Weil es ausländische Gäste irritiert: Finnische Luftwaffe verbannt Hakenkreuz aus Flagge
Wer an das Hakenkreuz denkt, denkt in der westlichen Welt zuerst an das Dritte Reich, an Nazis, die Konzentrationslager und an Adolf Hitler. Wohl kaum einer denkt dabei an das heutige Finnland.
Dabei ist die Swastika seit 1918 – also rund 15 Jahre vor Verwendung des Logos durch die Nationalsozialisten – das offizielle Zeichen der finnischen Luftwaffe.
Erst 2020 entfernte das finnische Militär infolge zahlreicher Diskussionen das Symbol von ihren Flugzeugen und Uniformen und ersetzte es durch einen goldenen Adler.
Ganz weg vom Fenster war das Hakenkreuz im finnischen Militär allerdings auch dann nicht, einzelne Brigaden verwenden das Symbol bis heute weiter. Auch in der linken, oberen Ecke der Staatsflagge über dem finnischen Präsidentenpalast in Helsinki ist ein kleines, kaum erkennbares Hakenkreuz versteckt, wie die NZZ schreibt.
Nun soll das Symbol aber vollständig aus der finnischen Öffentlichkeit und vor allem dem finnischen Militär verschwinden. Dies sagt Tomi Böhm, Kommandeur des Luftkommandos Karelien, gegenüber dem finnischen rechtlich-öffentlichen Rundfunk Yle.
Buch heizt Diskussion um Hakenkreuz neu an
Gemäss Böhm befinde sich Finnland momentan in einer «Flaggenreform», bei der es auch um ein Ersetzen des Hakenkreuzes gehe. Wie lange diese dauern wird, ist gemäss dem finnischen Kommandeur noch unklar.
Die Diskussion um das Hakenkreuz neu losgetreten hat jedoch nicht das Militär, sondern der finnische Professor Teivo Teivainen von der Universität Helsinki. Dieser hat die Geschichte des Symbols in Finnland untersucht und im August dazu ein neues Buch veröffentlicht. 
Teivainen spricht sich schon länger für eine Entfernung des Hakenkreuzes aus dem finnischen Militär und der Öffentlichkeit aus. In einem Interview mit dem Spiegel aus dem Jahr 2023 sagt er:
Immer wieder Irritation bei Gästen
Solche Irritationen sind denn auch gut belegt, zum Beispiel durch eine Anekdote des ehemaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Am 24. Oktober 1962 – mitten im Kalten Krieg – wurde der damalige finnische Präsident Urho Kekkonen von seinem französischen Amtskollegen nach Paris eingeladen.
Kekkonen kam dabei nicht mit leeren Händen in die französische Hauptstadt, er brachte de Gaulle als Geschenk einen finnischen Orden mit. Doch die Kette des Ordens war verziert mit Hakenkreuzen. De Gaulle, der im Zweiten Weltkrieg seine Landsleute als General im Kampf gegen die Nazis angeführt hatte, zeigte sich betroffen. Als Reaktion darauf liess Kekkonen nach seiner Rückkehr nach Helsinki die Hakenkreuze von der Kette entfernen, doch das Symbol blieb in der finnischen Öffentlichkeit weiterhin mit der Luftwaffe verknüpft.
Eine etwas jüngere Anekdote datiert gemäss der NZZ aus dem Jahr 2021. Als das finnische Militär damals auf dem Militärflughafen in Rovaniemi im Hinblick auf eine Militärübung mit Nato-Partnern eine Parade geplant hatte, lud man verschiedene europäische Gäste ein, unter ihnen auch die deutsche Luftwaffe mit Oberstleutnant Matthias Boehnke.
Joukot valmiina itsenäisyyspäivän paraatiin - harjoituspäivä takana Lappeenrannan lentoasemalla. Ilmavoimien lippukomppaniassa marssii tänä vuonna Karjalan lennosto. Joukkoja johtaa lennoston komentaja eversti Johan Anttila. #ilmavoimat #karlsto #puolustusvoimat #itsenäisyyspäivä pic.twitter.com/kzLaSJTRdN
— Ilmavoimat (@FinnishAirForce) December 5, 2024
Doch dieser nahm an der Parade nicht teil, weil die finnische Luftwaffe an der Parade das Logo mit dem schwarzen Hakenkreuz auf blauem Hintergrund präsentierte. Damals sagte Boehnke:
Mit der Zeit gehen
In Finnland wird bei solchen Vorfällen immer auf die historische Bedeutung des Symbols verwiesen. Als der Eklat mit Boehnke 2021 um die Welt ging, sagte der damalige finnische Verteidigungsminister Antti Kaikkonen:
In Zeiten der russischen Aggression in der Ukraine und gegenüber Nato-Partnern in Europa hat aber mittlerweile auch das finnische Militär die Problematik des Symbols erkannt.
Gegenüber Yle sagt der Luftwaffenkommandant Tomi Böhm, dass die Änderung zwar nicht aufgrund politischen Drucks geschehen sei. Vielmehr hätte man nun auch im Militär erkannt, dass die Flagge bei Partnern für Irritationen sorgen könne: «Wir hätten auch diese Fahne behalten können, aber manchmal können peinliche Situationen mit ausländischen Gästen entstehen.»
Deswegen sei es vielleicht klug, so Böhm, im Einklang mit der Zeit zu gehen und das Hakenkreuz endgültig aus der finnischen Öffentlichkeit zu verbannen.


