Wenn mich jemand fragt, was mir während meiner Japan-Reise am besten gefiel, antworte ich immer: das Klo. Nicht, dass der Rest nicht gut gewesen wäre. «Alles» wäre natürlich die richtigste Antwort, aber sie wäre wahnsinnig unkonkret und unbefriedigend. Ich hasse Smalltalk sowieso.
Aber tatsächlich: Das japanische WC ist eine wahre Freude. Ich meine das todernst.
Wenn man also nach zig Flugstunden in diesem Japan angekommen ist und sich vor lauter Harn- oder Stuhldrang das erste Mal auf der Schüssel niederlässt, wird man von einem warmen WC-Sitz empfangen. KUSCHLIG-WARM! Die Klobrille heisst dich auf die wohligste Art und Weise in Japan willkommen und bietet dir an, zu bleiben. Über Stunden. Für immer, wenn du möchtest.
Wer beheizbare Autositze kennt, weiss die Vorteile eines warmen Throns zu schätzen, hatte aber vielleicht auch schon latent das Gefühl, sich eingeschissen zu haben. Das passiert dir logischerweise auf dem WC-Ring nicht. Dort wäre das ausgeschiedene Produkt schliesslich fröhlich die Abwasserleitungen hinabgeglitten, auf Nimmerwiedersehen.
Die vorgewärmten WC-Ringe sind übrigens überall vorzufinden, nicht nur im 4-Sterne-Hotel. Auch auf den meisten öffentlichen Toiletten. Das habe ich sogar durch meine Hygiene-Sicherheitsschicht aus WC-Papier hindurch gespürt.
Apropos öffentliche Toiletten. Sie sind überall! Hattest du einmal eine Reisebegleitung, die gefühlt im dümmsten Moment pinkeln musste? Oder Kinder, die allbott «Bisi» müssen? Das ist neuerdings eine fantastische Neuigkeit, denn in Japan gibt es so viele öffentliche Toiletten, so oft kann man gar nicht müssen müssen.
Sie sind übrigens allesamt sauber. Und gratis.
Viele Toiletten sind ausserdem mit einem Geräusch-Dings ausgestattet. Sobald du anfängst, dein Geschäft zu verrichten, ertönt (teils automatisch!) entweder ein Wasserfall oder pfeifende Vögeli oder Ähnliches, damit du richtig loslegen kannst, ohne dir darüber Gedanken machen zu müssen, dass jemand deine Tönchen zu hören bekommt.
Das ist ganz praktisch auf öffentlichen Toiletten oder etwa Büro-WCs. Man kennt es: Viele können ja nicht, wenn es leise ist, und sie wissen, dass links und rechts jemand sitzt, der auch nicht kann, aus Angst, ein privates Geräuschchen von sich zu geben. Dann sind oftmals alle Schüsseln im Raum besetzt, und alle sitzen still und starr vor Schamgefühl.
Andererseits sind diese Übertünch-Geräusche auch fürs Hotelzimmer super-gäbig. Ganz ehrlich: Ich will meinen Partner nicht furzen hören. Es gibt Leute, die behaupten, es wäre gesund für eine Beziehung, wenn man voreinander furzen kann. Mag sein. Ich ziehe da aber lieber das hübsche Plätschern eines Wasserfalls oder das frühlingshafte Zwitschern japanischer Vögeli vor.
Natürlich gibt es auf jedem der japanischen WCs ein Bidet, mit dem man sich per Wasserstrahl vorne rum oder das Fudi putzen kann. Da macht es dann auch plötzlich Sinn, dass das WC-Papier ein hauchdünnes Nichts ist. Trotz der lustigen Sprüh-Erfahrung (es kitzelt etwas) werde ich künftig trotzdem das feuchte Klopapier vorziehen. Aber das ist Geschmacksache. Hauptsache sauber, nödwahr.
Bei all der niemals endenden Euphorie über die japanischen Toiletten könnt ihr euch bestimmt vorstellen, wie schäbig das erste Wasserlassen – zurück in der Schweiz – war: kalt, weil irgend so ein Tubel vergessen hatte, das Fenster auch wieder zuzumachen, mit ultrakratzigem WC-Papier, und, wer weiss, vielleicht mit einem hörbaren Fürzchen.
Der Nachteil ist nur die bittere Realität ausserhalb der eigenen vier Wände, die man nun umso stärker bemerkt.
Aber dass wir es in der Schweiz nicht geschafft haben, flächendeckend Bidets zu haben, ist ein Armutszeugnis. Ich weiss, das tönt etwas übertrieben: Aber ich habe immer Feuchttücher dabei....