Als ich mir heute in der Migros Mittagessen holte, fragte ich mich, welches von den vielen jungen Wesen, die mit mir in der Hungerschlange standen und mit klaren, glänzenden Augen in Richtung Zukunft schauten, wohl schon den Gedanken gehegt hatte, bei «Bachelor» oder «Bachelorette» oder «Jung, sexy, nicht ganz dicht» oder «Planet Saufen» mitzumachen. Vermutlich keines. Hoffte ich jedenfalls.
Oder gehört die mögliche Teilnahme an einer Paarungsshow heute zur ganz normalen Lebensplanung? Ich würde ja eher zu einer Kochshow raten. Und da wären wir auch bereits tief im Thema von Folge vier der heurigen Ausgabe von «Schneewittchen sucht nach einem Prinzen, findet aber nur muskelgepanzerte Primaten»: Kochen & Ficken. Angelehnt an den gesellschaftskritischen Theater-Klassiker «Shoppen & Ficken» des britischen Dramatikers Mark Ravenhill aus dem Jahr 1996.
Larissa lädt nämlich das Gewinnerteam von irgendeiner nassen und dreckigen Challenge (der «Wet & dirty Challenge») zu sich zum Kochen und Essen ein. Worauf sich alle einen Wrap wrappen und Wein trinken, und nur Alessio aus Schupfart die Gelegenheit nutzt, Larissa beiseitezunehmen und vollzuknutschen. Larissa findet das gut. Alle anderen halten Alessio für ein Charakterschwein, dem «Loyalität und Fründschaft» nichts bedeuten.
Ich weiss ja nicht, ob ihr früher in der Schule auch dieses Spiel mit den Buchstaben gemacht habt. Wenn sich beispielsweise ein Ken in eine Barbie verliebte, dann war das quasi chancenlos, weil sie einen einzigen Namens-Buchstaben gemeinsam hatten. Larissa und Alessio haben ziemlich viele Buchstaben gemeinsam, nämlich L, A, S, S, I. Lassi. Wie in Mango-Lassi. «Es isch öppis i mir, wo si gweckt het», kommentiert Alessio. Etwa ein lässig-lasziver Lassi-Mixer?
Soviel zum Thema Kochen. Das andere ist weit interessanter.
Erinnert sich noch jemand an Dino, den Callboy aus der vorletzten «Bachelorette»-Staffel, der später zum Dating-Coach wurde? Ich auch nicht. Aber es gab ihn. Jetzt gibt es Fabio. Klingt fast wie Dino.
Fabio ist heute 37 und Hausmeister in Dietikon, aber so zwischen 20 und 25 hat er seine Gesellschaft und oft auch sein Geschlecht verkauft und damit nicht schlecht verdient, nämlich schon mal 8300 Franken pro Weekend, was den anderen die Neidesröte ins Gesicht treibt und ein bisschen auch das Schamespink. Denn Fabio erzählt sehr freigebig davon, dass er einmal einen Dreier mit Mutter und Tochter hatte, und einmal mit einer Frau vor ihrem Mann schlafen musste, während dieser sich selbst ...
Also, er «als Sizilianer» habe bei dem Mutter-Tochter-Dings innerlich ja abschalten müssen, sowas käme ihm nicht im dirtiesten und wettesten Traum in den Sinn («döt hanich abgschaltet»), sagt Fabio, aber hey, Geld ist Geld. Näthu findet das «scho rächt mindblowing».
Und der kleine Joyce (nicht zu verwechseln mit dem grossen James Joyce), der sich immer gesagt hatte, dass man nur einmal im Leben entjungfert werden könne, hat gerade seine «zweite Entjungferung» hinter sich. Mit einer 31-Jährigen! Einer 31-JÄHRIGEN! Also einer zehn Jahre älteren Frau!!! «Ich bi döt usegloffe und ha dänkt: Sie hät mich gfickt und nöd ich sie!»
Oder wie Alessio kommentiert: «Aso, da isch dämfall das Schprichwort ‹Uf alte Pfanne lernt me choche› das isch wahr, dämfall.» Joyce: «Absolut.»
Tolle Unterhaltung. Als alte Pfanne habe ich daraufhin das Camp der Rosenjäger verlassen und mich dem Motiv der Rose in der klassischen Lyrik zwischen Sappho, Goethe und Rilke gewidmet – und was kam dabei heraus? Giggerige Bienchen bohren sich in duftende Blütenschlünde. Nur Gertrude Stein bleibt auf immer kryptisch: «Rose is a rose is a rose.» Rose ist eine Rose ist eine Rose. Oft kreuzfalsch zitiert als «A rose is a rose is a rose.» Just saying.
Egal! Mike hat gerne Sex vor Publikum in «Fetischklübs». Und ausgerechnet der vergleichsweise vornehme Matteo hatte mal Sex vor Publikum auf einem Parkplatz in Rimini. Klar, dass man sich bei der Veranlagung für die «Bachelorette» bewirbt. Nur der blonde deutsche Markus sagt, er sei beim Sex langweilig, dazu müsse er nun mal einfach stehen.
Alessio heisse übrigens «Der Beschützer», weiss Larissa und guckt verliebt und macht kleine Puppengeräusche. Dafür schmeisst sie Muskelprotz Rufus raus, der zusammenbricht und nicht weiss, ob und wie er sich von dieser Enttäuschung jemals wieder erholen können soll. Und auch Joel muss gehen. Joel? War der überhaupt jemals drin? Offenbar. Als unsichtbarer Gast.
Nicht zu verwechseln mit dem steinernen Gast. Der stammt nämlich aus der Mozart-Oper «Don Giovanni» und bestraft den Don Juan für seine liederliche Vielweiberei. Mit dem Tod. Aber das ist dann auch egal. Denn zu Lebzeiten hat Don Juan wahrlich viel gekocht – mit alten und mit jungen Pfannen – und dabei wirklich nichts anbrennen lassen.
a) dass sie das intellektuelle Niveau eines Samsonite Koffers haben
oder
b) dass die Sendeleitung befürchtet, sie gingen in Südafrika verloren und sie erhalte den Flaschenpfand nicht zurück, den sie für die Kandidaten in der Schweiz hinterlegen musste ?