Der gelbliche Klumpen hatte es in den letzten Jahren nicht einfach. Denn Butter galt zuletzt als fett und uncool. Schon im Duden wird sie als «aus Milch gewonnenes, besonders als Brotaufstrich verwendetes Fett» definiert. Anstelle des Butterbrötchens als kleine Mahlzeit wurde da eher der Avocadotoast oder Ähnliches vorgezogen. Oder es wurde auf Low-fat-Alternativen zurückgegriffen. Das negative Image scheint aber nun Geschichte zu sein, denn Butter ist wieder en vogue.
In Restaurants und Cafés wird der Aufstrich neu erfunden und auf Instagram und TikTok in eleganten Schalen kunstvoll aufgeschlagen, gefärbt, geformt und als Kunstinstallation inszeniert. Bei Hannah Kleebergs Restaurant in Berlin ist die Butter das Produkt mit der höchsten Nachfrage, schreibt der «Spiegel».
Kleeberg färbt den Aufstrich beispielsweise mit Roter Bete rosa oder mit Schnittlauch grün. Sie formt damit auch Figuren und sogar ganze Torten.
Der Londoner Koch Thomas Straker hat sich komplett auf Butter spezialisiert und vertreibt unter der Marke «All Things Butter» Blöcke von Butter in allen möglichen Geschmacksrichtungen – wie beispielsweise Schokolade und Zimtschnecke. Das Konzept scheint aufzugehen, denn auf Instagram folgen ihm 112'000 Menschen.
Butter ist aber nicht nur im kulinarischen Bereich zurück, sondern auch in der Fashionwelt. Modehäuser wie Chanel, Loewe, Chloé oder Jil Sander schickten ihre Models in der Trendfarbe Butter Yellow über die Laufstege und auch die Läden strotzen nur so von Kleidern in Buttergelb. Auch auf den roten Teppichen ist die Farbe zu beobachten. Schauspieler Timothée Chalamet trug bei den Oscars einen Anzug in Butter Yellow von Givenchy und auch Popstar Sabrina Carpenter trug Tour-Outfits in der Farbe. Bei den Royals ist der Trend ebenfalls angelangt, denn Catherine, Princess of Wales, trug ein ganzes Kostüm in Buttergelb, inklusive Hütchen.
Mit dem Farbton schafft es auch die Butter selbst in die Welt der Mode. Das Modehaus Yves Saint Laurent präsentiert in einer Modestrecke seinen Schmuck zum Beispiel auf einem Stück Butter.
Der Butter-Hype hat aber nicht nur die grossen Marken erreicht, sondern ist auch beim gemeinen Volk angekommen. In Onlineshops gibt es Shirt mit Butteraufdrucken, Socken oder Ringe mit Butterdetails oder Schriftzügen. Butter gibt es zudem als Kerze oder Lampe.
Die ganz Kreativen schmelzen echte Butter gleich selbst, füllen diese in ein Glas und stecken einen Docht hinein. Ausgehärtet ergibt das eine Butterkerze. TikToker lieben diesen DIY-Hack.
Bei all dieser Fülle an Butter-Dingen stellt sich die Frage, wieso es diesen Hype überhaupt gibt. Tina Bartelmess, Juniorprofessorin für Ernährungssoziologie an der Universität Bayreuth, erklärt dem Spiegel: «Die Butter ist, so wie jedes Lebensmittel, auch ein kulturelles Symbol.» Laut ihr assoziiere man mit dem Aufstrich vor allem «das Butterbrot aus der Kindheit», welches man bei den Grosseltern am Küchentisch gegessen hat. «Die Butter ist für uns Tradition, Heimat und Geborgenheit», meint Bartelmess.
Gastronomin Kleeberg kann dies bestätigen. Egal ob normale oder vegane Butter, es zähle bloss «ein Buttergefühl zu erzeugen». Der Vorteil von veganer Butter sei es aber, diese besser formen zu können. Auf Kleebergs Instagram-Kanal sieht man beispielsweise ein riesiges hellgelbes Osterei aus reiner Butter.
Butter in so rauen Mengen zu benutzen, sei jedoch auch verschwenderisch. «Mit Essen zu spielen ist ja an sich schon provokant», meint Kleeberg. Bartelmess sagt dazu: «Wenn etwas Häusliches zum Luxus wird, dann dient das auch als Marker der sozialen Distinktion». Butter konnten sich seit der Nachkriegszeit alle leisten. Dies änderte sich mit den Preissteigerungen der vergangenen Jahre. Indem Butter als Kerze oder ähnliches verkauft wird, wird damit gezeigt: «Ich kann es mir leisten, Butter nicht nur zu essen, sondern sie auch noch zu verbrennen.»
Butter muss aber nicht nur als Luxus gelten, sondern auch als Symbol für Sorgenfreiheit. Schon im Mittelalter gab es die Redewendung, dass «alles in Butter» sei. Der Hintergrund dessen ist, dass die Händler damals ihre Glaswaren mit flüssiger Butter übergossen, um sie haltbarer zu machen. In dem ausgehärteten Fett gingen die Teile weniger schnell kaputt.
Eventuell ist dies auch der wahre Luxus, den die Butter vermittelt: Das Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Mit der Familie am Tisch sitzen und ein Butterbrot schmieren, ohne einen Gedanken an die gängigen Schönheitsideale zu verschwenden und Spass am Essen zu haben. (kek)
Aber ich mags euch ja von Herzen gönnen😊👍