Das Rätsel Tesla – der Umsatz bricht weg, doch die Aktie steigt und steigt
«Tesla steht vor einer schwierigen Zukunft», schreibt der Nachrichtendienst Bloomberg über den amerikanischen Elektroautohersteller mit seinem visionären Chef Elon Musk. Dabei schien Tesla noch vor Kurzem ein Überflieger zu sein.
Die weltweiten Tesla-Auslieferungen gingen in der ersten Jahreshälfte um 13 Prozent zurück. Im dritten Quartal lief es besser, aber bloss wegen eines Sondereffekts in den USA. Bevor dort staatliche Hilfen beim Kauf von Elektrovehikeln (EV) ausliefen, griffen noch einige Kunden zu. Das letzte Quartal 2025 dürfte nun einiges schlechter ausfallen. Somit droht nach 2024 auch 2025 für Tesla ein Jahr mit rückläufigen Umsätzen zu werden.
In Europa haben Tesla und Musk noch mehr Mühe: Der Gesamtmarkt wuchs dort schnell, doch die Tesla-Verkäufe gingen rapide zurück. In Europa wurden in den ersten neun Monaten von 2025 gut 24 Prozent mehr EV verkauft als im Vorjahr, in der Schweiz rund 9 Prozent mehr. Das zeigen neue Zahlen des Verbands der Europäischen Autoproduzenten. Tesla hingegen verlor in dieser Zeit von seinem vorjährigen Umsatz rund 29 Prozent.
In China zeigt sich ein ähnliches Bild bei den Auslieferungen ab seiner Fabrik in Shanghai, die für den chinesischen wie für den weltweit Markt produziert: Diese Auslieferungen sanken im Vorjahresvergleich in sieben der letzten neun Monate. Auch in China ist Musk also laut Bloomberg im «Rückwärtsgang unterwegs.»
Warum taucht Tesla ab? Musk hat mit seinen kontroversen Auftritten wohl dem Image von Tesla schwer geschadet, vor allem in Europa. Und Tesla kämpft mit einem schärferen Wettbewerb. Chinesische, aber auch deutsche und französische Konkurrenten haben eine Vielzahl von Modellen lanciert, oft zu deutlich tieferen Preisen. Musk hingegen hat es laut Bloomberg verpasst, die «alternde Auswahl an Tesla-Modellen mit einem wirklich neuen, erschwinglichen Modell zu wiederzubeleben.»
Dass Tesla kaum vom Fleck kommt, fällt in einem schnell wachsenden Markt umso mehr auf. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) haben Elektroautos im Jahr 2024 weltweit schon über einen Fünftel aller Neuverkäufe ausgemacht. 2025 dürften es dann schon über ein Viertel sein.
China verhilft Elektroautos weltweit zum Erfolg
Nicht Tesla, Musk oder die amerikanische Autoindustrie ist der entscheidende Wachstumstreiber, sondern China. In dem Riesenland selbst war 2024 schon jedes zweite verkaufte Auto ein EV. Und über den Export günstiger EVs befeuert China auch in aufstrebenden Märkten deren Verbreitung. So beispielsweise in Thailand, Vietnam oder Brasilien.
Ein Grund für das Wachstum sind die sinkenden Preise von EV, welche wiederum durch günstigere Batterien ermöglicht werden. Global kosteten diese 2024 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 25 Prozent weniger. Laut IEA haben EV heute oft die tieferen Kosten über die gesamte Nutzungszeit als Verbrenner, weil Treibstoff und Wartung billiger sind.
Trotz allem sind Musk und Tesla an der Börse nicht abgestürzt. Im Gegenteil. Die Aktie ist im Vergleich zum Jahresanfang um 22 Prozent im Plus. Und Vergleich zu vor fünf Jahren um volle 257 Prozent. Ein einbrechender Umsatz und ein explodierender Börsenkurs – wie geht das zusammen?
Die Antwort findet sich laut Bloomberg ebenfalls in Musk. Der Wert, den die Investoren dem Unternehmen Tesla geben, basiere immer weniger auf in der Gegenwart von Menschen gesteuerten Autos. Sondern auf Musks «Vision einer Zukunft voller autonomer Fahrzeuge und einer ‹Roboterarmee›». Es ist eine Wette auf Musk – auf Musk, das Genie. (bzbasel.ch)
