Beim Strafprozess gegen den früheren deutschen Tennisstar Boris Becker in London am Montag ist die Jury eingeschworenen worden. Unklar war zunächst aber, ob der Prozess wegen der Covid-Erkrankung eines Zeugen vertagt werden sollte.
Das Gericht hatte sich deswegen bereits nach einigen Minuten zur Beratung zurückgezogen. Hintergrund ist, dass der wichtigste Zeuge der Anklage, Insolvenzverwalter Mark Ford, an Covid-19 erkrankt ist, wie eine dpa-Reporterin im Gerichtssaal erfuhr. Der Zeuge leide unter Kopfschmerzen, fühle sich benommen und müde, sagte der Staatsanwalt. Die Verteidigung plädierte hingegen dafür, den Zeitplan beizubehalten, da nicht klar sei, wie lange es dauern werde, bis Ford vor Gericht auftreten könne.
Während die Jury eingeschworen wurde, stand Becker aufrecht in seinem gläsernen Kasten und betrachtete die Geschworenen aufmerksam und hörte anschliessend der Verlesung der Anklageschrift zu. «Ich hoffe, dass die Richterin und die zwölf Geschworenen ein gerechtes Urteil fällen», hatte Becker noch im vergangenen Monat der «Bild am Sonntag» gesagt und sich zuversichtlich gezeigt. Er glaube «grundsätzlich immer an das Gute und an die englische Gerichtsbarkeit», so der Ex-Tennisstar damals.
Der dreimalige Wimbledon-Sieger Becker muss sich wegen verschiedener Vorwürfe im Zusammenhang mit seinem Insolvenzverfahren verantworten. Bei den 24 Anklagepunkten geht es unter anderem darum, dass der 54-Jährige versucht haben soll, Geld und Wertgegenstände, etwa Trophäen, sowie Immobilien dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu entziehen. Becker streitet das ab. Ihm könnten theoretisch bis zu sieben Jahre Haft drohen. Für den Prozess sind bis zu drei Wochen angesetzt.
Becker war 2017 von einem Gericht in London für zahlungsunfähig erklärt worden. Obwohl eine Privatinsolvenz in England in der Regel innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen werden kann, dauert das Verfahren seitdem an. Verschiedene Auflagen gegen Becker wurden sogar auf eine Dauer von zwölf Jahren verlängert.
(aeg/sda/dpa)