Seit über zwei Jahren ist mein Instagram-Konto deaktiviert. Davor war ich, wie es sich für die Gen Z gehört, eine begeisterte Instagram-Nutzerin: Ich habe mehr oder weniger regelmässig Fotos gepostet, meine Story geupdatet und durch Reels gescrollt. Zwischendurch habe ich die App zwar immer wieder von meinem Handy verbannt – zum Beispiel 2018, als ich mich auf mein Abitur vorbereitet habe, um weniger abgelenkt zu sein –, doch langfristig war das nie.
Eines Tages packte mich dann der Ehrgeiz: Ich löschte Instagram, und zwar auf unbestimmte Zeit.
Das hat sich in meinem Leben ohne Instagram verändert:
Es war nicht mein primäres Ziel, weniger Zeit am Handy zu verbringen. Seitdem ich an der Uni gelernt habe, dass man anhand der Bildschirmzeit keine allgemeingültigen Aussagen über das persönliche Wohlbefinden treffen kann (zumindest nach aktuellem Forschungsstand), ist sie mir relativ egal. Ich bin zum Glück wenig anfällig für Süchte, daher finde ich meiner Meinung nach eine gute Balance zwischen Online- und Offline-Welt.
Trotzdem hat sich Instagram für mich oft wie ein unnötiger Zeitfresser angefühlt – mehr als etwa WhatsApp oder YouTube (oder die watson-App natürlich). Deshalb bin ich zufrieden, keine Zeit mehr auf Instagram zu verplempern.
Auf Instagram kann man seine Freundinnen und Freunde updaten, und zwar alle auf einmal. Das ist auf jeden Fall praktisch. Aber am Ende eher einseitig. Viele klicken sich eben doch nur schnell durch die Storys, damit die bunten Kreisränder verschwinden, und schauen gar nicht so genau hin.
Daher macht es mir mehr Spass, mit meinen Freunden zu telefonieren, ihnen Bilder über WhatsApp zu senden oder Sprachnachrichten auszutauschen (ja, ich bin Team Sprachnachrichten!). Oder sie einfach zu treffen, wenn sie nah genug wohnen.
Und wenn man sich zum Beispiel nach den Ferien wiedersieht, finde ich es viel schöner, sich die angesammelten Fotos persönlich zu zeigen, wenn es dazu noch die passenden Geschichten gibt.
Von Süchten bin ich zwar eher verschont geblieben, doch FOMO (Fear of Missing Out, also die Angst, etwas zu verpassen) sucht mich immer wieder heim. Ich hasse es, wenn sich mehrere coole Events überschneiden und ich mich für einen entscheiden muss. Denn am liebsten wäre ich überall dabei.
Inzwischen weiss ich, dass Instagram dieses Gefühl des Verpassens bei mir deutlich verstärkt. Wenn ich an einem Freitagabend zuhause war und eine Serie bingte, auf Instagram aber gefühlt jeder sein Party-Programm teilte, fühlte ich mich oft schlecht: Oh nein, ich bin Anfang 20 und nicht jedes Wochenende feiern. Skandal! Und das, obwohl ich wirklich nichts dagegen habe, gemütliche Abende zuhause zu verbringen.
Dieser Punkt gefällt mir am besten an der ganzen Instagram-Lösch-Aktion: Seitdem ich die coolen, spassigen Storys von geselligen Abenden (die doch sowieso in echt nicht so cool und spassig sind, wie sie aussehen – vor allem, wenn man dabei am Handy hängt) nicht mehr zu Gesicht bekomme, kann ich es viel mehr geniessen, zuhause zu bleiben.
Und andersherum: Wenn ich unterwegs bin, verspüre ich schon seit Langem nicht mehr das Bedürfnis, das mit anderen auf Social Media zu teilen.
All das klingt ja schön und gut, aber in manchen Momenten vermisse ich Instagram dann doch. In den vergangenen zwei Jahren habe ich zum Beispiel auf Reisen einige Menschen kennengelernt, die ich gern mochte, mit denen der Kontakt aber dann doch nicht eng genug war, als dass man Wochen oder Monate später noch über WhatsApp kommunizierte.
Dafür ist Instagram praktisch: Man kann sich super leicht connecten, ohne irgendwelche Verpflichtungen zu haben. Ich werde diese Menschen vermutlich nie wiedersehen, was kein Weltuntergang ist, aber noch ein bisschen was aus ihren Leben zu erfahren, wäre doch schön gewesen.
Ein weiteres Contra: Ich bekomme weniger mit. Damit meine ich nicht Nachrichten aus aller Welt – ich arbeite bei einem Newsportal, der Bedarf ist gedeckt –, aber Dinge wie Tourdaten seiner Lieblingsband erfährt man doch leichter über Instagram.
Nein.
Zumindest kann ich es mir aktuell nicht vorstellen. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie es war, als ich mir Instagram nach meinem Abitur 2018 wieder heruntergeladen habe: Es war eine komplette Reizüberflutung. Auf dieses Gefühl habe ich wirklich gar keine Lust – warum sollte ich dann rückfällig werden?
Natürlich weiss man nie, was die Zukunft so bringt. Doch momentan bin ich mit der Entscheidung, meinen Instagram-Account deaktiviert zu haben, sehr zufrieden. Und ich kann es nur jeder und jedem empfehlen, es ebenfalls auszuprobieren – zumindest für eine gewisse Zeit.
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