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Jaws: Wie Steven Spielbergs Horrorfilm panische Angst vor Haien auslöste

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Hinter den Kulissen: Regisseur Steven Spielberg liegt im mechanischen Hai von «Jaws».Bild: spielbergfanclub.com

Der Bösewicht aus dem Meer: Wie «Jaws» unsere Sicht auf Haie beeinflusst hat

Vor einem halben Jahrhundert lief «Jaws» in den Kinos und löste in der Bevölkerung panische Angst vor Haien aus. Der Film hatte aber nicht nur negative Folgen für die Meeresbewohner.
23.06.2025, 19:4323.06.2025, 19:43
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Alleine der Themesong reicht aus, dass es vielen Menschen kalt über den Rücken läuft. Steven Spielbergs «Jaws» stellte Haifische als rücksichtslose Killermaschinen dar, die alles und jeden im Wasser angreifen und töten.

Damals stand die Hai-Forschung noch in Kinderschuhen, und als im Juni 1975 «Der Weisse Hai» herauskam, verwandelte der Film das Raubtier in einen Unterwasserbösewicht, dessen alleinige Anwesenheit das Wasser unsicher machte.

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Massen vor Leuten bringen sich in «Jaws» vor dem Weissen Hai in Sicherheit.Bild: 20th Century Fox via Giphy

Doch die Dämonisierung der Haie hält teilweise bis heute an und löst in Menschen eine meist irrationale Angst vor dem Schwimmen und Tauchen im Meer aus.

Haie schwammen schon im Meer, bevor es Bäume an Land gab und bevor der Saturn seine Ringe hatte. Und in den vergangenen 50 Jahren haben sie einen der schlimmsten Populationsrückgänge in ihrer über 400 Millionen Jahre alten Geschichte erlebt.

Ein (kleiner) Grund dafür ist ihre Darstellung als Killermaschine in der Popkultur und die damit verbundene Empathielosigkeit gegenüber der Tötung der Tiere. Heute wissen wir aber viel mehr über Haie als in den 70er-Jahren, und auch dafür hat «Jaws» gesorgt.

Fressen Haie wirklich Menschen?

Haiangriffe sind relativ selten. Weltweit kommt es jährlich zu durchschnittlich 75 Haiangriffen. In den USA kommt es am häufigsten zu Attacken, doch das Risiko dafür ist mit ungefähr 1 zu 4,3 Millionen extrem gering.

Selten werden die Opfer tatsächlich gefressen – oft sterben sie am körperlichen Trauma, so «BBC». In den vergangenen 100 Jahren endeten jährlich durchschnittlich fünf Zusammenstösse tödlich.

Für die Angriffe werden häufig zwei Gründe genannt. Erstens verwechseln Haie Schwimmer mit ihrer üblichen Beute, etwa Robben, vor allem wenn Menschen im Wasser herumtollen und glänzende Gegenstände (also Schmuck) tragen, die wie Fischhaut aussehen.

hafisch menschen
Von unten sehen Surfer, Robben und Schildkröten für Haie sehr ähnlich aus.Bild: society pages

Zweitens nehmen die Haie einen Erkundungsbiss, um zu sehen, ob wir als Nahrung geeignet sind, und wenn sie feststellen, dass wir mickrige Kost sind, werden wir wieder ausgespuckt.

Zum Vergleich: Der Mensch tötet jedes Jahr schätzungsweise 100 Millionen Haie. Das sind durchschnittlich fast 274'000 Haie pro Tag, über 11'000 Haie pro Stunde und etwa drei Haie pro Sekunde. Eine Studie aus dem Jahr 2024 ergab, dass ein Drittel aller Haiarten vom Aussterben bedroht ist.

Spielberg bereut die Auswirkung seines Films

Der oscarprämierte Regisseur Spielberg sagte in einem Interview vor drei Jahren gegenüber «BBC», dass er bedauere, dass die blutrünstige Darstellung des Weissen Hais in seinem Film «Jaws» von 1975 zu einem starken Rückgang der Population dieser Tiere geführt hat.

«Das ist eines der Dinge, die ich immer noch fürchte – nicht von einem Hai gefressen zu werden, sondern dass die Haie irgendwie sauer auf mich sind wegen der Fressorgie der verrückten Sportfischer, die nach 1975 stattfand. Ich bedauere wirklich bis heute die Dezimierung der Haipopulation aufgrund der Buchvorlage und des Films.»
Steven Spielberg
Steven Spielberg and Bill Butler in Der weiße Hai (1975)
Steven Spielberg am Set von «Jaws».Bild: universal pictures

«Jaws» löste bei den Fischern an der Ostküste der USA einen «kollektiven Testosteronrausch» aus, der Tausende dazu veranlasste, Haie als Sport zu jagen, wie George Burgess, ehemaliger Direktor des Florida Program for Shark Research, 2015 gegenüber «BBC» erklärte. In den Jahren nach der Veröffentlichung des Films ging die Zahl des Weissen Hais in den Gewässern im Osten der USA um etwa 50 Prozent zurück.

Im Vergleich zu den Haien, die bei der industriellen Fischerei getötet werden, ist das allerdings nur ein kleiner Tropfen auf dem heissen Stein.

Bruce the shark. Jaws. 1975.

https://www.reddit.com/r/Moviesinthemaking/comments/x20rwv/bruce_the_shark_jaws_1975/
Wie der «Jaws»-Hai am Set ausgesehen hat.Bild: reddit

«Jaws» hatte auch positive Auswirkungen

Neben der Angst hat «Jaws» auch das Interesse an Haien geweckt. «Seitdem wurde nicht nur die Forschung über Weisse Haie, sondern auch über viele andere Arten finanziert», erzählt Jake Elstner, Oceanography-Doktorand an der Universität San Diego.

Er arbeitet daran, dass wir diese Tiere besser verstehen. Denn wissenschaftlich gibt es keine Beweise, dass Haie «hinter uns her sind».

Mehr Forschung (und damit ein besseres Verständnis für die Tiere) kann dabei helfen, Angriffe zu reduzieren. «Unsere Forschung ist darauf ausgerichtet, grundlegende Fragen zu beantworten», so Elstner. Dazu gehören Fragen wie, warum Haie sich in bestimmten Gebieten aufhalten und wie sie sich mit Jungtieren verhalten.

Juvenile zebra shark swimming in shallow waters underwater portrait close up from the top
zebrahai
Nicht alle Hai-Arten haben grosse, scharfe Zähne: Zebrahaie sind wegen ihrer langen Schwanzflosse relativ gross (bis zu 3,6 Meter), bewegen sich aber langsam und ernähren sich von kleinen Krabben, Garnelen und Muscheln.Bild: imago images

Wenn Haie in einem Riff vorkommen, ist das ein Zeichen für ein gesundes Ökosystem. Und davon profitieren auch wir Menschen bei der Fischerei.

Und auch wenn «Jaws» (und andere Hai-Filme) mit unseren Ängsten vor dem Unbekannten in der Tiefe spielt, gibt es keinen Grund, Angst vor den Raubtieren zu haben:

«Haie interessieren sich nicht wirklich für Menschen. Sie sind an anderen Beutetieren interessiert. Wir müssen diese Tiere respektieren. Sie haben es nicht auf uns abgesehen. Sie sind keine Monster.»
Jake Elstner

50 Jahre nach der Veröffentlichung von «Jaws» verändert sich die Sicht der Menschen auf den Hai also immer mehr ins Positive und die Forderung nach ihrem Schutz wird immer lauter.

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Selfie mit Haifisch – einfach cool bleiben!
Foto: Aaron Gekoski/Rex Features/DUKAS
quelle: rex / / 4102640b
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