Christine Dawood trägt Schwarz. Die Stille wiegt schwer, aber trotzdem spricht sie mit der BBC-Journalistin Nomia Iqbal über sehr emotionale Themen. Iqbal beginnt mit der schwierigsten aller Fragen: «Christine, darf ich Sie fragen, wie Sie sich fühlen?» Sie antwortet:
Christine Dawood blick mal auf den Boden, mal ins Leere. Sie sucht nach Worten, seufzt, stottert ein wenig, aber immer gibt sie der Journalistin Antwort. Sie erzählt, wie der Moment ablief, als die Kommunikation mit der Titan unterbrochen wurde:
Danach fügt sie an:
Sie erzählt weiter, dass die Mitglieder des Expeditionsteams beteuert hätten, dass sie wieder aufsteigen würden. Dass es «nichts Ungewöhnliches» sei, die Kommunikation mit einem Gefährt zu verlieren.
Christine Dawood spricht von der Hoffnung, weil alle geglaubt hatten, dass die Titan wieder an die Wasseroberfläche kommen würden. Sie erklärt auch, dass es bei solchen Expeditionen eine Frist gibt, innerhalb derer ein verlorenes Tauchboot auftauchen soll: 96 Stunden, also vier Tage. Dann kommt die Katastrophe. Sie würden nicht mehr zurückkehren.
Wenn Christine über ihren Sohn und ihren Mann spricht, verwendet sie die Gegenwartsform, als ob ihr Tod nur eine Einbildung wäre. Mit zitternder Stimme erwähnt Christine ihre Tochter, die 17-jährige Alina: «Eine unglaubliche junge Frau.» Sie war ebenfalls auf dem Schiff. «Sie hat die Hoffnung sogar erst verloren, als sie die Trümmer gefunden haben», erzählt die Mutter. Über ihren verstorbenen Mann meint sie:
Sie erzählt von ihrem Sohn, der mit seinem Vater verschwunden ist. Er war begeistert von der Idee, den Rekord des Zauberwürfels zu brechen, «den er überall hin mitnahm», erzählt die Mutter und lächelt traurig.
Tatsächlich hätte Suleman gar nicht auf der Titan sein sollen, erfährt man während des Interviews. Christine wollte ihren Mann eigentlich begleiten. Als der Tauchgang wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde, bat der Sohn darum, ihren Platz einnehmen zu dürfen. Die Journalistin fragt: «Wie gehen sie damit um?» Die Witwe antwortet:
Sie widerspricht der Aussage ihrer Schwägerin und meinte, der Sohn wollte «unbedingt» mit seinem Vater bei der Titanic tauchen.
Zuletzt sprach die Mutter über die Abdankung, die in einem privaten Rahmen stattfand. «Ein wunderbarer Moment», sagte sie. Was ist der nächste Schritt? Sie weiss es nicht. Nach langem Schweigen antwortet Christine schliesslich, dass sie und ihre Tochter Alina die Arbeit ihres Mannes fortsetzen werden. Damit wollen sie ihn in Erinnerung behalten. Sie haben sich auch der Herausforderung gestellt, für Suleman zu lernen, wie man den Zauberwürfel löst. Sein Rekord lag bei 12 Sekunden.
(sia)
Ich wünsche den Hinterbliebenen viel Kraft in diesen schwierigen Zeiten.
Trotzdem muss ich anfügen, dass man bei einem solchen Unterfangen dass Risiko kennt und bewusst in kauf nimmt.
An die Angehörigen wird leider viel zu wenig gedacht.