Eigentlich wollte der starke Mann Saudi-Arabiens, Kronprinz Mohammed Bin Salman (kurz MBS genannt), sein Land in diesen Tagen als dynamische Volkswirtschaft präsentieren. Zu diesem Zweck hatte er die globale Wirtschafts- und Politprominenz an die seit Mittwoch laufende, dreitägige Konferenz «Future Investment Initiative» eingeladen. Dort will MBS seiner «Vision 2030» – ein Land mit rundum erneuerter Wirtschaft und Gesellschaft – Flügel verleihen.
Doch die Schlagzeilen um den Mord am regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul haben MBS einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Skandal sorgte für zahlreiche prominente Absagen: Von der Chefin des Internationalen Währungsfonds über die Finanz- und Handelsminister Frankreichs, Grossbritanniens, der Niederlande und den USA hin zu den Chefs von über 20 internationalen Firmen – darunter ABB, Credit Suisse, Ford, Uber, Deutsche Bank und Siemens.
Einige internationale Konzerne werden in Riad trotzdem von ihren CEOs vertreten. Sie verständigten sich mit ihren saudischen Partnern auf so genannte «Memorandums of Understanding», kurz MOU. Insgesamt sollen an der Konferenz solche Vereinbarungen über Deals im Wert von 50 Milliarden US-Dollar unterzeichnet werden. Sie betreffen Investitionen im Öl- und Gasgeschäft, in der Infrastruktur und anderen Sektoren. Alleine die staatliche Ölgesellschaft Saudi Aramco hat angekündigt, Partnerschaften im Wert von über 34 Milliarden mit 15 internationalen Partnern abzuschliessen.
Der Rohstoffhändler mit Hauptquartier in Genf hat eine Vereinbarung über ein milliardenschweres Joint Venture mit der saudischen Modern Mining Holding Co. unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie Anlagen zur Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer, Zink und Blei in Ras Al-Khair aufbauen.
H.E @khalid_alfalih signs an MOU with the @trafigura CEO, Mr. Jeremy Weir, and the CEO of the Modern Mining Company, Mr. Abdel-Aziz Al-Hamwah, to establish a smelter for the production of copper, zinc and lead, which will support the KSA's mining sector. pic.twitter.com/LBb13hZGGD
— وزارة الطاقة والصناعة والثروة المعدنية (@SaudiMEIM) 23. Oktober 2018
Der französische Erdöl-Konzern investiert zusammen mit Saudi Aramco insgesamt fünf Milliarden in ein Raffinerieprojekt. Ausserdem gibt es eine lukrative Partnerschaft für ein Tankstellennetz im Königreich. Total-CEO Patrick Pouyanné verteidigte seine Teilnahme an der Konferenz in Riad auf Twitter. Es sei auch in schwierigen Zeiten besser, die eigenen Werte «in einem offenen und bestimmten Dialog» gegenüber dem Partner klar zu machen.
🇸🇦 We see what partnership means when you have difficult times. @Total has partnered @Saudi_Aramco for 40 years, this is why I went to KSA. I believe it’s preferable to engage in frank & assertive dialogue, in which we make our values clear, with our partners. pic.twitter.com/7ThPy1px9v
— Patrick Pouyanné (@PPouyanne) 23. Oktober 2018
Der koreanische Schiffbau-Riese Hyundai Heavy Industries unterzeichnete eine Vereinbarung über Investitionen in den «King Salman International Maritime Complex». Im Rahmen dieses Grossprojekt soll dereinst die weltweit grösste Werft entstehen.
Der japanische Chemiekonzern Sumitomo will eine seit 2005 gemeinsam mit der staatlichen Saudi Aramco betriebene Raffinerie weiter ausbauen. Dort werden petrochemische Produkte hergestellt, welche etwa in Plastik, Reinigungsmitteln, Schmiermitteln oder Shampoos verwendet werden.
Das chinesische Unternehmen ist nebst Waffenherstellung und Fahrzeugbau auch im Bereich ziviler Konstruktionsbauprojekte tätig. Es will gemeinsam mit der staatlichen Erdölgesellschaft Saudi Aramco in Raffinerien und chemische Anlagen investieren.
Der als grosser Profiteur des US-Invasion im Irak bekannt gewordene texanische Ölindustrie-Dienstleister hat ebenfalls ein «Memorandum of Understanding» mit Saudi Aramco unterschrieben.
Auch das weltweit grösste Unternehmen für Erdölexplorations- und Ölfeldservice mit Sitz auf der niederländischen Karibikinsel Curaçao hat sich mit Saudi Aramco auf eine Vereinbarung über Investitionen verständigt.