Als Donald Trump auf seinem Golfplatz in West Palm Beach gerade zum nächsten Schlag gehen wollte, sollen die Schüsse gefallen sein. Nicht vom Schützen selbst, sondern von einem Mitarbeiter des Secret Service. In den Büschen soll er laut Aussagen des FBI das Zielfernrohr eines Gewehrs erblickt und sofort gehandelt haben. Der mutmassliche Täter wurde wenig später gefasst. Hier lesen Sie alle Informationen zu dem Vorfall.
Der Name des Verdächtigen ist Ryan Routh Er ist 58 Jahre alt und stammt aus der Stadt Greensboro im Bundesstaat North Carolina. Zwischenzeitlich soll er in Hawaii gelebt haben.
Schon früh scheint der festgenommene mutmassliche Attentäter nach Informationen von t-online mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu sein, insbesondere wegen seines Umgangs mit Waffen. In Polizeimeldungen aus dem Jahr 2002 ist von einem schwerwiegenden Vorfall zu lesen: «Ein bewaffneter Mann wurde am Montagmorgen festgenommen, nachdem er sich über drei Stunden hinweg in einem Geschäft verbarrikadiert hatte.» Ryan Routh war 36 Jahre alt. Schon damals hantierte er mit einer Schusswaffe.
Laut offiziellen Strafunterlagen, die t-online vorliegen, wurde Routh nach dem Vorfall wegen des verdeckten Führens einer Waffe und wegen des Besitzes einer «Kriegswaffe» angeklagt, womit ein vollautomatisches Maschinengewehr gemeint war. Auch in den USA sind in manchen Bundesstaaten nur halbautomatische Gewehre erlaubt. Zusätzliche Anklagepunkte lauteten Widerstand gegen die Staatsgewalt, Behinderung eines Polizeibeamten sowie das Fahren trotz entzogener Fahrerlaubnis. Hinzu kommen Steuerdelikte in Höhe von mehreren Zehntausend Dollar.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, ob Routh eine einzelne politische Partei uneingeschränkt unterstützt. Zahlreiche öffentliche Äusserungen zeigen aber, dass er zuletzt ein entschiedener Gegner Donald Trumps war. Dabei gab er in einem Beitrag auf X im Jahr 2020 an, dass Donald Trump noch im Jahr 2016 seine Wahl gewesen sei. «Ich werde froh sein, wenn du weg bist», schrieb Ryan Routh an Trump gerichtet. Der Grund: Trump sei eine Enttäuschung gewesen, weil er keine bessere Politik gemacht habe und es immer schlimmer werde. Trump, so Routh, sei «zurückgeblieben».
Anfang 2024 äusserte Routh in den sozialen Medien seine Vorliebe für die Republikanerin Nikki Haley und für Vivek Ramaswamy. Er sah in ihnen während der Vorwahlen offenbar eine gute Alternative zu Trump. Routh äusserte zu anderen Zeiten aber auch, dass er den unabhängigen, linken Senator Bernie Sanders mehr schätzen würde als früher.
Zuletzt aber setzte er offenbar grosse Hoffnungen auf den Demokraten Joe Biden. Gerichtet an den US-Präsidenten schrieb er am 22. April 2024 auf seinem X-Account: «@POTUS, Ihr Wahlkampf sollte so etwas wie KADAF heissen (Keep America democratic and free/ Amerika als demokratisch und frei bewahren).» Über Trump schrieb Routh: «Trump sollte MASA sein (Make Americans slaves again/Macht die Amerikaner wieder zu Sklaven).» Mit dem Wahlzettel würde nichts weniger als die Demokratie selbst verhandelt. «Wir können es uns nicht leisten, zu scheitern», so Routh. Die Welt zähle auf die USA. Die Amerikaner müssten den Weg weisen.
Spendennachweise, die t-online vorliegen, zeigen, dass Ryan Routh, während er auf Hawaii lebte, allerdings nur zwischen den Jahren 2019 und 2020 offenbar mehrfach kleine Beträge zwischen 1 und 25 Dollar an die Kampagne der Demokratischen Partei gespendet hat.
Die wohl deutlichste Überzeugung zeigte Ryan Routh in der Vergangenheit beim Thema Ukraine. In einem Video-Interview mit dem Medium «Newsweek Romania» sagte er, dass für ihn der Abwehrkampf gegen Putins Angriffskrieg eine Frage von «schwarz und weiss» sei, eine Frage von «Gut gegen Böse».
Routh nahm die Aufgabe, gegen Russland zu kämpfen, offenbar so ernst, dass er sogar als Freiwilliger in der Ukraine mitkämpfen wollte und auch über lange Zeit versuchte, Söldner für den Krieg gegen Putin anzuwerben.
Nach Informationen von t-online unterhält Ryan Routh dazu die Webseite «Fight for Ukraine», auf der angibt «1'200 Dollar pro Monat» zahlen zu wollen. Freiwillige sollten sich bei ihm melden. Zu lesen ist dort: «Jeder einzelne von uns ist für den Ausgang dieses Krieges verantwortlich, denn jede einzelne unserer Handlungen muss für die Menschlichkeit stehen und Güte, Fürsorge, Selbstlosigkeit, Altruismus, Empathie, Grosszügigkeit und all die moralische Güte zeigen, um die es in diesem Kampf geht.»
Nicht nur «Newsweek Romania», sondern mehrere englischsprachige Medien haben Routh in den vergangenen Jahren bezüglich seines Engagements in der Ukraine interviewt.
In der «New York Times» tauchte Routh im Jahr 2023 als Protagonist in einem Artikel über Amerikaner auf, die freiwillig in der Ukraine kämpfen wollen. Dort war zu lesen, dass Ryan Routh, «ein ehemaliger Bauarbeiter aus Greensboro, North Carolina, Rekruten unter den afghanischen Soldaten, die vor den Taliban geflohen sind» suchen würde. Sein Plan war es offenbar, die Afghanen im Zweifel «illegal aus Pakistan und dem Iran in die Ukraine zu bringen.» Man könne wahrscheinlich «einige Pässe über Pakistan kaufen, da es ein so korruptes Land ist», sagte Routh den Reportern der «New York Times». Ob Ryan Routh mit seinen Plänen Erfolg hatte, ist nicht bekannt.
Wann werden der Name oder die Herkunft eines Straftäters in einem Artikel erwähnt, wann nicht? Dafür gibt es transparente Regeln, die Sie hier finden.
Am Tag von Putins Invasion in der Ukraine war in der britischen «Financial Times» zu lesen, dass Routh als amerikanischer Freiwilliger in die Ukraine gereist sei. Im Alter von 56 Jahren sei ihm dann aber gesagt worden, er sei zu alt zum Kämpfen. Ryan Routh stellte dem Bericht zufolge stattdessen auf dem Maidan-Platz in Kyiv ein Zelt auf, um ausländische Freiwillige zu koordinieren und begann, ein Denkmal für die Gefallenen zu errichten.
Dem Online-Medium «Semafor» klagte Routh im Jahr 2023 über Probleme, freiwillige Kämpfer in die Ukraine zu bringen: «Die meisten ukrainischen Behörden wollen diese Soldaten nicht», sagte er. Er habe jede Woche verschiedene Partner mit [dem ukrainischen Verteidigungsministerium] zusammengebracht und konnte die Behörde offenbar «immer noch nicht dazu bewegen, der Ausstellung eines einzigen Visums zuzustimmen», so Ryan Routh.
Verwendete Quellen:
Wählte Trump in 2016 - unterstützte Tulsi in 2020 - unterstützte Vivek / Hailey fürs Republikaner Ticket - hätte Bernie beim Demokratenticket gewählt - stark pro-Ukraine - stark Covid-Schwurbler - hat Briefe an Kim Jong Un geschrieben - war Elon Musk fan. Was auch immer bei dem los war, es war bestimmt nicht ganz gesund.