Auf der Anime-Expo in Los Angeles gab Netflix Anfang Juli 2025 bekannt, dass mehr als die Hälfte der weltweiten Nutzerinnen und Nutzer Animes schaut. Also japanische Zeichentrickfilme und -serien, die häufig auf Mangas basieren. Laut Zahlen, die von «The Hollywood Reporter» weitergegeben wurden, begeistern sich fast 150 Millionen von 300 Millionen Zuschauern für Animes.
Diese Tatsache ist letztlich wenig überraschend, denn neben Mangas und Videospielen sind Animes seit über vierzig Jahren ein fester Bestandteil unseres Lebens.
Im Jahr 2024 wurden Animes über eine Milliarde Mal auf der Streamingplattform angesehen und stellten damit ein Rekordjahr auf. Zuschauerzahlen haben sich seit 2019 verdreifacht. Aber welche Filme und Serien in diesem riesigen Katalog muss man gesehen haben? Ein Überblick.
Eine der grössten Stärken der Netflix-Plattform ist, dass sie einen Grossteil der Werke des berühmten Studio Ghibli anbietet, insbesondere die Filme, die oft als Meisterwerke des Gründers Hayao Miyazaki angesehen werden. So findet man dort seine gesamte Filmographie, darunter «Prinzessin Mononoke» (1997), «Chihiros Reise» (2001) und seinen letzten Film, «Der Junge und der Reiher» (2023).
Ein weiterer Klassiker des Studios ist «Die letzten Glühwürmchen» (1988), ein bewegendes Plädoyer gegen die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, das jedem Zuschauer das Herz bricht.
«Neon Genesis Evangelion» ist ein Kultwerk der japanischen Animation, das 1995 ausgestrahlt wurde. Die Serie definierte das Mecha-Genre neu. So wird der Stil genannt, bei dem Roboter gegen riesige Monster antreten. «Neon Genesis Evangelion» hat Generationen von Animes, Videospielen und sogar Hollywoodfilme beeinflusst.
Obwohl die Serie auf den ersten Blick wie ein klassischer Mecha-Anime wirkt, entwickelt sie sich schnell zu einer intensiven Selbstreflexion über Depression, Einsamkeit und Trauma, die dem Ganzen eine philosophische Dimension verleiht.
Der Manga «Dandadan» von Yukinobu Tatsu hat sich dank seiner verrückten Welt und seiner ebenso seltsamen wie intriganten Handlung einen soliden Ruf erworben. In einem fröhlichen Genremix aus Übernatürlichem, Action, Humor und Romantik hat seine Beliebtheit ihm auch eine Adaption als Anime-Serie mit atemberaubender Dynamik eingebracht.
Die Serie, die Ausserirdische und Geister miteinander vermischt, findet auf der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes einstimmige Zustimmung und wurde mit 100 % bewertet.
Die von Netflix produzierte Serie «Pluto» ist eine Adaption des Kultmangas «Astro Boy» von Osamu Tezuka. Es geht um einen Kriminalfall in einer futuristischen Welt, in der Menschen und Roboter koexistieren. Die Serie, die auch in der Schweiz spielt, hebt sich besonders durch ihr feines Schreiben und die Tiefe ihrer Charaktere von der Konkurrenz ab. Es handelt sich bei «Pluto» um eine Miniserie mit acht Episoden.
«Cowboy Bebop» ist ein «jazziger Space Western» aus dem Jahr 1998, der als eine der besten japanischen Anime-Serien gilt. Die Serie kannst du dir etwa so vorstellen: «Blade Runner» kreuzt «The Good, the Bad and the Ugly», und das Ganze wird von einem explosiven Jazz-Soundtrack begleitet.
Obwohl der Anime bereits etwas älter ist, ist die Animation immer noch grossartig und der visuelle Stil noch immer verblüffend. Jede Episode ist wie eine musikalische und erzählerische Jam-Session. Dieser Kult-Anime hat sogar eine Realverfilmung von Netflix im Jahr 2021 bekommen, ähnlich wie «One Piece». Das Remake schaffte es aber nicht, an den Erfolg des Originals anzuknüpfen.
«Cyberpunk: Edgerunners» basiert auf dem Videospiel «Cyberpunk 2077», das wiederum auf einem bekannten Pen-&-Paper-Rollenspiel basiert. Die Serie war so erfolgreich, dass sie das Interesse an Videospielen neu entfachte und nach ihrer Veröffentlichung das Game einen massiven Aufschwung erlebte. Aber keine Sorge: Um die Serie in vollem Umfang geniessen zu können, musst du das Game nicht gespielt haben.
Die Geschichte hat ihren Ursprung in der dystopischen Stadt Night City, wo die Gesellschaft von verschiedenen Konzernen regiert wird und es viele Menschen gibt, die durch Cyberprothesen verstärkt werden. Die Serie ist technisch und künstlerisch ein echter Erfolg, sei es visuell, aber auch musikalisch, mit einem geschickt ausgewählten Soundtrack.
Bei «Pokémon» denkt man unweigerlich an epische Kämpfe zwischen Trainern, doch «Pokémon Concierge» bietet genau das Gegenteil. Diese Animationsserie mit ihrer typisch japanischen Leichtigkeit erzählt im Stop-Motion-Verfahren die Geschichte von Haru, einer Hausmeisterin, die von ihrem treuen Enton begleitet wird. Sie arbeitet in einem luxuriösen Resort, in dem sich viele Pokémon und ihre Trainer in den Ferien befinden.
«Pokémon Concierge» ist ein Anime, der nicht jedem gefallen wird, aber definitiv für gute Stimmung sorgt.
«Suzume» ist der neueste Film von Regisseur Makoto Shinkai, einem Filmemacher auf dem Höhepunkt seiner Kunst, der in die Fussstapfen von Hayao Miyazaki tritt. In «Suzume» findet man die ganze japanische Exzellenz, die Schönheit bis ins kleinste Detail und die Poesie des Alltags. Der Film, der 2023 in die Kinos kam, ist eine Reise durch Japan – und durch die Zeit –, auf der versucht wird, Katastrophen zu verhindern.
Die Zeichnungen sind von grosser Schönheit, die Animation glasklar und der Film bewegt sich gekonnt zwischen einer Reise ins Herz Japans, einer fantastischen Abenteuergeschichte und einer Romanze. Ein von Anfang bis Ende spannender Film, durch den der Schatten der Katastrophe von Fukushima hindurchgeht.
«Akira» von Katsuhiro Ōtomo ist einer der einflussreichsten Animefilme aller Zeiten. Es ist ein bahnbrechendes Werk, das das Potenzial des japanischen Animationsfilms weltweit neu definierte. Der 1988 erschienene Film verbindet eine unglaublich facettenreiche Animation mit einer dichten dystopischen Erzählung, die Science-Fiction, Politik und die Erforschung der menschlichen Psyche in einem postapokalyptischen Tokio miteinander verbindet.
Der Film ebnete den Weg für die Ankunft des Anime im Westen und inspirierte Generationen von Filmemachern und Künstlern, von «Matrix» bis «Inception». Schlicht und einfach ein Meisterwerk.
«Delicious in Dungeon» auf Netflix ist ein schmackhafter und fesselnder Anime, der Abenteuer, Comedy und Kochen in einem einzigartigen Fantasy-Stil, inspiriert durch das Kult-Rollenspiel «Dungeons & Dragons», gekonnt miteinander verbindet. Die Serie folgt Laios und seinen Freunden, die gezwungen sind, in einem von Monstern befallenen Verlies zu überleben, indem sie diese kochen. Das Ganze wird von einem Zwerg orchestriert, der ein Experte in Gastronomie ist, mit Rezepten, die ebenso einfallsreich wie spektakulär sind.
Die Serie wird vom Studio Trigger (das auch für «Cyberpunk: Edgerunners» verantwortlich ist) produziert und zeichnet sich durch eine einzigartige Welt und eine spannende Mischung aus Humor, dramatischer Spannung und faszinierenden kulinarischen Details aus, die typisch für die japanische Kultur sind.