Es sind dramatische Aufnahmen, die das UNHCR veröffentlicht hat: Auf einem Drohnen-Video an der Grenze von Myanmar sind Zehntausende Menschen zu sehen, die vor den Greueltaten ins Nachbarland Bangladesch fliehen:
Das Ausmass der Flüchtlingskrise um die Rohingya ist beinahe unfassbar. Seit Ende August sind gemäss Schätzungen über eine halbe Million Menschen aus Myanmar nach Bangladesch geflüchtet. Allein seit Sonntag seien bis zu 15'000 Menschen eingetroffen, sagte ein Sprecher des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Ende vergangener Woche wurde die Zahl noch auf gut 530'000 Flüchtlinge geschätzt, mittlerweile liegt diese Zahl bereits bei 582'000 Menschen.
Zusätzlich lebten bereits mehr als 300'000 Rohingya in Bangladesch in Flüchtlingslagern. Sie waren bereits früher vor Gewalt in ihrer Heimat geflohen.
Viele der Neuankömmlinge hätten berichtet, dass sie trotz Gewalt und Bedrohung zunächst in ihren Dörfern bleiben wollten, sagte ein Sprecher des UNHCR. Sie seien aber geflohen, als ihre Dörfer in Brand gesteckt wurden.
Mindestens 288 Rohingya-Dörfer in Myanmar sind nach Angaben von Menschenrechtlern seit Ende August niedergebrannt worden. Satellitenbilder zeigten Zehntausende zerstörte Häuser, die vorwiegend von Angehörigen der muslimischen Minderheit bewohnt gewesen seien, wie die Organisation Human Rights Watch (HRW) in New York am Dienstag mitteilte.
In einigen Orten sei zu sehen, dass direkt neben zerstörten Rohingya-Siedlungen Dörfer der überwiegend buddhistischen Rakhine-Volksgruppe intakt geblieben seien.
60 Prozent der Geflüchteten seien Kinder, sagte eine Sprecherin des UNICEF in Genf. Jede Woche kämen Tausende weitere in den Flüchtlingslagern an. Ohne eine Verbesserung der Lage könne UNICEF den Zugang zu Trinkwasser bis im November nicht mehr garantieren. Sie hätten zwar 180 Wasserstätten aufbauen können, es brauche jedoch acht Mal mehr davon.
Im September veröffentlichte Luftaufnahmen des Flüchtlingslagers in Phalungkhali in Bangladesch zeigen das Ausmass und die Zustände für die Zehntausenden Rohingyas:
Zudem fehle es an Nahrungsmitteln für rund 15'000 Kinder, die von einer schweren Mangelernährung bedroht seien. Nach Angaben des UNO-Nothilfebüros (OCHA) sind nach dem UNO-Spendenaufruf in Höhe von 434 Millionen Dollar für sechs Monate bislang 24 Prozent der Summe eingegangen. Am 23. Oktober findet in Genf eine Geberkonferenz statt.
Die neue Gewaltwelle begann Ende August, nachdem militante Rohingya am 25. August 30 Polizei- und Militärposten angegriffen hatten. Myanmars Armee im Bundesstaat Rakhine hatte anschliessend nach eigenen Angaben «Räumungsoperationen» durchgeführt. (meg/sda)