Die Gründerin der NGO «Feeding our Future» und 47 weitere Personen müssen sich in den USA vor Gericht verantworten. Sie sollen 240 Millionen US-Dollar vom Staat eingefordert und abkassiert haben unter dem Vorwand, bedürftige Kinder im Bundesstaat Minnesota mit Essen versorgen zu wollen.
Die Staatsanwaltschaft spricht vom bisher grössten entdeckten Betrug mit Corona-Hilfsleistungen. Nachdem zu Beginn des Jahres Anschuldigungen publik gemacht wurden, löste sich die Firma auf. Am Dienstag startete der Prozess – hier erfährst du, worum es dabei genau geht.
Die Non-Profit-Organisation «Feeding our Future» mit Sitz in Minnesota wurde 2016 von Aimee Bock gegründet, mit dem Ziel, die staatliche Nahrungsmittelhilfe für kleinere, gemeinnützige Organisationen, Kindertagesstätten und religiöse Organisationen zu verwalten. 2019 erhielt die NGO ungefähr 3,4 Millionen Dollar staatliche Gelder – bis im Jahr 2021 erhöhte sich dieser Betrag auf 200 Millionen US-Dollar. Insgesamt soll «Feeding our Future» mehr als 240 Millionen Dollar aus dem nationalen «Child Nutrition Program»-Fonds entwendet haben.
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie wurde die Situation der Familien in Armut noch brenzliger und der Staat erhöhte die Hilfsgelder um mehrere Milliarden US-Dollar.
Die hohe Geldsumme von 240 Millionen Dollar wurde nur erreicht, weil die Angeklagten angaben, täglich tausende Kinder mit Nahrung zu versorgen. Damit hätten sie zahlenmässig zu den grössten Organisationen im Bereich der Nahrungsmittelhilfe gehört. Den Beweis dafür lieferten sie in Form von falschen Rechnungen und Listen mit Namen der erfundenen Kinder, die anscheinend jeden Tag zum Essen gekommen sein sollen. Wie die New York Times berichtet, soll die Organisation Quittungen für 125 Millionen Portionen Essen gefälscht haben.
Einer der Beschuldigten soll sogar angegeben haben, er habe pro Tag 5'000 Kindern geholfen – die angegebene Adresse führte die Ermittler zu einem ganz normalen Apartment im zweiten Stock.
Andere Beschuldigte wiederum verwendeten für die gefälschten Teilnehmer-Listen beispielsweise die Webseite listofrandomnames.com, die willkürliche Namen generiert.
Ausgegeben haben die Beschuldigten das Geld für Liegenschaften in den Vereinigten Staaten, der Türkei und in Kenia. Das Justiz-Departement hat nun vor, viele der Käufe zu beschlagnahmen, darunter mehr als 20 Autos, über 40 Grundstücke sowie Waffen und Kryptowährungen.
Mit dem Start der Pandemie und der Erhöhung der zugesicherten Gelder wurde die Kontrolle der ausführenden Organisationen jedoch nicht – wie man vielleicht erwarten könnte – verstärkt. Vielmehr hatte man von nun an einen schlechteren Überblick über die gesponserten Gelder und die Regeln wurden gelockert.
So mussten Staatsangestellte beispielsweise nicht mehr persönlich vor Ort überprüfen, wo das Essen verteilt wurde. Die Verantwortung wurde übertragen an sogenannte Watchdog-Organisationen, wie beispielsweise «Feeding our Future». Diese Watchdogs erhielten die Zahlungen vom Staat und hatten den Auftrag, es an die operierenden Organisationen weiterzuleiten und somit sicherzustellen, dass nicht betrogen wird.
Abgeschirmt von staatlicher Kontrolle durch die Gründerin Aimee Bock, konnten laut Anklageschrift sechs Gruppen auf ähnliche Art und Weise mit der Veruntreuung des Geldes beginnen. Sie registrierten innert kürzester Zeit unzählige NGOs und andere Organisationen, die sie als Nahrungsmittel-Hilfsorganisationen deklarierten. Überwacht wurden sie vom mutmasslich korrupten Watchdog «Feeding our Future».
Bereits zu Beginn dieses Jahres wurde der Verdacht laut, «Feeding our Future» hätte staatliche Gelder veruntreut. Die Ermittler kamen dahinter, weil die Liste der teilnehmenden Kinder auffiel, da darauf die immer gleichen Namen standen – Tag für Tag, Woche für Woche, so der Staatsanwalt des Bundesstaats Minnesota gegenüber der «New York Times». In der Realität ist es jedoch höchst unwahrscheinlich, dass tausende von Kindern immer anwesend sind ohne jegliche Krankheitsausfälle oder anderweitigen Absenzen.
Weil in so kurzer Zeit so viele neue Organisationen an «Feeding our Future» angekoppelt wurden, schöpfte die Verwaltung Minnesotas bereits 2020 Verdacht und wollte die NGO genau im Auge behalten und hielt neue Projekte der Firma zurück. Daraufhin erhob «Feeding our Future» im November 2020 Anklage und behauptete, der Staat würde mit diesen Vorsichtsmassnahmen die Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder verunmöglichen. Weil es sich dabei vor allem um Kinder von afrikanischstämmigen Familien handelte, wurde dem Staat zudem Diskriminierung vorgeworfen.
Weil die Beweise gegen «Feeding our Future» vor Gericht nicht ausreichten, flossen weiterhin grosse Summen in die NGO. Im April 2021 wandten sich die frustrierten Beamten des Bundesstaats Minnesota an das F.B.I., bis sie sich endlich auf nationaler Ebene Gehör verschaffen konnten und ernst genommen wurden.
Das Justiz-Departement erhebt gegen 48 Personen Anklage in verschiedensten Belangen: Internetbetrug, Bestechung im Zusammenhang mit staatlichen Programmen und Geldwäsche. Am Dienstagmorgen wurde bereits eine unbekannte Anzahl Personen in diesem Zusammenhang verhaftet – einige der Angeklagten sollen sich laut «CNN» zurzeit nicht in den USA aufhalten, weil sie bereits geflüchtet sind. Die Gründerin von «Feeding our Future» Aimee Bock streitet ihre Schuld vor Gericht bisher ab.
Ein Betrüger klagt weil der Betrogene kein Geld mehr zahlt.
Und erhält Recht
Das ist nicht mal mehr abartig dreist sondern high end