Jeden Tag besuchen tausende asiatische Touristen die kleine Gemeinde Iseltwald in Bern. Und dies nur, weil eine Szene der südkoreanischen Serie «Crash Landing On You» dort spielt und sie alle ein Foto auf einem bestimmten Steg am See machen wollen.
Es ist nicht die einzige Location, die durch eine Serie oder einen Film berühmt wurde und Fans regelrecht anzieht.
So führte etwa die «Harry Potter»-Filmreihe zu einem Anstieg des Tourismus um mindestens 50 % an allen britischen Orten, an denen die Franchise gedreht wurde. Und dieses Jahr befürchtet Thailand einen Tourismus-Boom aufgrund der dritten Staffel von «The White Lotus». Besonders kleinere Ortschaften leiden stark unter einem solchen plötzlichen Anstieg von Reisenden. Manche mussten sogar Massnahmen ergreifen, um die Massen in Schach zu behalten.
In «Emily in Paris» verbringt die Protagonistin Emily besonders viel Zeit in einem Restaurant direkt im Herzen von Paris, wo der charmante Koch Gabriel arbeitet. Dieser hat es den Fans der Netflix-Serie besonders angetan. Nun pilgern Fans aus aller Welt zum Lokal und stehen Schlange, um Fotos zu machen.
Der Lokalbesitzer Valerio Abate erzählte gegenüber der «Daily Mail»: «So viele Frauen kommen vorbei und fragen, ob er [Gabriel] wirklich hier arbeitet. Sie sind enttäuscht, wenn ich ‹nein› sage».
Auch die Französinnen und Franzosen sind von den unzähligen Fans genervt, die die Drehorte besuchen. Mehrere Anbieter haben mittlerweile Touren im Programm, um auf Emilys Spuren durch Paris zu wandeln. Während der Dreharbeiten für die vierte Staffel tauchten etliche Anti-Emily-Graffitis in der Metropole auf.
Weisser Sandstrand und türkisfarbenes Wasser: Maya Bay in Thailand ist wohl einer der berühmtesten Filmspots, der unter Übertourismus leidet. Nach der Veröffentlichung von «The Beach» im Jahr 2000 wurde der Strand schlagartig bekannt und Urlauber strömten zu tausenden dort hin.
Aufgrund des Massentourismus und den daraus negativ resultierenden Folgen mussten die thailändischen Behörden den Strand schon mehrmals für einige Monate schliessen – das letzte Mal im Sommer 2024. Damit sollen die Korallenriffe geschützt und Abfallberge vermindert werden. Pro Jahr besuchen geschätzt 2,5 Millionen Leute die Bucht.
In «Harry Potter and the Deathly Hallows – Part 1» stirbt Dobby in Harrys Armen. Diese Szene wurde am Freshwater West Beach in Wales gefilmt und führte dazu, dass ganz viele Fans zu besagtem Strand reisten. Doch damit nicht genug: Anstatt einfach Fotos zu machen, hinterliessen die «Harry Potter»-Fans Socken (Dobby erhielt bekanntlich eine Socke, um von seiner Knechtschaft als Hauself befreit zu werden).
Es wurden so viele Socken an diesem Strand zurückgelassen, dass die Touristenattraktion in ökologische Schwierigkeiten geriet, wie die «New York Times» berichtet. Die Naturschutzorganisation National Trust Wales führte 2022 eine achtmonatige Untersuchung durch und stellte fest, dass «Gegenstände wie Socken, Schmuckstücke und Farbsplitter von bemalten Kieselsteinen in die Umwelt und die Nahrungskette der Meerestiere gelangen und die Tierwelt gefährden könnten».
«Harry Potter»-Fans werden daher nun aufgefordert, nur noch Fotos des Freshwater West Beach zu machen und keine Gegenstände zu hinterlassen.
In New York ist seit der Veröffentlichung von «Joker» eine Treppe zum Tourismus-Hotspot geworden. Wie auch Joker tanzen Fans auf den Treppen in Bronx herum und stören dabei Anwohnerinnen und Anwohner. Denn für viele ist das der Weg zur Schule oder zur Arbeit.
Um die Besucher zu sensibilisieren, wurde ein Plakat aufgehängt, das die Besucher auffordert, die Nachbarschaft zu respektieren. Denn viele Anwohner haben aufgehört, die Treppe zu benutzen, da sie nicht im Hintergrund der Selfies der Touristen sein möchten. Es kam auch bereits zu Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und Fans.
Obwohl der Artdirector von «Frozen» sagte, dass er von Städten in Kanada und Norwegen inspiriert war, glauben Fans, dass das Königreich Arendelle auf den österreichischen Ort Hallstatt basiert.
Die Gemeinde, die rund 700 Einwohner hat, wird jährlich von einer Million Touristen besucht. Diese reisen oft in Bussen an. Während 2014 jährlich knapp 8000 Busse nach Hallstatt fuhren, hat sich diese Zahl bis 2020 verdreifacht. Das führte dazu, dass die Gemeinde die Anzahl Busse limitieren musste und eine Gebühr eingeführt hat.
Die Gemeinde musste auch andere Massnahmen wegen des Massentourismus einführen. Kirchen mussten Türsteher einstellen, um zu verhindern, dass Touristen Beerdigungen und Gottesdienste stören. Reisende werden gewarnt, keine Drohnen zu benutzen oder das Gemeindeeigentum zu zertrampeln. Und nachdem 2019 ein Feuer ausgebrochen war, forderte der Bürgermeister Urlauber auf, zu Hause zu bleiben, damit sie die Gebäude reparieren konnten.
Die Szenen, die in King's Landing spielen, wurden in der kroatischen Stadt Dubrovnik gefilmt. Eine Untersuchung zeigt: Etwa die Hälfte des Tourismus-Wachstums in den 2010er-Jahren stammt von «Game of Thrones»-Fans.
2022 zählte die Stadt in nur acht Monaten einen Rekord an über eine Million Urlauber, die sich die engen Gassen des historischen Zentrums anschauten. Das ist auch ein Problem für Restaurants. Diese stuhlen nämlich hauptsächlich draussen, wo es ohnehin wenig Platz hat.
Ein neues Gesetz soll Abhilfe schaffen. Neue Cafés und Restaurants dürfen Kunden nur noch in Innenräumen empfangen und keine Tische mehr draussen aufstellen.
Es ist eine Regel, die den neuen Lokalen das Überleben schwierig macht, denn «99 Prozent aller Restaurants operieren im Freien», so der Bürgermeister Mato Frankovic.
Das Haus von Walter White steht in New Mexiko und wurde zu einer Pilgerstätte für Fans. 2017 erzählte die Tochter des Hausbesitzers, dass jede Woche eine grosse Anzahl «Breaking Bad»-Fans zum Haus kommen, um Fotos zu machen, aber auch Steine vom Grundstück mitzunehmen oder Pizza auf das Dach zu werfen (in Anspielung auf eine berühmte Szene aus der Serie).
Die Hauseigentümer haben deshalb einen rund zwei Meter hohen Zaun rund um das Grundstück installiert. Doch die Besitzerin hatte genug von den Fans und verkaufte das Haus Anfang des Jahres für vier Millionen US-Dollar.
Das «Mörderhaus» aus der ersten Staffel der FX-Serie «American Horror Story» war auch ein beliebter Drehort für Serien wie «Buffy the Vampire Slayer», «Bones» und «Law & Order: SVU». Deswegen wurde das Haus, das in Los Angeles steht, zu einem beliebten Touristenspot.
Hunderte Fans pilgerten täglich zu diesem Haus und die Hauseigentümer erzählten in einem Interview, dass sie «entsetzt waren, als Horden von Fans kurz nach ihrem Einzug begannen, ihr Grundstück zu belagern». Einige kletterten sogar über Zäune und Wände, um einen besseren Blick auf das Gebäude zu bekommen.
Sie mussten mehrmals die Polizei wegen Einbruchs rufen und sagten aus, dass sie die ehemaligen Besitzer auf Schadenersatz verklagen würden, um einen dauerhaften Zaun oder eine Hecke um das Haus zu errichten.
Sceilg Mhichíl (deutsch: Skellig Michael) ist eine felsige Insel im Südwesten von Irland, die als Schauplatz für «Star Wars: The Force Awakens» diente. Auf der Insel befinden sich Ruinen eines alten Klosters, die aber vor der Veröffentlichung des Filmes nicht oft besucht wurden, da der Ort nicht einfach zu erreichen ist.
Inzwischen sieht das anders aus: Die Boote sind bereits eine Saison im Voraus ausgebucht. Der Massentourismus könnte die empfindlichen frühmittelalterlichen Überreste der Klöster und die berühmten Lebensräume der Vögel in diesem Gebiet gefährden.
Um das von der UNESCO empfohlene «nachhaltige» Niveau zu halten, müsste der Ort seine Besucherzahl um ein Drittel reduzieren. Berichten zufolge besuchten 2018 fast 17'000 Menschen Skellig Michael. Eine Zahl, die deutlich über der von der Welterbeorganisation vorgeschlagenen Obergrenze von 11'000 Besuchern liegt.
Deshalb wird in Irland nun an einem Plan gearbeitet, um den Tourismus besser an das empfohlene, nachhaltige Niveau anzupassen und gleichzeitig die Wirtschaft des Gebiets nicht drastisch zu beeinträchtigen.
(cmu)
Wer hinterlässt sonst Socken an einem Strand für computeranimierte fiktive Charaktere?
Und das sage ich, obwohl ich auch geheult habe bei der Szene, in der Dobby gestorben ist, insb. im Buch.
Aber wieso sollte ich im realen Leben irgendwo eine Socke für Dobby hinterlassen?
Die Menschen sind echt merkwürdige und zugleich faszinierende Nacktaffen…
Filme sind Fiktion und die Drehorte haben andere Bestimmungen. Diese zu besuchen mag zwar Erinnerungen wieder aufbringen aber anderes Eigentum und die Natur sind zu respektieren.
Ich würde sagen: get an own life...