International
USA

Nordkorea droht den USA mit der Absage der Friedensgespräche.

A man watches a TV screen showing file footage of U.S. President Donald Trump, left, and North Korean leader Kim Jong Un during a news program at the Seoul Railway Station in Seoul, South Korea, Sunda ...
Nordkorea droht die Friedensverhandlungen mit den USA abzusagen.Bild: AP/AP

Kim Jong Un droht Trump mit Absage: War nun alles für die Katz? – 6 Antworten

16.05.2018, 04:3716.05.2018, 14:29
Mehr «International»

Was ist passiert?

Aus Verärgerung über ein Militärmanöver unweit seiner Grenze droht Nordkorea mit einer Absage des historischen Gipfels zwischen Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump. Pjöngjang habe kein Interesse am Treffen, falls es auf «einseitigen» Forderungen nach einer Abkehr von Atomwaffen beruhe, teilte ein Regierungsvertreter mit.

Wenn die US-Regierung «uns in die Enge treibt und einseitig fordert, dass wir Atomwaffen aufgeben, haben wir kein Interesse mehr an Gesprächen», sagte der nordkoreanische Vize-Aussenminister Kim Kye Gwan am Mittwoch laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Eine Denuklearisierung Nordkoreas nach dem Vorbild Syrien käme nicht infrage.

Wegen dem Militärmanöver hatte Nordkorea wenig zuvor ein für Mittwoch geplantes Versöhnungstreffen mit ranghohen Vertretern Südkoreas abgesagt. 

Was hat es mit dem Militärmanöver auf sich?

Stein des Anstosses ist aus Sicht Pjöngjangs ein jährlich stattfindendes Grossmanöver der südkoreanischen und amerikanischen Luftwaffe namens «Max Thunder», an dem auch Langstreckenbomber und Kampfjets beteiligt sind.

Die zweiwöchige Übung vom 11. bis 25. Mai simuliere einen Angriff auf den Norden und sei eine «bewusste militärische Provokation», kritisierte die von Machthaber Kim als Sprachrohr genutzte Nachrichtenagentur KCNA. Damit würden «die Friedensbemühungen und guten Absichten» des Nordens untergraben.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte, die Militärübungen seien lange angekündigt gewesen, es handle sich um regelmässige Frühlingsmanöver. Diese seien seit Jahrzehnten defensiver Natur und dienten dazu, Südkoreas Verteidigungsfähigkeit zu sichern.

Warum sagte Kim das Treffen mit Südkorea ab?

Hintergrund ist die historische Gipfelerklärung der beiden koreanischen Nachbarländer vom 27. April. Im Grenzort Panmunjom hatten Kim und Südkoreas Präsident Moon Jae In eine gemeinsame Erklärung über Frieden und Aussöhnung unterzeichnet. Nordkorea erklärte sich darin auch zum Abbau seines Atomprogramms bereit.

FILE - In this April 27, 2018, file photo, North Korean leader Kim Jong Un, left, and South Korean President Moon Jae-in raise their hands after signing a joint statement at the border village of Panm ...
Eben waren sie noch Freunde: Kim Jong Un und Moon Jae In am 27. April.Bild: AP/Korea Summit Press Pool

«Es gibt eine Grenze dafür, guten Willen zu zeigen und Möglichkeiten zu eröffnen», hiess es in dem KCNA-Bericht. «Die historische Panmunjom-Erklärung kann nicht allein durch die unilateralen Bemühungen einer Seite umgesetzt werden.» Das «Schicksal des Gipfeltreffens zwischen Nordkorea und den USA» stehe auf dem Spiel, dessen müsse sich Washington bewusst sein.

Die für Mittwoch geplanten Versöhnungsgespräche mit Gesandten aus Seoul hätten wieder südlich von Panmunjom stattfinden sollen. Ziel wäre gewesen, den Worten vom Gipfel am 27. April weitere Taten folgen zu lassen und die Zusammenarbeit beider Staaten zu konkretisieren. Durch die Gespräche hätte Südkorea «die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und einen dauerhaften Frieden schaffen» wollen.

Warum ist die Versöhnung zwischen Kim und Südkorea so wichtig?

Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea schwelt seit Jahrzehnten und gilt aufgrund der atomaren Bewaffnung des Nordens als einer der gefährlichsten der Welt. Der Korea-Krieg (1950-1953) zwischen dem kommunistischen Norden und der Republik Südkorea mit Millionen Toten zementierte die Spaltung. Einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht.

Wiedersehen nach 60 Jahren

1 / 9
Wiedersehen nach 60 Jahren
Die Südkoreanerin Lee Young-shil (links), 87, und ihre nordkoreanische Tochter Dong Myung-sook, 66. (Bild: REUTERS/Lee Ji-eun/Yonhap)
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Wie reagiert Trump auf Kims Drohung?

Trump selbst hat sich noch nicht zu den jüngsten Entwicklungen geäussert. In Washington hingegen fiel die Reaktion gelassen aus. «Wir sind uns des Medienberichts aus Südkorea bewusst. Die Vereinigten Staaten werden prüfen, was Nordkorea unabhängig davon gesagt hat», erklärte Trumps Sprecherin Sarah Sanders.

White House press secretary Sarah Huckabee Sanders speaks during the daily press briefing at the White House, Wednesday, May 9, 2018, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Sarah Sanders. Bild: AP/AP

Zuvor hatte das US-Aussenministerium bereits verkündet: «Wir machen weiter und treiben die Planungen für das Treffen von Präsident Trump und Kim Jong Un voran.»

Ist es mit der Aussicht auf Frieden nun dahin?

Abwarten. In den vergangenen Wochen wurden die Hoffnungen auf eine Lösung des Konflikts wieder genährt – nicht zuletzt durch die Ankündigung des ersten direkten Treffens überhaupt zwischen den Staatschefs Nordkoreas und der USA, das nach bisherigem Stand am 12. Juni in Singapur stattfinden soll.

Zwar ist nach wie vor unklar, wie und bis wann die «komplette Denuklearisierung» der koreanischen Halbinsel erreicht werden soll. Doch hat der versprochene Rückbau des zentralen Atomtestgeländes im Norden laut Experten bereits begonnen. Nordkorea kündigte am Wochenende zudem an, die Testanlage zwischen dem 23. und 25. Mai zu sprengen. Allerdings gab es zuletzt ohnehin widersprüchliche Angaben dazu, ob das Testgelände nach den früheren unterirdischen Atomtests überhaupt noch nutzbar war.

In dem Komplex Punggye-ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten und stärksten im September 2017. Der UNO-Sicherheitsrat verschärfte daraufhin nochmals die Sanktionen gegen das abgeschottete Land. Die Führung in Pjöngjang will mit der Zerstörung des Atomtestgeländes demonstrieren, dass es das Land mit seinen Ankündigungen ernst meint und verhandlungsbereit ist. (sar/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sebastian Wendelspiess
16.05.2018 06:10registriert Juni 2017
„Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte, die Militärübungen seien lange angekündigt gewesen, es handle sich um regelmässige Frühlingsmanöver. Diese seien seit Jahrzehnten defensiver Natur und dienten dazu, Südkoreas Verteidigungsfähigkeit zu sichern.“

Haha, die USA und defensiv... wers glaubt.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
MeinSenf
16.05.2018 06:34registriert April 2016
And here goes der Nobelpreis :-D
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
H3105
16.05.2018 05:59registriert März 2017
🤦🏻‍♂️
00
Melden
Zum Kommentar
28
Gefängnis Saidnaya – Assads «Schlachthaus für Menschen»
Das Gefängnis Saidnaya ist bekannt für systematische Folter und aussergerichtliche Hinrichtungen. In der Vergangenheit kamen zwar Details über die Folteranstalt ans Tageslicht. Doch vieles blieb im Dunkeln. Bis jetzt.

Ausgezehrte Inhaftierte strömen fassungslos aus der Haftanstalt Saidnaya bei Damaskus. Einige von ihnen wissen weder ihren Namen noch woher sie stammen. Jemand glaubt, er sei von Saddam Hussein befreit worden – so lange war er von der Aussenwelt abgeschottet.

Zur Story