Politiker, Reiche und Diktatoren haben immer mal wieder grosse Pläne für noch grössere Bauprojekte. Doch nicht alle verlaufen so, wie es die Initiatoren gerne hätten. Wir haben die grössten Bauprojekte aufgelistet, welche (meistens) gescheitert sind oder dessen Kosten explodiert sind.
Burj al Babas ist ein Geisterdorf nahe dem Ort Mudurnu in der Provinz Bolu im nördlichen Landesinneren der Türkei. Das Areal mit den vielen kleinen weissen Schlösschen im Stil der Romantik war ursprünglich als Ferienresort geplant. Neben den rund 700 geplanten Villen sollte es auch ein Einkaufszentrum, ein Hotel und zwei Kongresszentren geben. Ein Schloss kostet ca. 400'000 Franken.
Das Projekt startete im Jahr 2011 mit dem Ziel, die Gebäude an vorwiegend arabische Klienten zu verkaufen. Rund 600 Schlösschen wurden errichtet und weitestgehend fertiggestellt. 350 Schlösschen wurden an Kunden in Katar, Bahrain, Kuwait, Dubai und Saudi-Arabien verkauft. Das Projekt geriet ins Stocken. Gründe waren unter anderem die Zahlungsunfähigkeit arabischer Kunden. Die Sarot Termal Group, Eigentümer des Projekts, beantragte 2018 ein Konkordat.
Einige Monate später wurde das Unternehmen für bankrott erklärt und das Projekt wurde gestoppt. Der Bankrottbeschluss wurde aber von der nächsten Instanz aufgehoben. Danach begannen wieder Arbeiten in Burj al Babas in geringem Ausmass. Die amerikanische Investmentfirma Nova Group Holding beteiligte sich 2024 an dem Projekt. Ob das Projekt nun fertiggestellt wird, wird sich zeigen.
Das pyramidenförmige 330 Meter hohe Ryugyong-Hotel in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang sollte ein Symbol für den Wohlstand sein. Über 105 Stockwerke verfügt das Gebäude. Der Bau begann 1987 und wurde 1992 wieder eingestellt. Grund dafür war das fehlende Geld infolge der Wirtschaftskrise, die auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte. Das Gebäude blieb Jahrzehnte unbewohnt.
2008 setzte man die Arbeiten fort. Jedoch wurde der Bau nach der Aussenverglasung wieder gestoppt. Es wird angenommen, dass der Grund für den Baustopp die fehlenden Rohstoffe und der Mangel an Fachwissen ist. 2017 wurden Zufahrtsstrassen gebaut und LED-Anzeigen am Gebäude angebracht. Momentan steht das Hotel immer noch leer und eine Änderung dieses Zustands ist in naher Zukunft nicht zu sehen. Die Gesamtkosten für den Bau werden auf rund 1,7 Milliarden Franken geschätzt.
Das Projekt «The World» ist eine künstliche Inselgruppe in Dubai. Sie liegt vor der Küste des Stadtteils Jumeirah.
Die 300 Inseln sind in Form einer Weltkarte angeordnet. Die Inseln sind zu kaufen und haben eine Fläche von 23'000 bis 87'000 Quadratmeter. Sie sind nur mit dem Boot oder Hubschrauber erreichbar.
Das ganze Projekt kostet den Staat 6,7 Milliarden Franken. Eine Insel kostet zwischen 10 und 35 Millionen Franken. Das Projekt begann im Jahr 2003 und wurde aufgrund der Finanzkrise 2007 nach 2011 nicht weitergeführt. Ende 2010 waren 200 von 300 Inseln verkauft. Bis heute wurden nur wenige Projekte auf den Inseln realisiert. Die erste grosse Hotelanlage, die auf einer der Inseln eröffnet wurde, war 2021 das «Anantara World Islands Dubai Resort». Es folgte das Projekt «The Heart Of Europe».
Die Inseln versanden immer mehr und haben an Wert verloren.
Stuttgart 21 ist ein Verkehrs- und Städtebauprojekt zur Neuordnung des Eisenbahnknotens Stuttgart. 21 steht dabei für das 21. Jahrhundert. Zu den Bauarbeiten gehören neue Bahnhöfe, Schienenwege, Tunnelröhren und Brücken.
1994 wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2010. Für 2019 war geplant, das Projekt fertigzustellen. Dies zögerte sich aber immer mehr hinaus. Die Eröffnung ist nun für 2026 geplant. Von anfänglich 3,8 Milliarden Franken betragen die Kosten jetzt satte 10 Milliarden Franken.
Gründe für die Verzögerungen sind Klagen gegen das Projekt, geänderte Auflagen sowie der geologisch anspruchsvolle Untergrund.
Die South China Mall in Dongguan in China ist das grösste Einkaufszentrum der Welt. Bei einer Fläche von 892'000 Quadratmetern hätten 2350 Geschäfte Platz.
Die Mall wurde 2005 eröffnet. Danach stand sie grösstenteils leer. Gemäss einem Artikel der China Times im Jahr 2020 sollte die Auslastung bei 91 Prozent liegen. Aufnahmen von 2024 zeigten jedoch grosse Leerstände.
Die Kosten betrugen 1,1 Milliarden Franken.
Masdar City ist ein Stadtbauprojekt in Abu Dhabi. Geplant war eine «CO₂-neutrale Wissenschaftsstadt», welche vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt werden sollte. Die Fläche mit sechs Quadratkilometern war für 47'599 Einwohner und 1500 Firmen ausgelegt.
2008 wurde mit dem Bau begonnen. Ab 2010 gab es Verzögerungen und finanzielle Probleme. Ursprünglich für 2016 geplant, ist die Fertigstellung nun für 2030 vorgesehen. Stand 2024 wohnen ca. 3000 Menschen in der Stadt.
Auch klimaneutral ist die Stadt noch nicht. Erst wenige Null-Energie-Häuser stehen. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 19,4 Milliarden Franken.
«The Line» gehört zum Bau des Siedlungsprojekts «Neom», bei dem auf einer Fläche von 26'500 km² – der Grösse von Belgien – vier Projekte entstehen sollen. Unter Kronprinz Mohammed bin Salman sollen die Projekte das Land wirtschaftlich und nachhaltig nach vorne bringen.
«The Line» ist eine linienförmige Grossstadt, welche in der Wüste gebaut werden soll. Vorgesehen war sie für 1,5 bis neun Millionen Menschen auf einer Länge von 170 Kilometern. Geplant war die Fertigstellung bis 2030. Die Initiatoren änderte das Ziel aber auf 2,4 Kilometer und eine Einwohnerzahl von 300'000 Menschen, da das Ziel wohl doch zu ambitioniert war. Die Fertigstellung soll nun 2024 erfolgen.
Das Projekt wurde erstmals 2021 vorgestellt. Die Bauarbeiten begannen einige Monate später. Viele Experten bezweifeln die Möglichkeit, ein solches Projekt zu realisieren, und dies in so kurzer Zeit. Es kam zudem heraus, dass mindestens ein Bauunternehmer bereits Entlassungen vorgenommen haben soll.
Die Kosten für «The Line» sollen bei rund 880 Milliarden Franken liegen.
Der Flughafen Berlin-Brandenburg steht nun endlich. Jedoch war der Weg bis dahin steinig.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wollte man einen grossen, modernen Hauptstadtflughafen. 1992 begannen die Planungen. Die Kosten wurden dazumal auf 740 Millionen Franken geschätzt. 2007 sollte der Flughafen öffnen.
Aufgrund von Verfahrensfehlern, Streitigkeiten und finanziellen Problemen verzögerte sich das Ganze. 2006 war der Spatenstich. Der Eröffnungstermin war für 2011 angesetzt. Dieser wurde aber immer wieder verschoben.
Es folgte eine Odyssee aufgrund zahlreicher Baumängel. Unter anderem gab es Probleme mit der Brandschutzanlage, die Rolltreppen waren zu kurz, bei der Lüftungsanlage drang Wasser ein und beim Parkplatz vergass man die Kabelschächte. Viele weitere Mängel kamen ans Licht.
2015 meldete eine der am Bau beteiligten Baufirmen Insolvenz an. 2018 fing der Bau eines Zusatzterminals an, da das Passagieraufkommen immer mehr angestiegen ist und der Flughafen ansonsten schon zum Start zu klein gewesen wäre.
Im Jahr 2020 konnte der Flughafen endlich seine Toren unter Coronabedingungen öffnen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 6,7 Milliarden Franken.
Ist The Line nun schon eröffnet oder passiert das in den nächsten zwei Wochen?