Im Fall des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein wurden am Montag neue Dokumente veröffentlicht. Insgesamt über 250 Seiten beinhaltet die vierte Tranche an Dokumenten.
Die jetzt veröffentlichten Dokumente wurden von Epsteins Verteidigerteam vorgebracht und sollten die Glaubwürdigkeit von Sarah Ransome untergraben. Sie beinhalten Mails von Ransome, in denen sie behauptet, dass sie Sextapes von prominenten Menschen besitze.
Epsteins Anwalt Alan Dershowitz brachte dies als Beweis vor, dass es Ransome «offensichtlich an Glaubwürdigkeit mangelt». Denn die Frau brachte keine Belege für die Existenz dieser Videoaufnahmen vor. Ransome widerrief ihre Aussagen kurze Zeit später.
Sarah Ransome wurde 2006 in Jeffrey Epsteins Ring zur Ausbeutung von jungen Frauen gelockt. Sie war damals 22. Eine Frau habe sie in einem New Yorker Nachtclub angesprochen und ihr in Aussicht gestellt, sie Epstein vorzustellen, damit sie ihre Träume verwirklichen könne.
Sie wurde mit einigen anderen jungen Frauen auf Epsteins Insel in der Karibik geflogen, wo sie seine Partnerin Ghislaine Maxwell kennenlernte. Auf der Insel sei es zum Missbrauch gekommen, Epstein habe sie dort vergewaltigt.
Im Prozess gegen Ghislaine Maxwell spielte Ransome als Zeugin eine Rolle. Bei dem Prozess ging es darum, die Rolle von Maxwell zu klären. Sie habe als rechte Hand von Epstein fungiert und junge Mädchen und Frauen mit falschen Versprechungen in die Fänge des Millionärs gelockt.
In der Anklageschrift hiess es, dass Maxwell den sexuellen Missbrauch durch Epstein erleichtert habe, «indem sie mit Opfern über sexuelle Themen sprach, sie ermutigte, Epstein zu massieren und sich vor einem Opfer auszog». Sie habe explizit vom Missbrauch gewusst, denn sie sei bei «bestimmten sexuellen Begegnungen zwischen minderjährigen Opfern und Epstein anwesend» gewesen.
Dafür kassierte Maxwell 20 Jahre Haft.
Nun zu den Vorwürfen. Aus den am Montag veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass Ransome in einem Mail an einen Reporter der «New York Post» schrieb:
Ihre Freundin habe Ransome diese Tapes zugespielt, die Gesichter des ehemaligen Präsidenten, des britischen Prinzen und des britischen Milliardärs seien klar zu sehen.
Damals befanden sich die USA mitten im erbitterten Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft. Ransome erwähnte in einem Mail auch Hillary Clinton:
Ransome beteuerte die Absicht, die angeblichen Sextapes zu veröffentlichen: «Ich werde auch dafür sorgen, dass alle auf diesem gottverdammten Planeten diese Aufnahmen sehen und werde sie am Sonntag WikiLeaks zuspielen.» Ransome sagte weiter, dass sie «die Russen um Hilfe» bat, nachdem ihr Mailaccount gehackt worden sei.
In einer anderen Nachricht sagte Ransome, dass auch Donald Trump mit einer ihrer Freundinnen in Epsteins New Yorker Immobilie Sex hatte. Ihre Freundin sei «eine von vielen».
Gemäss den am Montag veröffentlichten Dokumenten meldete sich Ransome im Oktober 2016 erneut bei dem Reporter der «New York Post» und wollte ihre Aussagen über die angeblichen Sextapes zurückziehen. Sie schrieb:
Sie befürchtete, dass ihre Aussagen «meiner Familie Schmerzen zufügen».
Im 2019 führte sie gegenüber dem New Yorker aus, warum sie die Sextapes erfunden habe. Sie tat dies lediglich, um auf Epsteins Verbrechen aufmerksam zu machen, erklärte sie dem Magazin. Ausserdem solle Epstein denken, dass sie kompromittierendes Material von ihm besitze.
Ein Sprecher der Virgin Group, die dem Milliardär Richard Branson gehört, sagte am Montag: «In einem Bericht des ‹New Yorker›, der 2019 veröffentlicht wurde, gab Ransome zu, dass sie die Sextapes ‹erfunden› habe. Wir können bestätigen, dass Sarah Ransomes Behauptungen haltlos und unbegründet sind.»
Epsteins ehemaliger Anwalt Alan Dershowitz liess ausrichten, dass sämtliche Vorwürfe gegen seine Person falsch seien und fügte an: «Die Aussage von Frau Ransome wurde aus dem Hut gezaubert. Die Aussage von Frau Ransome enthält auch eine Reihe anderer aufrührerischer Behauptungen über die sexuellen Neigungen von Donald Trump, Bill Clinton und anderen prominenten Personen.» Die am Montag gezeigten Mails seien ein notwendiges Gegenmittel zu Ransomes Falschaussagen. Denn:
Trump-Sprecher Steven Cheung bezeichnete die Behauptungen von Frau Ransome über den ehemaligen Präsidenten ebenfalls als «haltlos».
Prinz Andrew hatte stets die Vorwürfe gegen seine Person dementiert, einigte sich mit Virginia Giuffre in einem millionenschweren Vergleich.
Bill Clinton bestritt in der Vergangenheit jegliches Fehlverhalten.
Übersetzt heisst das: "Hätte ich die Tapes veröffentlicht, hätten "die" meine ganze Familie ausgelöscht."