Seit dem Aufstieg (und Fall) des toxischen Männeridols Andrew Tate, schiessen Nachahmer wie Pilze aus dem Boden. Die sogenannte «Alpha-Industrie» – in der Männer anderen Männern erklären, was ein richtiger Mann ist – hat sich in den letzten Jahren stark vergrössert. Inzwischen gibt es sogar Camps, in denen man sich für ein Vermögen zum Mann machen lassen kann. Und sich dabei regelrecht foltern lassen muss.
Das bekannteste Camp im Internet ist momentan das Modern Knight Project, kurz MKP, von Bedros Keuilian. Bedros Keuilian ist ein 49-jähriger Unternehmer, der sich zum Ziel gesetzt hat, Männern zu helfen «ein erfülltes Leben mit Bestimmung, finanzieller Freiheit und liebenden Beziehungen» zu führen. Klingt so weit ja ganz schön. Doch das ist es ganz und gar nicht.
So besteht das Modern Knight Project aus einem 75-Stunden-«Erlebnis», bei dem man von Ex-Soldaten angeschrien wird, durch Schlamm kriechen muss und ohne Schlaf durch Wüsten rennen oder in Eisbädern baden muss. Hier eine kleine Kostprobe:
Der Grund, warum der Workshop so aufgebaut ist, erklärt Keuilian damit, dass er lange Zeit durch sehr schwierige Phasen ging. Als er dann Panikattacken bekam, ging er in die Therapie. «Ich habe den Schmerz und das Leiden vorher gebraucht, damit ich an den Punkt gekommen bin, wo es mir heute besser geht.»
Diesen Schmerz möchte Keuilian in seinem Workshop weitergeben, damit die Teilnehmer auch die Kraft finden, ihr Leben zu verändern. Therapie scheint jedoch kein Teil des Workshops zu sein. Dabei sagt der Unternehmer selbst: «Einige nennen, was wir hier machen, Folter, ich sehe es jedoch als eine Chance.»
Versprochen werden einem dabei, dass man(n) in 75 Stunden der Mann wird,
Und den ganzen 3-Tageskurs gibt es für lediglich 18'000 Dollar.
Den Preis finden in den sozialen Medien viele übertrieben hoch. «Wenn ich 18'000 Dollar bezahle, bin ich wirklich finanziell frei. Und zwar frei von meinen Lebensersparnissen. Was für ein Scam», meint etwa der YouTuber Gunner Cline, der mehrere Videos zum MKP gedreht hat.
Doch woher kommen diese hohen Kosten? Schlamm ist ja bekanntlich nicht allzu teuer. Da der Workshop in Amerika stattfindet, entstehen die meisten Kosten durch die Versicherung, die man für die drei Tage abschliesst. Jedoch muss man, bevor man überhaupt am Workshop teilnimmt, ein Dokument unterschreiben, in dem man zur Kenntnis nimmt, dass man in diesem Camp sterben kann und die Veranstalter dafür keine Verantwortung oder Kosten tragen.
Trotz allem scheinen sich laut der Webseite von MKP jedes Jahr Männer für den Workshop anzumelden. So hat dieses Jahr bereits einer stattgefunden und er war anscheinend ausverkauft. Für das Camp im Oktober seien nur noch 15 Plätze frei. Sowieso ist die Webseite regelrecht gespickt mit Rezensionen von begeisterten Teilnehmern und deren Ehefrauen. «Es hat unsere Familie verändert», steht da etwa in Grossbuchstaben oder: «Mein Mann glaubt endlich an sich selbst.»
Ob diese Aussagen wirklich wahrheitsgetreu sind, darüber lässt sich streiten. Online wird MKP nämlich regelrecht zerrissen. Unzählige Content Creator machen sich über Keuilian und sein Programm lustig. Dabei fallen Sätze wie: «Nichts ist unmännlicher, als ein Camp zu besuchen, dass einen männlich machen soll», oder: «Hier wird das Leiden von Männern ausgenutzt, um Geld zu machen. Einfach nur traurig.»
Ne merci, hatte ich schon in Isone und dazu noch gratis;-)