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Menstrual Hygiene Day 2024: Darum braucht es den Perioden-Tag heute noch

Periode
Periodenblut wird bis heute tabuisiert und wird nie gezeigt. Auch dieses Bild romantisiert die Monatsblutung.Bild: Shutterstock

Tabu Periode – warum es den Weltmenstruationstag immer noch braucht

Am 28. Mai feiert die Welt die Periode und fordert bessere Umstände für Menschen, die menstruieren. Darum ist der Tag auch heute noch wichtig.
28.05.2024, 16:4328.05.2024, 17:37
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Heute, 28. Mai, ist internationaler Tag der Menstruationshygiene, auch Weltmenstruationstag genannt. Was das genau bedeutet, wieso der Feiertag für viele so wichtig ist und wieso er genau am 28. Mai stattfindet, erfährst du hier.

Für was braucht es den Weltmenstruationstag?

Auf der Erde menstruieren laut World Vision knapp zwei Milliarden Menschen. Von ihnen haben schätzungsweise 500 Millionen während ihrer Menstruation keinen Zugang zu Hygieneartikeln oder können sich diese nicht leisten. Dabei spricht man von «Periodenarmut».

Gerade in Entwicklungsländern wie Äthiopien, Uganda oder Kenia müssen zudem bis zu 70 Prozent der menstruierenden Personen ohne ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung zurechtkommen. Diese Umstände bringen grosse Risiken mit sich. Wenn etwa Tampons aus finanziellen Gründen nicht oft genug gewechselt werden, können Erkrankungen wie das toxische Schocksyndrom auftreten, das im schlimmsten Fall zu Kreislauf- und Organversagen führt.

Der Weltmenstruationstag soll auf die global sehr unterschiedlichen Bedingungen aufmerksam machen und zur Entstigmatisierung der Periode beitragen.

Wieso fällt der Tag auf den 28. Mai?

Ein durchschnittlicher weiblicher Zyklus dauert 28 Tage und die Periode hält durchschnittlich 5 Tage an. Das Datum setzt sich aus diesen beiden Daten zusammen: 28.5.

Die Tabuisierung der Periode

Trotz der vielen Menschen, die menstruieren, ist die Periode auch heute noch für viele ein Tabuthema. Doch wieso wurde der natürliche Zyklus des weiblichen Körpers überhaupt so schambehaftet? Einfluss darauf hatten laut National Geographic vor allem religiöse Prägungen, das Patriarchat und (pseudo-)wissenschaftliche Theorien.

So wurde der weibliche Körper bereits in der Antike als «mangelhaft» angesehen. Er galt als feuchter, weniger dicht und schwächer als der männliche. Es entwickelte sich die Theorie, dass Frauen menstruieren, um ihre überschüssigen Körperflüssigkeiten loszuwerden.

Das Christentum unterstützte diese patriarchalen Ansichten im Alten Testament. So hiess es im Buch «Levitikus»: «Hat eine Frau Blutfluss und ist solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage lang in der Unreinheit ihrer Regel verbleiben. Wer sie berührt, ist unrein bis zum Abend.»

Es gibt jedoch auch Religionen, in denen die Menstruation als etwas Besonderes angesehen wird. Im hinduistischen Kamakhya-Tempel in Indien findet jährlich eine viertägige Verehrungszeremonie für die menstruierende Göttin statt.

Die Normalisierung von PMS

Heutzutage wird die Periode zwar vielerorts nicht mehr als etwas Schlimmes angesehen, die jahrelange Tabuisierung hat aber bis heute Einfluss darauf, wie wir mit der Periode umgehen.

So wird von Frauen mit starken Periodenschmerzen meist erwartet, wie gewohnt aufzutreten. Ein gewisser Schmerzpegel wird dabei als normal betrachtet und auch andere prämenstruelle Symptome werden von vielen einfach hingenommen.

Video: watson/Sabeth Vela, Aya Baalbaki

Laut TopPharm sind Schmerzen bei der Periode aber aus medizinischer Sicht eigentlich nicht normal. Regelschmerzen, die über ein leichtes Ziehen hinausgehen, können ein Hinweis auf eine Zyklusstörung oder andere Erkrankungen wie Endometriose sein.

Gemäss dem Luzerner Kantonsspital leiden schätzungsweise 10 Prozent der Frauen unter Endometriose. Die Dunkelziffer dürfte dabei noch viel höher sein. Lange Zeit wurde die Erkrankung nicht als solche angesehen und nur verzögert diagnostiziert. Menschen mit Endometriose leiden dabei monatlich unter sehr starken Schmerzen. Unterstützungen wie Periodenurlaub setzen sich nur spärlich durch.

Video: watson/lucas zollinger

Doch der weibliche Zyklus beeinflusst nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Stress, Angstzustände und Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen sind nur einige Beispiele dafür. Auch heutzutage werden diese Symptome oft als normal betrachtet und Sätze wie «Sie ist heute zickig, sie hat bestimmt ihre Tage» hat wahrscheinlich schon jede Frau zu hören bekommen. Dieses Nicht-ernst-nehmen von Schmerzen und PMS zeigt die patriarchalischen Einflüsse, die bis heute wirken.

Die Kommerzialisierung der Periode

Nicht nur das Patriarchat spielt eine grosse Rolle in der weiteren Tabuisierung der Periode, sondern auch die Werbebranche. Periodenblut wird nie gezeigt.

«Wir lernen, die Menstruation als etwas zu sehen, das man verstecken muss.»
Franke Frei

Dazu meint die Journalistin und Expertin im Bereich Menstruation Franka Frei gegenüber National Geographics: «Hersteller arbeiten mit dem vorherrschenden Tabu, indem sie Menstruationsprodukte als etwas verkaufen, das dabei helfen soll, die Periode möglichst unsichtbar zu halten.» Werbungen würden damit den Unreinheitsgedanken weiterhin fördern, indem die Produkte versprechen, dass die menstruierende Person sauber, frisch und rein bleibe.

Journalistin, Autorin und Expertin im Bereich Menstruation Franka Frei.
Die Journalistin Franka Frei beschäftigt sich unter anderem in ihrem Buch «Periode ist politisch – ein Manifest gegen das Menstruationstabu» mit Menstruation.Bild: frankafrei.com

«Wir lernen, die Menstruation als etwas zu sehen, das man verstecken muss», sagt Franka Frei weiter.

Doch nicht nur das Verstecken der Periode ist ein Problem, sondern auch die unzureichende Aufklärung zum Thema. Laut Plan International weiss nur knapp ein Viertel der befragten Männer genau über die Menstruation Bescheid. Eine watson-Umfrage hat ein ähnliches Ergebnis gezeigt.

Video: watson/Aya Baalbaki

Die Information und Aufklärung über die Periode ist also weiterhin notwendig. Mit dem 28. Mai wird seit 2014 weltweit dazu beigetragen.

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211 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Easyjoe
28.05.2024 17:20registriert Dezember 2021
,Menschen, die menstruieren'. ? Gab glaub früher Mal ein Wort dazu: Frauen. Aber vor lauter political-correctness muss alles geschlechtsneutral ausgedrückt werden? Auch dort wo's geradezu absurd ist?
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duKeofHazard
28.05.2024 17:40registriert August 2020
Ich hoffe mal, dass wir nicht schon so weit sind, dass die Realität gar nichts mehr zählt. Menschen, die menstruieren, sind IMMER biologisch gesehen Frauen. Also würde ich mal vorschlagen, auch den Begriff "Frau" zu verwenden. Als was sich eine Person identifiziert, ist für die Frage, ob diese Person menstruiert, schlicht und einfach irrelevant.
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Humanoides
28.05.2024 19:06registriert November 2020
Nun weiss man ganz genau, wo Watson angesiedelt ist. Wenn man auf das einzige passende Wort "Frau" verzichtet und von Person oder Mensch spricht, ist das nur tragisch. Ich bin ein Mann und habe Respekt davor, dass Frauen den Alltag auch während diesen regelmässigen Episoden so gut meistern. Möchte man das also würdigen, dann schreibt auch wenigstens von dem betroffen Kollektiv, die Frau.
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