Summe von 500 Milliarden US-Dollar erreicht ist – diese Summe hatte Trump zunächst in den Raum gestellt. Beiden Medien zufolge lenkte Washington hier ein und nahm Abstand von den härtesten Forderungen, die Selenskyjs Unmut erregt hatten.

Auch eine Klausel, wonach die Ukraine den USA künftig den doppelten Betrag im Falle von amerikanischen Hilfegeldern zurückzahlen muss, fehlt im neuen Entwurf, wie die «New York Times» berichtete.

Ukraine soll von Investitionen profitieren

Den Medienberichten nach soll der Fonds Projekte in der Ukraine finanzieren. Er sei losgelöst von den Einnahmen aus Rohstoffverkäufen, die schon jetzt in den Staatshaushalt fliessen. Die Vereinbarung soll auch nicht im Widerspruch stehen zu anderen internationalen Abkommen der Ukraine – etwa mit der EU. Die «Financial Times» berichtete, Selenskyj werde das Abkommen bei einem Treffen mit Trump unterzeichnen – so äusserte sich auch Trump selbst. Zu klären seien noch Details der Arbeitsweise des künftigen Fonds, hiess es.

Die Ausbeutung der Rohstoffe in der Ukraine gilt als strategisch bedeutsam und wirtschaftlich lukrativ. Das Land kann die Vorkommen an seltenen Erden und anderen Rohstoffen sehr gut gebrauchen für den Wiederaufbau. Ein grosser Teil der Ressourcen liegt aber in den von Russland besetzten Gebieten des Landes.

Die Weltbank mit Sitz in Washington beziffert die Kosten für den Wiederaufbau in der Ukraine auf mindestens 524 Milliarden US-Dollar (rund 506 Milliarden Euro) über die kommenden zehn Jahre.

Kritik aus Europa

Zu den Staats- und Regierungschefs, die zumindest offen Kritik am Vorgehen der US-Regierung äussern, zählt der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er hatte Anfang Februar im Zusammenhang mit Äusserungen Trumps gesagt, es «wäre sehr egoistisch, sehr selbstbezogen», wenn man die Ressourcen der Ukraine nutzen würde, um die Unterstützung bei der Verteidigung zu finanzieren.

Zudem verwies Scholz darauf, dass sich auch Deutschland nicht für die Unterstützung der angegriffenen Ukraine bezahlen lasse. «Das sollte die Haltung aller sein», sagte er. Auch die Vorgängerregierung in Washington unter Präsident Joe Biden hatte die Unterstützung der Ukraine mit deren Kampf um ihre Freiheit und Unabhängigkeit begründet.

Selenskyj äussert sich bisher nicht zum Abkommen

In seiner abendlichen Videobotschaft verlor Selenskyj kein Wort über die angebliche Einigung mit den USA. Er dankte nach den Veranstaltungen zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns den Verbündeten für ihre Hilfe. Die internationalen Partner setzten ihre Unterstützung für die Ukraine nicht nur fort, sondern wollten sie auch noch ausweiten. «Das wird uns helfen, noch schneller einen Frieden zu erreichen – einen ehrlichen Frieden, der garantiert, dass es nie wieder zu einer Aggression kommt», schrieb Selenskyj auf der Plattform X.

Er dankte er auch dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der im Weissen Haus bei einem Treffen mit Trump um weitere US-Unterstützung für die Ukraine gebeten hatte. «Die Ukraine sieht, wie viel Frankreich tut für unsere gemeinsame Zukunft», erklärte Selenskyj nach einem Telefonat mit Macron, in dem ihn der Franzose über den Inhalt des Gesprächs mit Trump informiert hatte.

Am Mittwoch will Macron auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten per Videokonferenz über seine jüngsten Gespräche mit Trump unterrichten. Die Schalte soll vor allem zur Vorbereitung des EU-Sondergipfels am Donnerstag kommender Woche dienen. Bei dem Treffen werden die Staats- und Regierungschefs darüber beraten, wie auf den drastischen Kurswechsel der USA in der Ukraine-Politik reagiert werden soll.

Trump hatte Macron am Montag als ersten europäischen Staatschef seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Weissen Haus empfangen. Der Franzose drang bei den Gesprächen unter anderem darauf, dass die bei den jüngsten Gesprächen amerikanischer und russischer Vertreter aussen vor gelassenen Europäer stärker in Verhandlungen einbezogen werden. Am Donnerstag wird auch der britische Premierminister Keir Starmer im Weissen Haus erwartet. (con/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
129 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
naturwald
26.02.2025 05:54registriert Oktober 2023
Selenskyi konnte gar nicht anders, denn anscheinend steht Russland kurz vor der grösstem Lithium Mine, während Europa mit sich selbst und mit Trumpkritik beschäftigt ist und selber keine Vorschläge für die Beendigung des Krieges brachte. Trump hat die Situation schamlos ausgenutzt und einen Strohhalm angeboten, an dem sich Selenskyj nun festhalten muss. Die Ukraine gehört nun faktisch den Amis und den Russen, Europa ist weiterhin der Zuschauer mit vielen Worten.
14314
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maverich
26.02.2025 06:01registriert August 2021
Wandel durch Handel, hat sich mit den Russen nicht bewährt. Das wird vermutlich auch mit dem neuen Amerika nicht funktionieren.
988
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tschowanni
26.02.2025 07:24registriert Oktober 2015
Kritik aus Europa, können sie ja machen. Europa hatte 3 Jahre Zeit und in diesen Jahren nix auf die Reihe bekommen. Wie lange soll das denn aus Sicht der Europäer noch dauern? Bis Putin am Mittelmeer steht? Kritik äußern ist einfach. Handeln schon etwas schwieriger, vor allem für Europa.
325
Melden
Zum Kommentar
129
Liechtenstein prüft laut Regierungschefin europäische Integration
Liechtenstein untersucht nach Aussagen von Regierungschefin Brigitte Haas die europäische Integration. Grund dafür sind die Bestrebungen des EWR-Mitgliedstaats Island, das mit einem EU-Beitritt liebäugelt, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA schrieb.
Zur Story