Über 150 Menschen starben durch eine Massenpanik vergangenen Samstag in Südkorea. An das Halloween-Fest in Seoul strömten rund 100'000 Menschen, die meisten von ihnen im Teenageralter und in ihren Zwanzigern.
Nun hat auch Südkoreas Polizeichef offenkundige Fehler seiner Behörde eingeräumt. Bereits Stunden vor der Massenpanik seien mehrere Notrufe eingegangen, die vor der drohenden Gefahr gewarnt hatten, gestand der Chef der nationalen Polizeibehörde, Yoon Hee Keun.
Die Antworten der Polizei auf diese Notrufe seien «ungenügend» gewesen, räumen die Behörden ein. Man setze sich dafür ein, genau zu untersuchen, was falsch gelaufen sei. Dafür werde auch ein unabhängiges Untersuchungsgremium innerhalb der Polizeibehörde geschaffen.
Der Vorfall in Südkorea erinnert an andere Massengedränge, die viele Todesopfer forderten. Eines der Schlimmsten passierte am 24. September 2015 in der Nähe der saudi-arabischen Stadt Mekka. Damals starben rund 2300 Pilger in einem Gedränge.
In solchen Situationen kann es überlebenswichtig sein, wenn man weiss, wie eine Menschenmenge tickt. Es gibt aber auch vor der Eskalation einige Anzeichen, um die Gefahr einer Massenpanik zu erkennen.
1. Erkennen, wann eine Menschenmenge gefährlich wird
Im einen Moment wirkt noch alles normal, kurz darauf bricht eine Massenpanik aus. Doch Anzeichen, dass eine gefährliche Situation entsteht, gibt es bereits davor: Wenn sich eine Menschenmenge immer langsamer bewege, sei das ein Zeichen dafür, dass die Dichte zunehme, sagt ein Professor der britischen University of Suffolk zur Washington Post.
Ebenfalls solle man auf Geräusche der Menschenmenge achten. Schreie der Verzweiflung oder Menschen, die sich laut beklagen, seien ernsthafte Zeichen dafür, dass die Situation ausser Kontrolle gerate. Nicht zuletzt gebe es eine Faustregel, ab wann eine Situation potenziell gefährlich sei: Bis zu vier Menschen pro Quadratmeter seien noch tolerabel, alles darüber werde gefährlich.
Wenn es schwierig werde, das einzuschätzen, sei es an der Zeit, die Menschenmenge zu verlassen. Bei der Tragödie in Südkorea sollen sich bis zu 10 Menschen einen Quadratmeter geteilt haben.
2. Sich auf die Veranstaltung vorbereiten
Sich der Situation bewusst zu sein, ist elementar. Wer an einem Event in geschlossenen Räumen teilnimmt, der sollte zuvor darauf achten, wo sich alle Notausgänge befinden. Der Hauptausgang wird vermutlich überfüllt sein. Bei Veranstaltungen im Freien nützt es, sich davor einen Stadtplan anzuschauen, um sich mögliche Fluchtwege, Seitenstrassen oder Sackgassen zu merken.
Praktische Schuhe zu tragen ist eine andere Vorbereitung, die man einfach umsetzen kann. Denn das Wichtigste ist, in einer Menschenmenge auf den Beinen zu bleiben. Oft treten sich die Menschen gegenseitig auf die Füsse, weshalb feste Schuhe die Füsse schützen und gleichzeitig die Stabilität verbessern.
Am besten ist es zudem, wenn man sich von Anfang an am Rand oder im hinteren Teil einer Menschenmenge aufhält. Ganz vorn bei den Absperrungen oder der Bühne besteht die Gefahr, von der Menge erdrückt zu werden. Wer in der Mitte steht, der riskiert, von vorn und hinten bedrängt zu werden.
3. Verhaltensregeln kennen, wenn man in der Menschenmenge feststeckt
Richtig gefährlich wird es, wenn eine Menschenmenge so dicht aneinander gedrängt ist, dass man sich nicht mehr bewegen kann. Dann ist es am wichtigsten, auf den Beinen zu bleiben. Damit man nicht umfällt, muss man sich abstützen können. Das schafft man, indem man die Arme nicht auf der Seite einklemmt, sondern sie vor die Brust hält, um den Brustkorb und die Atemwege zu schützen. Die Hände sollte man dabei immer oben lassen, um sich mit den Ellbogen gegen andere Körper zu schützen – diese aber nicht zu verletzen.
Die Füsse in einer boxerähnlichen Haltung zu positionieren, ist eine andere hilfreiche Körperhaltung, wie die «Washington Post» schreibt. Gespreizte Füsse, ein Fuss vor dem anderen und leicht gebeugte Knie trügen zu einer besseren Stabilität bei.
Sich nicht gegen die Menschenmenge zu wehren, ist essenziell für die eigene Sicherheit. Wenn sich die Menschen wellenförmig bewegen, muss man mitmachen, um nicht von den Füssen gehoben zu werden. Auch wenn es verlockend ist: Wer sich gegen den Druck einer Menschenmenge wehren will, ist chancenlos.
Sollte das Szenario eintreten, dass man in der Menge stürzt, muss man sofort wieder aufstehen. Wer es nicht schafft, der hat noch eine andere Möglichkeit: sich in eine fötale Position auf die linke Seite zu legen und den Kopf zu schützen. In der Bauch- oder Rückenlage hat man schlechtere Chancen, zu überleben.
1. Schreien, hysterisch werden, andere wegstossen
In einer Massenpanik ist Ruhe angesagt, was paradox tönt. Doch wer unnötig schreit oder hysterisch wird, der vergeudet Energie und Sauerstoff. Sich rücksichtslos gegenüber anderen zu verhalten, kann zudem in einer Katastrophe enden. Wenn die Menschen bereits dicht gedrängt stehen, kann eine kleine Bewegung die Menge durcheinanderwirbeln und noch stärkeren Druck verursachen. Wenn ein Mensch umgestossen wird, kann das zu einer schrecklichen Kettenreaktion führen.
2. Gegenstände aufheben
Sollte in einer Massenpanik das Handy oder ein anderer Gegenstand auf den Boden fallen, ist es besser, ihn liegenzulassen. Wer versucht, etwas aufzuheben, wird wahrscheinlich nicht mehr aufstehen.
3. Rucksack ausziehen
Wer einen Rucksack trägt, sollte diesen auf keinen Fall ausziehen. Der erste Instinkt mag vielleicht sein, mehr Platz zu schaffen, indem man den Rucksack abnimmt und auf den Boden stellt. Das ist aber eine grosse Gefahr, da andere Menschen darüber stolpern könnten und sich so die Situation verschlimmern würde. Experten raten, den Rucksack nach vorn zu drehen, um die Brust besser zu schützen.
1. Jemandem aufhelfen, der gestolpert ist
Die Priorität sollte sein, selber auf den Beinen zu bleiben. Wenn man standhaft ist und sich nicht selber in Gefahr bringt, sollte man aber versuchen, anderen zu helfen. Denn falls jemand umfällt, kann das einen Zusammenbruch der Menge bedeuten – was wiederum für alle lebensbedrohlich ist.
2. Ansprechen, wenn jemand bewegungslos am Boden liegt
Jemand, der bewegungslos am Boden liegt, ist eine Gefahr für andere, da die Menge darüber stolpern und umfallen könnte. Als Erstes muss man schauen, ob die Person bei Bewusstsein ist. Sie anzusprechen und ihre Schultern zu rütteln, ist ein Anfang. Sollte die Person sich dennoch nicht bewegen, muss man die Atmung überprüfen.
3. Atmung checken
Um die Atmung der verletzten Person zu stabilisieren, hebt man ihr Kinn nach oben, um die Atemwege zu öffnen. Wenn sie atmet, hebt oder senkt sich ihre Brust. Man kann auch eine Hand auf die Brust oder einen Finger unter die Nase legen, um nach warmem Atem zu tasten.
4. Herz-Lungen-Wiederbelebung
Sollte die Person nicht reagieren und zehn Sekunden lang nicht atmen, muss sie mittels einer Herz-Lungen-Wiederbelebung wiederbelebt werden. Damit darf man nicht aufhören, bis die Sanitäter oder sonstiges medizinisches Rettungspersonal vor Ort auftauchen.
Sinnlose Massenveranstaltungen meiden. Egal ob ultrakommerzieller oder ultrareligiöser Art 🤷♂️