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Republikaner wollen Kritik an Trump als psychische Krankheit einstufen

epa11961714 US President Donald Trump gestures during his meeting with NATO Secretary General Mark Rutte in the Oval Office of the White House in Washington, DC, USA, 13 March 2025. EPA/YURI GRIPAS /  ...
Wenn es nach einigen Republikanern geht, gilt Kritik an Donald Trump bald als psychische Krankheit. Bild: keystone

Republikaner wollen emotionale Kritik an Trump als psychische Krankheit einstufen

Es klingt absurd, ist aber wahr: Eine Gruppe republikanischer Politiker will emotionale Kritik an Donald Trump künftig als psychische Krankheit einstufen lassen. Die Reaktionen sind deutlich.
18.03.2025, 05:1418.03.2025, 13:03
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Darum geht es

Geht es nach einer Gruppe republikanischer Senatoren aus dem US-Bundesstaat Minnesota, soll das sogenannte «Trump-Derangement-Syndrom» (TDS) als psychische Krankheit eingestuft werden.

Mit einem entsprechenden Gesetzesentwurf fordern die fünf beteiligten Senatoren Eric Lucero, Steve Drazkowski, Nathan Wesenberg, Justin Eichorn und Glenn Gruenhagen die Aufnahme des Syndroms in die Liste der psychischen Krankheiten der staatlichen Gesundheitsversorgung in Minnesota, wie unter anderem CBS News berichtet.

Was ist das Trump-Derangement-Syndrom?

Das Trump-Derangement-Syndrom, oder eben abgekürzt TDS, bezeichnet nach Auslegung der Gruppe das Verhalten von gewöhnlichen Leuten, die bei der blossen Erwähnung Donald Trumps getriggert werden, einen emotionalen Ausbruch haben und alles, was mit Trump nur im Entferntesten zu tun hat, kategorisch ablehnen.

Sie behaupten weiter, dass dieses Verhalten bei den Betroffenen «zu einer Unfähigkeit, zwischen legitimen politischen Meinungsverschiedenheiten und Anzeichen psychologischer Pathologie im Verhalten von Donald Trump zu unterscheiden» führt. Also vereinfacht gesagt, sie können Trumps Aussagen nicht mehr rational beurteilen, weil sie solch grosse Ablehnung und Emotionalität spüren, sobald der US-Präsident bei einem Thema involviert ist.

Die Wortwahl im Entwurf der Gruppe klingt auf den ersten Blick sogar einigermassen wissenschaftlich. Doch es gibt überhaupt keine Anhaltspunkte aus medizinisch-psychologischer Sicht dafür, dass an dem Phänomen etwas krankhaft ist – und schon gar nicht dafür, dass irrationale menschliche Reaktionen speziell nur beim Thema Donald Trump vorkommen würden.

Die Legitimierung für den Gesetzesentwurf gründet laut den Verfassern denn auch auf Aussagen von Elon Musk. Dieser habe in einem Podcast kürzlich erklärt, dass das TDS «eine reale Sache» sei. Dass Musk es mit der Wahrheit gelegentlich nicht allzu genau nimmt und laufend Darstellungen verbreitet, die dem Trump-Narrativ nützlich sind, ist mittlerweile wohlbekannt.

FILE - Elon Musk speaks during an event with President Donald Trump in the Oval Office at the White House, Feb. 11, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
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Jetzt auch noch Psychologe? Elon Musk bei einem Auftritt im Oval Office.Bild: keystone

Das sind die Reaktionen

In Minnesota, das auf Bundesebene seit fast 50 Jahren demokratisch wählt, jedoch auch republikanische Hochburgen auf dem Staatsgebiet hat, sorgt das Vorhaben für Empörung und Ablehnung. Die Mehrheitsführerin im Senat, Erin Murphy, nannte die Vorlage «verschwenderisch, leichtfertig und beschämend». Und:

«Das ist möglicherweise der schlimmste Gesetzesentwurf in der Geschichte Minnesotas.»

Sie führt aus:

«Wenn es als Scherz gemeint ist, ist es eine Verschwendung von Personalzeit und Steuergeldern (...). Wenn die Autoren es ernst meinen, ist es ein Verstoss gegen die Meinungsfreiheit und Ausdruck einer gefährlichen Loyalität gegenüber einem autoritären Präsidenten.»
Minnesota Senate Democratic Majority Leader Erin Murphy talks with reporters on the Senate floor in the Minnesota State Capitol after a Republican attempt to expedite an ethics investigation of Democr ...
Erin Murphy kritisiert das Vorgehen der Republikaner scharf.Bild: keystone

Die Autoren sollten sich schämen und viele Bürger seien wegen der Idee zu Recht empört, so Murphy weiter. Die Befürchtung der Demokraten ist, dass bei einer Annahme eines solchen Gesetzes der staatlichen Willkür Tür und Tor geöffnet würde und damit Kritiker von Donald Trump und seiner Politik diskreditiert und mundtot gemacht werden könnten.

Am Montag nahm der republikanische Minderheitsführer Mark Johnson Stellung zum umstrittenen Gesetzesentwurf. Er erklärte, dass dieser «ein wenig ironisch gemeint» sei. Allerdings sei es Fakt, dass die Demokraten mehr über Trump sprechen würden, als dass sie sich um die Probleme im Staat Minnesota kümmern würden. Er beklagte eine Verrohung der Debattenkultur im Parlament:

«Es ist mittlerweile so weit gekommen, dass ernsthafte Gespräche selbst innerhalb unserer Ausschüsse kaum noch möglich sind.»
Minnesota Senate Republican Minority Leader Mark Johnson talks with reporters on the Senate floor in the Minnesota State Capitol after a Republican attempt to expedite an ethics investigation of Democ ...
Mark Johnson fordert eine Konzentration auf die Probleme Minnesotas. Bild: keystone

Wie stehen die Chancen für die Vorlage?

Schlecht. Der Gesetzesentwurf müsste in beiden Kammern des Parlaments von Minnesota angenommen werden. Im Senat, wo er eingebracht wurde, wird er gar nicht verhandelt – weil die Demokraten dort ohnehin die Mehrheit haben. Im Repräsentantenhaus könnte er verhandelt werden, dort herrscht Stimmengleichheit. Allerdings haben die Parteien vereinbart, dass kein Gesetzesentwurf zur Abstimmung gelangt, wenn es zuvor nicht überparteiliche Unterstützung für ein Vorhaben gibt.

Woher kommt der Begriff?

Der Begriff des «Derangement-Syndroms» tauchte erstmals 2003 auf, als der konservative Kolumnist und Psychiater Charles Krauthammer vom «Bush-Derangement-Syndrom» schrieb. Er beschrieb damit «das Verhalten von ansonsten normalen Menschen, die bei der Erwähnung oder durch die blosse Existenz des US-Präsidenten George W. Bush paranoid» würden. Bush war in jener Zeit US-Präsident und unpopulär, weil er den völkerrechtlich umstrittenen Krieg im Irak begann.

Im Zuge der Kandidatur von Donald Trump für die Wahl 2016 wurde der Begriff von Kommentatoren wieder aufgegriffen und auf Trump adaptiert. Das Trump-Lager griff die Bezeichnung dankend auf und stilisierte sie hoch, um Kritik an ihrem Kandidaten zu diskreditieren. Auch heute nutzen MAGA-Vertreter wie die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, den Ausdruck, um Kritik an Trump als ungerechtfertigt und persönlich motiviert darzustellen.

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279 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Poly Tick
18.03.2025 05:34registriert Oktober 2023
Okay, ich bekenne mich: auch ich habe diese Symptome. Bei mir gibt es sogar noch Krämpfe und Pickel im Gesicht sobald ich Orangen sehe...
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auloniella
18.03.2025 05:58registriert Mai 2016
Die USA sind wirklich am Ende, jetzt wird der Personenkult aufgebaut :(
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Quieselchen
18.03.2025 05:56registriert Januar 2021
Die einzigen, die hier psychisch krank sind, sind Leute die solch einen „Gesetzentwurf“ ernst meinen (und das tun MAGAs): sie haben für alle anderen offensichtlich den Kontakt zur Realität verloren…
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