Am Wochenende ist der Trailer für den neuen «Superman»-Film herausgekommen. Doch schon vorher wurden Fans, die im Netz nach einem Trailer für den DC-Film suchten, fündig. «Screen Culture» veröffentlichte vor drei Monaten einen actionreichen Filmtrailer, der bereits fast eine Million Aufrufe hat.
Die Beschreibung des Videos sieht echt aus, alles deutet auf den ersten Blick darauf hin, dass es sich um ein offizielles Video handelt. Sogar das Logo von Warner Bros. ist auf dem Videomaterial. Nur wer genau liest, sieht, dass es sich lediglich um ein Fan-Konzept handelt. Der Trailer ist ein Zusammenschnitt von vorhandenen Clips und KI-Videos.
Immer wieder tauchen solche KI-generierten Fan-Trailer im Netz auf. Und laut den Kommentaren scheinen viele Fans darauf hereinzufallen. Solche Videos bringen Millionen an Klicks und können viel Geld generieren.
Weshalb tolerieren Filmstudios überhaupt solche Verletzungen des geistigen Eigentums? Ein neuer Bericht von «Deadline» bringt Licht in die KI-Verwirrung: YouTube soll die Filmstudios an den Werbeeinnahmen solcher Videos beteiligen.
Denn anstatt das Urheberrecht auf gefälschte Werbespots durchzusetzen, bitten eine Handvoll Hollywood-Studios YouTube darum, sicherzustellen, dass die Werbeeinnahmen in ihre Richtung fliessen.
Aus E-Mails, die «Deadline» vorliegen, geht hervor, dass Warner Bros. Discovery (WBD) die Monetarisierung von «Screen Culture»-Trailern für «Superman» und «House of the Dragon» gefordert hat. Das bedeutet, dass WBD, anstatt die Videos urheberrechtlich zu sperren, YouTube darum bittet, die Werbeeinnahmen aus den Aufrufen zu erhalten. In ähnlicher Weise hat Sony Pictures Einnahmen aus gefälschten Trailern für «Spider-Man» und «Kraven The Hunter» eingefordert, während Paramount dasselbe bei einem gefälschten «Gladiator II»-Video getan hat.
Filmstudios sind also dazu bereit, Geld für Inhalte zu nehmen, die ihr geistiges Eigentum und ihre Talente ausbeuten. Und das in einer Zeit, in der es in Hollywood eine existenzielle Krise darüber gibt, wie mit KI umgegangen wird.
Fake-Trailer sind aber nichts Neues. Früher bestanden diese aber nicht aus KI-Videos, sondern aus zusammengeschnittenem Material. Eines der frühesten Beispiele, die viral gingen, war eine imaginäre «Titanic»-Fortsetzung, in der Leonardo DiCaprios Jack Dawson in einem Eisblock unter dem Ozean gefunden und im heutigen New York wieder zum Leben erweckt wird. Der Trailer wurde 53 Millionen Mal aufgerufen, bevor er von 20th Century Fox gesperrt wurde.
«Deadline» hat mit zwei grossen Erstellern solcher Fake-Videos gesprochen. Diese sind überzeugt, dass sie niemandem schaden und zur Vermarktung von Filmen beitragen, weshalb die Studios bei den meisten Videos keine Urheberrechte geltend machen. Ob sie wissen, dass die Filmstudios Geld dafür einstreichen, ist nicht klar.
SAG-AFTRA, die Gewerkschaft für Kreativschaffende in der Filmbranche in den USA, sieht das anders:
Die Gewerkschaft sagt über die Konsequenzen des Vorgehens der Studios:
Die Leidtragenden sind also Schauspieler, Autoren, Synchronsprecherinnen. All diejenigen, die im kreativen Prozess eines Films oder einer Serie involviert sind.
Bei solchen KI-Trailern fällt ebenfalls auf, dass weibliche Charaktere oft sexualisiert werden. Ein falscher Trailer für den Disney-Animationsfilm «Inside Out 3» von «Screen Rant» zeigt beispielsweise Riley Andersen mit grossen Brüsten und freizügigem Ausschnitt. Im ersten Film ist Riley gerade mal 11, in der Fortsetzung wird sie zum Teenager. Die «Inside Out»-Filmreihe spricht in erster Linie Kinder und Familien an.
Wie erwähnt sind gefälschte Trailer auf YouTube kein neues Phänomen, aber sie werden immer zahlreicher und raffinierter. Gleichzeitig sind Trailer zu einem immer wichtigeren Teil der Filmmarketing-Maschine geworden, wobei die Studios mit Rekordaufrufen prahlen, in der Hoffnung, dass sich dies auf den Verkauf von Kinokarten auswirkt.
Solange aber genügend Fans Fake-Trailer anschauen und auf diese hereinfallen oder das Ganze mit Achselzucken hinnehmen, werden Fan-Accounts weiter mit ihren KI-Trailern Millionen von Klicks generieren.
(cmu)