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Trump trifft Kim Jong Un in Vietnam und spricht mit ihm über Otto Warmbier.

President Donald Trump speaks during a news conference after a summit with North Korean leader Kim Jong Un, Thursday, Feb. 28, 2019, in Hanoi. (AP Photo/ Evan Vucci)
Bild: AP/AP

Gefolterter US-Student: Trump stellt sich hinter Kim und erntet Kritik

01.03.2019, 06:15
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US-Präsident Donald Trump hat sich im Fall des nach nordkoreanischer Haft verstorbenen Studenten Otto Warmbier hinter Machthaber Kim Jong Un gestellt - und damit empörte Reaktionen in den USA ausgelöst. Trump sagte am Donnerstag nach Ende des Gipfeltreffens in Hanoi, er habe mit Kim über den mutmasslich schwer gefolterten Studenten gesprochen. Kim «sagt mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort».

Kim habe den Fall zwar «sehr gut gekannt, aber erst später davon erfahren», sagte Trump weiter. In nordkoreanischer Haft seien «einige sehr schlimme Dinge» mit Warmbier passiert.

Der Student war während einer Nordkorea-Reise Anfang 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Er fiel unter ungeklärten Umständen ins Koma und wurde schliesslich freigelassen. Im Juni 2017 starb er wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA.

Ein US-Gericht kam im vergangenen Dezember zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Pjöngjang hat jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten und erklärt, der Student habe sich eine schwere Nahrungsmittelvergiftung zugezogen.

Parteiübergreifende Empörung

Dass Trump nun Kims Angaben Glauben zu schenken scheint, sorgte in den USA parteiübergreifend für empörte Reaktionen. «Natürlich wusste Kim davon», schrieb der einflussreiche demokratische Senator Mark Warner im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Anscheinend ist der Präsident der Vereinigten Staaten der Einzige, der diese offensichtliche Lüge glaubt.»

Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff bezeichnete Trumps Äusserungen als «abscheulich». Der demokratische Senator Chris Van Hollen warnte, die USA dürften «Kim Jong Un nicht einen Blankoscheck dafür ausstellen, einen der unseren zu foltern und zu ermorden». Der demokratische Senator Tim Kaine warf Trump vor, sich an die Seite von «Diktatoren» anstelle von US-Bürgern zu stellen.

Auch der Minderheitsführer von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, kritisierte den US-Präsidenten. «Ich sehe Nordkoreas Führer nicht als jemanden an, der ein Freund ist. Wir alle wissen, was mit Otto passiert ist, wir wissen, was dieses Land getan hat.»

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Otto Warmbier bei seinem Prozess in Nordkorea.Bild: EPA/YNA/KCNA

«Weiter produktive Gespräche»

Das Gipfeltreffen von Trump und Kim in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi war am Donnerstag ohne Ergebnis abgebrochen worden. Offenbar gab es keine Einigung bei der Frage der Sanktionen gegen Nordkorea und der atomaren Abrüstung, auch wenn beide Seiten widersprüchliche Angaben machten.

Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA schrieb am Freitag, Trump und Kim hätten vereinbart, «weiter produktive Gespräche zu führen, um über die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea zu diskutieren». (sda/afp)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jein
01.03.2019 06:41registriert August 2017
Nur weil Trump sein Land nicht im Griff hat glaubt er wohl, dass totalitäre Herrscher wie Kim oder MBS ebenfalls nicht über die Vorgänge in ihrem Land in Bild sind...
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Flexon
01.03.2019 07:59registriert Februar 2014
Alternativer Plot: Kim gibt erschüttert zu, dass er den Fall hätte verhindern müssen. Er übernimmt volle Verantwortung und tritt ab sofort zurück.
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