Die Parallelen sind verblüffend: Die beiden Männer, die am ersten Tag des neuen Jahres in New Orleans (Louisiana) und Las Vegas (Nevada) mit ihren Mietautos zwei Attentate verübten, leisteten beide Dienst im Heer der amerikanischen Streitkräfte. Während ihrer Dienstzeit waren sie auf dem Stützpunkt Fort Liberty in North Carolina stationiert. Und ihr Privatleben war turbulent, mit mehreren gescheiterten Beziehungen.
Derzeit aber gibt es in den Augen der Ermittlungsbehörden keine Anzeichen dafür, dass Shamsud-Din Jabbar, 42, und Matthew Livelsberger, 37, ihre Taten koordinierten. Jabbar tötete in der frühen Silvesternacht im Ausgehviertel von New Orleans 14 Menschen mit seinem Auto. Er wurde von der Polizei getötet. Wenige Stunden später erschoss sich Livelsberger in seinem Tesla Cybertruck vor dem Eingang eines Trump-Hotels in der Glücksspielmetropole Las Vegas. Sein Fahrzeug explodierte, und einige Personen in der Nähe des futuristischen Cybertrucks wurden leicht verletzt.
Beim genauen Blick auf die beiden Männer fällt auf, dass sie aus ganz unterschiedlichen Milieus stammten. Livelsberger leistete Dienst bei einer Spezialeinheit der Streitkräfte, und war zwischenzeitlich auch in Deutschland stationiert.
Kürzlich war der dekorierte Soldat erstmals Vater geworden; ein Bild auf Facebook zeigt ihn mit einem Baby während eines Ausflugs in Konstanz. Seine Gattin allerdings hatte sich seither von ihm getrennt. Politisch, sagten mehrere Familienmitglieder, habe sich Livelsberger rechts verortet und den republikanischen Präsidenten Donald Trump unterstützt. «Er wirkte wie ein ganz normaler Typ», sagte eine Nachbarin einer Lokalzeitung in seinem Wohnort Colorado Springs.
Jabbar wiederum wohnte in einer Wohnwagensiedlung im Grossraum Houston (Texas). Er, ein gebürtiger Amerikaner wie Livelsberger auch, hatte mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich und war angeblich auch Vater von drei jungen Kindern. Er lebte zurückgezogen, ganz in der Nähe seiner Moschee, und fiel seinen Nachbarn nicht gross auf.
In den vergangenen Monaten allerdings hatte sich der ehemalige Berufssoldat Jabbar radikalisiert. Eine Reporterin der Zeitung «New York Post», die sich Zugang zu seinem Wohnwagen verschaffte, fand eine Werkbank mit Chemikalien. Hier baute Jabbar wohl die Bomben, die er im Verlauf des 31. Dezember im French Quarter in New Orleans deponiert hatte. Auf einem Regal sah die Reporterin auch einen aufgeschlagenen Koran mit einem Vers, der sich um Märtyrertum dreht.
Auf der Fahrt von Houston nach New Orleans veröffentlichte Jabbar gemäss der Bundespolizei FBI insgesamt fünf Facebook-Videos. Im ersten sprach er darüber, dass er eigentlich seine Familie und seine Freunde habe umbringen wollen. Aber die Medienberichterstattung über diese Bluttat hätte, sagte Jabbar angeblich, von seinem eigentlichen Ziel abgelenkt: dem «Krieg zwischen Gläubigen und Ungläubigen».
In den anderen Videos sprach Jabbar darüber, wie er sich kürzlich der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen habe. In seinem Pick-up befand sich auch die schwarze Flagge des IS. Ob die Terror-Gruppe in den Anschlag involviert war, ist derzeit noch unklar. In den Augen des FBI allerdings handelte Jabbar allein.
Familienvertreter zeigten sich im Gespräch mit dem «Wall Street Journal» erstaunt über die Radikalisierung von Jabbar. Sein Bruder sagte, er habe regelmässig mit ihm telefoniert, aber nichts Auffälliges bemerkt. Er könne es kaum glauben, dass Jabbar seine Familie habe massakrieren wollen. «Das ergab für mich keinen Sinn», sagte der Bruder. (aargauerzeitung.ch)
fun fact nebenbei: die Schauspielerin Julianne Moore wurde auf dem Stützpunkt geboren.
Ich kenne Militär leider aus einem anderen Land. Vor wenigen Tagen habe ich da einen guten Freund verloren. Das macht etwas mit einem. PTBS sähe ich als naheliegende Ursache für den Cybertruck - Vorfall.