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«Loverboy-Methode»: Wenn dich dein Freund zur Prostitution zwingt

Loverboy-Methode Andrew Tate
watson/larissaerni

«Loverboy-Methode»: Wenn dich dein Freund zur Prostitution zwingt

Mit der sogenannten «Loverboy-Methode» soll Andrew Tate Frauen ausgebeutet haben. Die Methode ist im Rotlichtmilieu eine verbreitete Manipulationstaktik.
21.06.2023, 19:5703.08.2023, 13:09
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Der Alpha-Influencer Andrew Tate und sein Bruder Tristan Tate wurden am Dienstag offiziell wegen Menschenhandel und Vergewaltigung angeklagt. Die beiden sollen in Rumänien ein Netzwerk aufgebaut und Frauen zum Drehen von Pornofilmen gezwungen haben. Dabei sollen sie die «Loverboy-Methode» verwendet haben.

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Andrew Tate und sein Bruder Tristan werden wegen Vergewaltigung und Menschenhandel angeklagt.Bild: keystone

Was ist die «Loverboy-Methode»?

Die Loverboy-Methode ist eine Manipulationstaktik, um einen Menschen von sich abhängig zu machen. Dabei spielen Zuhälter oder Menschenhändler (die sogenannten «Loverboys») ihrem Opfer grosse Gefühle vor und versuchen es von seinem Umfeld zu isolieren. Hierbei geben die Loverboys ihren Opfern übertrieben viel Aufmerksamkeit, Komplimente und oft auch Geschenke. Ist eine ausreichende Abhängigkeit vorhanden, wird vom Opfer meist Prostitution verlangt oder auch erzwungen. Oft überzeugen die Täter ihre Opfer, indem sie vorgeben, das verdiente Geld zum Aufbau einer gemeinsamen Zukunft zu verwenden.

Wer ist betroffen?

Alle. Da es sich bei der Methode um Manipulation handelt, kann jeder Mensch Opfer der Loverboy-Methode werden. In den meisten Fällen sind jedoch Mädchen oder junge Frauen mit tiefem Selbstbewusstsein betroffen. Diese sind von den Tätern am einfachsten zu beeinflussen. Oftmals besuchen die Loverboys die Schulen ihrer Opfer oder sind auch der Familie als Partner der Tochter bekannt. Die Täter sind aber auch immer häufiger auf Dating-Plattformen oder auf Social Media unterwegs. Im Fall Tate gibt es Chatverläufe, die zeigen, mit was für Worten der Influencer Frauen manipuliert haben soll.

Menschenhandel und Ausbeutung
Du bist von Menschenhandel betroffen oder wirst ausgebeutet? Du hast eine entsprechende Beobachtung gemacht und möchtest das melden? Diese Stellen helfen weiter – vertraulich und kostenlos:

- Nationale Meldestelle gegen Menschenhandel ACT212: Tel. 0840 212 212, www.act212.ch
- Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration: Tel. 044 436 90 00, www.fiz-info.ch

Wie erkenne ich einen Loverboy?

In der Schweiz wird die Loverboy-Methode laut soziothek.ch erst seit 2018 genauer untersucht. Es ist also noch ein eher neues Phänomen. Trotzdem gibt es einige Merkmale, an denen man einen Loverboy erkennen kann:

  • Gewalttätiges Verhalten
  • Drohungen
  • Drogen- oder Waffenhandel
  • Kontakte ins Rotlichtmilieu
  • Ausgangsverbote
  • Love-Bombing (überschüttet einen kurz nach dem Kennenlernen mit Liebeserklärungen und Geschenken)
  • Plötzlicher Liebesentzug
  • Fordert Dinge, die man nicht tun will (wie etwa Nacktfotos aufzunehmen)
  • Ist extrem eifersüchtig auf Familienmitglieder oder Freundinnen und Freunde

Der bekannte Tinder-Schwindler gehört nicht zur Kategorie der Loverboys, da er keinen Menschenhandel mit den Opfern betrieben hat. Er hat sich aber auch wegen krimineller Tat verschuldigt. Das nennt sich dann Romance-Scam. Diese Art von «hinters Licht führen» ist ebenfalls strafbar.

Gibt es auch Lovergirls?

Opfer der Loverboy-Methode können auch Männer sein. Fälle, bei denen eine Frau einen Jungen auf diese Art manipuliert, sind aber sehr selten.

Mit dem Begriff «Lovergirl» bezeichnet man jedoch die jungen Frauen, die von den Loverboys gezwungen werden, weitere Mädchen ebenfalls zu Opfern zu machen.

Wie schütze ich mich und meine Mitmenschen?

Die Opferhilfe und die Soziale Arbeit im Prostitutionsmilieu bieten Unterstützung für Opfer. Viele der Betroffenen suchen sich jedoch keine Hilfe, da sie so abhängig von ihrem Loverboy sind, dass sie die Manipulation nicht erkennen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich selbst für das Thema sensibilisiert und mögliche Warnzeichen erkennt.

Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden. Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen Opferhilfestellen oder die Frauenberatung Sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es in Zürich die Stelle Castagna. Betroffene Männer können sich an das Männerbüro Zürich wenden. Wenn du dich sexuell zu Kindern hingezogen fühlst oder jemanden kennst, der diese Neigung hat, kann dir diese Stelle weiterhelfen.
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
22.06.2023 09:06registriert November 2016
Ich war letztens schockiert wie viele Fans dieser Andrew Tate tatsächlich hat. Sogar auf Instagram und Facebook hat es jeweils eine Menge Leute welche in den Kommentaren Dinge wie "FreeTate" posten.
Wie verblendet kann man bitte sein, was findet man an so einem Typen toll?
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endstation
21.06.2023 21:14registriert November 2019
absolut widerlicher Typ. ausserdem total unverständlich, warum es so viele Menschen gibt, die den auch noch abfeiern bzw. sich zum Vorbild nehmen!?
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